Das Geheimnis der schönen Catherine
gerade. Mag sein, dass sie sich begehrenswerter machen will.« Er schüttelte den Kopf. »Um die Wahrheit zu sagen: Ich habe keine Ahnung, hinter was sie her ist. Wenn sie wirklich eine Erbin ist, ist ihr Verhalten verständlich, aber wenn nicht – dann verstehe ich nicht, warum sie sich so ziert.«
»Warum glauben Sie, dass die junge Dame kein Vermögen besitzt?«
»Einen Beweis dafür habe ich nicht. Aber die Gerüchte entbehren einfach jeder Grundlage. Und die junge Frau streitet auch ganz offen ab, vermögend zu sein – allerdings …«, er zog die Augenbrauen düster zusammen, »… auf eine Weise, die Raum für Spekulationen lässt. Ich weiß wirklich nicht, woran ich bei ihr bin – eine Frau wie sie ist mir einfach noch nie untergekommen. Aber ich habe das Gefühl, dass sie irgendetwas im Schilde führt.« Captain Patchett nickte. »Und Ihre Gefühle haben uns beide reich gemacht, mein Junge. Wenn Sie glauben, dass etwas faul ist, wird es sich wohl lohnen, dem nachzugehen.« Aber Hugo hörte ihm nicht zu. »Sie macht mich wahnsinnig! Im einen Moment tut sie, als lispelte sie, im nächsten gibt sie vor, niemals in ihrem Leben gelispelt zu haben, und fragt, wieso man ihr solche Dinge unterstellt. Sie kann reiten wie eine Amazone und behält bei Gefahr einen kühlen Kopf. Sie kann tanzen wie eine Göttin, aber ich habe gesehen, wie sie mit ihrer Tollpatschigkeit einen älteren Mann beim Tanzen fast zum Krüppel gemacht hat.« Captain Patchett grinste breit. »Gut, gut. Ach, dass ich das noch erleben darf!« Hugo entging das Grinsen seines alten Freundes nicht. »Was soll das heißen, Patchett? Ich kann daran nichts Lustiges finden!« Captain Patchett lachte. »Nein, das scheint mir auch so.« Er bemühte sich, ernster dreinzublicken. »Und diese tollpatschige junge Amazone ist also die Zukünftige Ihres Neffen?« Hugo nickte. »Der Junge und seine Mutter sind fest entschlossen, durch Heirat reich zu werden. Wenn das Mädchen wirklich eine Diamantenmine besitzt, sind sie aller Sorgen ledig. Und sie würden mich endlich nicht länger belästigen. Und darüber wäre ich wirklich froh, das kann ich Ihnen sagen.« Captain Patchett nickte. »Kann ich mir vorstellen. Sie wären endlich frei.« Hugo nickte. »Ja, dann wäre ich frei zu tun und zu lassen, was ich will.« Er fügte nicht hinzu, dass er sich absolut sicher war, dass die Geschichte von der Diamantenmine komplett erlogen war und dass Miss Singleton eine andere war, als sie zu sein vorgab. Er würde auch nicht erwähnen, dass die Zukünftige seines Neffen eine talentierte Taschendiebin war. Und dass die ganze Angelegenheit ihn mehr belastete, als er gedacht hätte. Nein, das würde er mit Sicherheit nicht erwähnen. Er hatte schon viel zu viel gesagt.
»Nun gut«, sagte sein Gegenüber. »Was wissen Sie noch über das Mädchen? Sagen Sie mir doch zunächst mal, wie sie heißt und wann sie angeblich in London eingetroffen ist. Nur so ungefähr. Ich werde mich nach ihr erkundigen. Zumindest das Schiff, auf dem sie nach England gekommen ist, sollten wir ausfindig machen können. Irgendeine Idee, wo sie an Bord gegangen ist?«
»Keine Ahnung. Sie äußert sich zu alldem nur sehr vage, was meinen Verdacht noch bestärkt. Aber es heißt, sie käme aus New South Wales.« Der alte Seemann spitzte die Lippen und pfiff. »Aus New South Wales ist noch nie was Gutes gekommen, das möcht ich wetten. Aber zur Zeit sind grad eine Menge Leute gekommen. Erst gestern ist wieder ein Schiff eingelaufen. Die Seeleute wissen bestimmt Bescheid. In dieser Höllengegend wird über jede Erbin – eigentlich über jedes hübsche Ding – geredet. Wenn jemand sie gesehen hat, wird er über sie reden.«
»Sie hat auch Jaipur erwähnt.« Captain Patchett füllte sein Glas aufs Neue. »Ich verstehe allmählich, was Ihr Problem ist. Sie könnte von überall und nirgends gekommen sein, stimmt’s?«
»Genau.«
»Also gut. Trotzdem – wenn sie auf einem Schiff hier angekommen ist, und etwas anderes ist ihr wohl nicht übrig geblieben, werden wir das Schiff auch finden. Die Leute hier haben scharfe Augen. Verlassen Sie sich auf mich. Ich kümmere mich schon um Ihr Mädchen.«
»Um die Zukünftige meines Neffen«, korrigierte Hugo ihn.
Captain Patchett lächelte. »Hab ich das nicht gesagt?«
»Was soll das heißen? Du hast ihr beigepflichtet, dass ihr nicht zueinander passt?« empörte sich Lady Norwood. »Bist du von Sinnen, Thomas?« Thomas zuckte mit den Schultern. »Nun, sie
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