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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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begraben lag. Aber nicht so lange, daß Art, Zeit und Ursache ihres Todes einfach hingenommen werden könnten. Überall sagen die Leute, es sei Bruder Rualds Frau gewesen, die er verlassen hat, um in den Orden einzutreten.«
    »Sie mögen es überall sagen«, entgegnete der Abt und sah den jungen Mann mit einem ernsten Gesicht und hochgezogenen Augenbrauen an, »aber es ist nicht überall bekannt.
    Niemand kann sagen, wer sie war, und bis jetzt kann auch niemand wissen, wie sie zu Tode gekommen ist.«
    »Aber das ist es nicht, was außerhalb dieser Mauern gesagt und angenommen wird«, beharrte Sulien unbeeindruckt. »Und nachdem ein so schrecklicher Fund erst mal bekannt geworden war, mußten alle Leute doch gleich auf einen Gedanken kommen. Eine Frau wird dort gefunden, wo einmal eine Frau ohne ein Wort verschwunden ist! Was sollten die Leute denn anderes denken, als daß es sich um ein und dieselbe Frau handelt? Natürlich können sich alle irren.
    Und ich bin absolut sicher, daß sie unrecht haben! Doch wie ich höre, denkt auch Hugh Beringar so, und wer kann es ihm verdenken. Vater, das bedeutet, daß mit dem Finger auf Ruald gezeigt wird. Man hat mir gesagt, daß die Leute ihn schon jetzt für des Mordes schuldig halten und daß sogar Gefahr für sein Leben besteht.«
    »Volkes Stimme sagt nicht unbedingt die Wahrheit«, entgegnete der Abt geduldig. »Und für den Herrn Sheriff kann sie ganz gewiß nicht sprechen. Wenn er das Tun und Lassen Bruder Rualds untersucht, tut er nur seine Pflicht, und er wird das auch bei anderen genauso halten, falls es notwendig wird. Ich darf wohl annehmen, daß Bruder Ruald selbst dir kein Wort davon erzählt hat, denn sonst wäre es nicht dazu gekommen, daß du es erst auf Longner erfahren hast. Mußt du dir Sorgen machen, wenn er sich keine macht?«
    »Aber Vater, das ist es ja gerade, was ich zu erzählen habe!« Sulien redete sich jetzt in Feuer. »Niemand braucht sich um ihn Sorgen zu machen. Wie Ihr schon gesagt habt, kann wirklich niemand sagen, wer diese Frau ist, aber es gibt einen, der mit absoluter Sicherheit sagen kann, wer sie nicht ist! Denn ich kann beweisen, daß Rualds Frau Generys am Leben und gesund und munter ist - oder zumindest vor drei Wochen noch war.«
    »Du hast sie gesehen?« fragte Radulfus ungläubig und mit einer Heftigkeit, die der Glut des hitzigen jungen Mannes fast gleichkam.
    »Nein, das nicht! Aber ich habe einen besseren Beweis.«
    Sulien langte mit der Hand tief in den Halsausschnitt seines Habits und zog etwas Kleines heraus, das er an einer Kette am Hals versteckt hatte. Er zog sie sich über den Kopf und legte sie auf seine offene Handfläche, damit jeder den Anhänger sehen konnte. Es war ein einfacher Silberring mit einem kleinen gelben Stein, wie sie manchmal in den Bergen von Wales und an der Grenze zu finden waren. Der Ring war noch warm, da er an Suliens Brust gelegen hatte.
    Mochte er auch von geringem Wert sein, für das, was er beweisen sollte, war er unschätzbar. »Vater, ich weiß, daß es unrecht war, diesen Ring zu behalten, aber ich gebe Euch mein Wort, daß ich ihn in Ramsey nicht gehabt habe.
    Nehmt ihn in die Hand und seht hinein!«
    Radulfus warf ihm einen langen, prüfenden Blick zu, bevor er die Hand ausstreckte und den Ring an sich nahm.
    Er drehte ihn, damit die Innenseite beleuchtet wurde. Seine geraden schwarzen Augenbrauen zogen sich zusammen. Er hatte gefunden, was Sulien ihn finden lassen wollte.
    »Ein mit einem großen G verschlungenes großes R. Einfach, aber klar zu erkennen. Und alte Arbeit. Die Ränder sind abgenutzt und stumpf, aber der Mann, der die Gravur gemacht hat, hatte tief geschnitten.« Er sah Sulien in dessen gerötetes Gesicht. »Woher hast du das?«
    »Von einem Juwelier in Peterborough, nachdem wir aus Ramsey geflüchtet waren und Abt Walter mich beauftragt hatte, zu Euch zu kommen. Es war reiner Zufall. In der Stadt hielten sich einige Händler auf, die sich fürchteten zu bleiben, als sie erfuhren, wie nahe de Mandeville war und wie viele Soldaten er bei sich hatte. Sie waren dabei, alles zu verkaufen, um dann die Stadt zu verlassen. Andere waren aber beherzter und wollten bleiben. Es war Abend, als ich die Stadt erreichte. Ich war diesem Silberschmied in Priestgate anempfohlen, der mich für die Nacht beherbergen sollte. Er war ein unerschrockener Mann, der sich weder Vogelfreien noch Räubern beugte und der sich Ramsey gegenüber immer wohltätig gezeigt hatte. Seine Wertsachen hatte er

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