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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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er nicht von Anfang an vermutet, dass es Miss Singleton war, die ihm die Krawattennadel gestohlen hatte? Sein Argwohn schien ihm damals völlig lächerlich – unschuldige Debütantinnen stahlen einfach nicht. Aber jetzt … Eine süße, junge, nicht ganz so unschuldige Frau, die nicht nur eine Taschendiebin war, sondern mit einem Chinesen zusammenarbeitete … Ein neuer Gedanke kam ihm. War der Vorfall im Park vielleicht nur ein Streit unter Dieben gewesen? Allerdings waren die beiden Männer keine Chinesen gewesen, dessen war er sich sicher. Er schloss die Augen. Die Fragen nahmen kein Ende. Und was sollte er bloß tun? Wenn seine Vermutungen richtig waren, was sollte er dann tun – sie vor Gericht bringen? Dafür sorgen, dass man sie hängte oder deportierte, dass sie wieder nach New South Wales geschickt wurde, wo ihre angebliche Diamantenmine war – in Ketten?
    Niemals. Hugo ging zurück ins Bett und ließ sich die Möglichkeiten durch den Kopf gehen.
    Dann fiel ihm etwas ein. Er hatte sich geschworen, dass er sich niemals wieder mit einer so genannten feinen Dame einlassen würde. Wenn er mit seinen Vermutungen richtig lag, war die aufregende Miss Singleton gar keine feine Dame. Tugendhaft vielleicht, aber keine feine Dame. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein.

Kapitel 8
    Als Mr. Devenish eine Woche später den Ball der Uppington-Smythes besuchte, erregte er damit bei einigen Anwesenden Aufmerksamkeit. »Ach du liebes bisschen! Devenish ist hier«, flüsterte Lady Gosper ihrer Nachbarin zu. »Und ich dachte, er stünde mit den Uppington-Smythes nicht auf gutem Fuß. Was will er hier bloß, Hettie?«
    »Ich glaube, er ist wegen Miss Singleton hier – Roses Nichte«, erwiderte Lady Horton. »Ach … er ist wirklich ganz schön hinter ihr her, was? Letzten Mittwochabend war er auch wieder bei Almack’s. Er hat keinen wichtigen Ball ausgelassen, seit das Mädchen ihr Debüt gab«, warf Pearl Hamnet ein. »Nun, er drängt sich ihr bei jeder Gelegenheit auf, aber ob sie ihn auch ermutigt, das bleibt noch abzuwarten«, meinte Lady Horton. Lady Gosper sah sie irritiert an. »Das Mädchen ist doch kein Dummkopf, oder? Er ist gesund und kräftig, dieser Devenish-Junge – nicht wie der Rest seiner Familie. Natürlich wird sie ihn ermutigen, Hettie.« Lady Horton wiegte den Kopf. »Nun, mir hat Rose erzählt, dass das Mädchen schon ganz nervös ist, weil er überall aufkreuzt. Sie kann offenbar nirgendwohin gehen, ohne dass dieser Devenish erscheint. Und außerdem, Maud: Sie muss kein Vermögen heiraten – sie hat selbst welches.« Kritisch sahen die drei älteren Damen zu, wie Hugo sich lächelnd und unter Verbeugungen einen Weg durch die Menge bahnte und mit jedem Bekannten, den er traf, ein paar freundliche Worte wechselte. Obwohl es keineswegs den Anschein hatte, als ginge er dabei zielstrebig vor, beugte er sich doch schon nach erstaunlich kurzer Zeit über Rose Singletons Hand, und gleich darauf verneigte er sich vor ihrer Nichte. »Der Junge hat gute Manieren, selbst wenn er Kaufmannsblut in den Adern hat.«
    »Er macht sich zum Narren, Pearl.« Lady Gosper machte eine abweisende Handbewegung. »Rose sollte wirklich ein wenig strenger mit dem Mädchen sein. Der Devenish-Junge ist ein guter Fang für das Kind, Kaufmannsblut hin oder her. Als ich jung war, hat ein Mädchen geheiratet, wen ihre Eltern für richtig hielten, und damit basta. Eine gute Partie in den Wind zu schlagen – undenkbar!« Die alte Dame gab einen indignierten Laut von sich. »Auch wenn sie selbst eine Erbin ist!« Lady Hamnet beugte sich verschwörerisch vor. »Mein Mann behauptet, dass sie bei White’s schon Wetten abschließen.«
    »Pah! Die Männer wetten doch um alles und jedes – das bedeutet gar nichts. Diese Einfaltspinsel wissen doch nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen.« Auch auf der anderen Seite des Ballsaals wurden Mr. Devenishs Schritte kommentiert. »Habe ich es dir nicht gesagt, Thomas? Siehst du, da ist er wieder – noch auffälliger könnte er ihr ja wohl kaum nachsteigen! Es ist einfach unglaublich. Ich habe dir doch gesagt, du sollst ihm nicht glauben – sie muss reich sein. Sonst würde dein Onkel sie nicht so schamlos hofieren.« Thomas warf verlegen ein: »Schsch, Mutter. Die Leute werden auf uns aufmerksam!«
    »Es ist mir völlig egal, wer mich hört!« fuhr Amelia ihn an, senkte aber doch die Stimme. »Jetzt geh schon und sei nett zu dem Mädchen, Thomas. Du hast sie wirklich vernachlässigt

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