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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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neckte sie:
    »Hat dieser Lulatsch denn gut ausgesehen?« Maggie errötete und schlug die Augen nieder.
    »Ein großer Mann?« hakte Catherine interessiert nach. Maggie hatte schon immer eine Schwäche für große Männer gehabt, auch wenn sie durch und durch solide war. Maggie schniefte. »Groß war er – und ungelenk! Fast hätte er meine Einkäufe zu Boden fallen lassen.
    Hat versucht, mir den Korb abzunehmen. Als ob ich nicht selbst genug Kraft in den Armen hätte! Er muss mich für ein leichtes Opfer gehalten haben. Dieses Londoner Gesindel ist kein bisschen besser als die Gauner in Indien.« Oho, dachte Catherine. Maggie hatte dem Mann, der sie auf dem Weg zum Markt belästigt hatte, doch tatsächlich erlaubt, sie nach Hause zu begleiten, sonst hätte er nicht versuchen können, ihr den vollen Einkaufskorb abzunehmen.
    Das war äußerst ungewöhnlich, denn Maggie legte Wert auf Sitte und Anstand. Bahnte sich da etwa eine Romanze an? Maggie war so prüde, dass sie noch nie einen Mann ermutigt hatte, nicht einmal die respektablen Engländer, die sie im Ausland getroffen hatten. Auf der anderen Seite hatte Catherine sie noch nie in England erlebt. Vielleicht war sie in vertrauter Umgebung nicht ganz so streng auf die Einhaltung ihrer rigiden Prinzipien bedacht? »Er hat angeboten, dir den Korb zu tragen? Das hört sich nach einem sehr netten Mann an.«
    »Von wegen nett! Aushorchen wollte er mich, Miss Catherine! Oh, zuerst ist es mir gar nicht aufgefallen, denn er hat es geschickter angestellt als die anderen, aber ich habe es dann doch gemerkt. ›Oh, Miss Bone, Sie sind wohl noch nicht lange in London?‹ hieß es und: ›Oh, höre ich da einen Anflug von Akzent in Ihrer Stimme, Miss Bone? Zweifellos haben Sie lange im Ausland gelebt?‹« Sie rang die Hände. »Ich habe ihm ganz schön den Kopf gewaschen.
    ›Exotischer Akzent‹, hab ich ihm gesagt, ›ein waschechter Yorkshire-Akzent ist das, wenn Sie’s genau wissen wollen!‹ So eine Frechheit!« Catherine musste kichern, denn so viel Entrüstung wirkte doch leicht komisch. Die Kammerzofe warf ihr einen empörten Blick zu.
    »Das kann ich überhaupt nicht lustig finden, Miss Catherine. So ein Heuchler! Und dann«, fügte sie aufgebracht hinzu, »hatte er doch glatt die Frechheit, mich zu fragen, wann ich Ausgang habe. Als wenn nichts gewesen wäre!«
    »Und – hast du’s ihm gesagt?« fragte Catherine neugierig. Maggie warf Catherine lediglich einen pikierten Blick zu und ging würdevoll von dannen. Die Art, wie sie das Zimmer verließ, stellte Catherine vor ein neues Rätsel. Mit Sicherheit hatte ihre äußerst korrekte Kammerzofe ihrem neugierigen Verehrer nicht gesagt, wann sie freihatte. Aber dass Maggie errötete und sich so aufregte, ließ Catherine vermuten, dass ihre Kammerzofe dennoch nichts dagegen hätte, wenn der lange Lulatsch an ihrem freien Tag an der Dienstbotentreppe auf sie wartete. Die sittenstrenge Maggie Bone hatte also in mittleren Jahren einen Verehrer, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben. Catherine hoffte zumindest, dass dem so war: Maggie hatte so viel für Catherine aufgegeben. Sie sollte nicht auch auf die Liebe verzichten müssen. Nachdenklich beugte sich die junge Frau wieder über ihren Stickrahmen. Obwohl sie sich für Maggie freute, war es in der Tat beunruhigend, dass die Dienerschaft über sie ausgehorcht wurde. Wer wohl dahinter steckte? Normalerweise gingen Menschen nicht so weit, in den Haushalt von Fremden einzudringen und herumzuspionieren, nur weil sie neugierig waren – es sei denn, sie wurden dafür bezahlt. Catherine überlegte hin und her. Aber außer Mr. Devenish fiel ihr niemand in London ein, der Interesse an ihrer Vergangenheit gezeigt hatte. Doch aus welchem Grund sollte Mr. Devenish Erkundigungen über sie einziehen, jetzt, wo sie mit seinem Neffen gebrochen hatte? Besorgt starrte Catherine auf ihre Stickerei. Es war schlimm genug, wenn man verfolgt wurde. Aber wenn man einem unbekannten Feind oder sogar mehreren gegenüberstand, wurde es gefährlich. Die Erfüllung des Auftrags, den ihr Vater ihr erteilt hatte, gestaltete sich zunehmend schwierig. Sie dachte an die sechs Geheimfächer im Zwischenboden einer Truhe aus Kampferholz, die oben in ihrem Schrank stand. Zwei der Fächer waren bereits gefüllt; die kleinsten zwar, aber trotzdem … Wenn alles nach Plan verlief, würde sie das dritte Fach noch heute Nacht füllen können – die Vorbereitungen dafür waren abgeschlossen. Dann hätte sie

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