Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
Texas. Meine Mom und mein Dad haben sich dort in einem Diner kennengelernt. Sie wohnte mit ihrer Schwester im Reservat.«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Ihr echter Name war ›Lacht wie der Wind‹. Ihr Mann nannte sie Mary. Und sie ist tot.«
    »Und dein Dad?«
    »Lebt noch.«
    Sie berührte die Narben auf seiner Brust. Im Dämmerlicht sahen sie silbrig aus, als wären Stücke zerrissener Angelschnur in sein Fleisch gebettet. »Woher hast du die?«
    »Elektrokabel und Zigaretten. Mein Alter hatte keine Lust, nach Stöcken zu suchen.«
    Vivi Ann zuckte zusammen. »Und deine Mom, hat sie –«
    »Das reicht für heute. Sollen wir uns jetzt nicht mal über etwas wirklich Wichtiges unterhalten?«, fragte er, als sie sich an ihn schmiegte.
    »Zum Beispiel?« Sie starrte durch die fedrigen Blätter hinauf in den purpurfarbenen Himmel.
    »Winona.«
    Vivi Ann seufzte. Auch wenn es in den letzten Tagen nicht zur Sprache gekommen war, hatte sie darüber nachgedacht. »Sie ertrug es einfach nicht, was wir – was ich Luke antat, und ist ausgerastet. Win war schon immer ein Mensch, für den es nur Schwarz oder Weiß, entweder oder gab. Ich sollte wütend auf sie sein, und das bin ich auch, doch im Grunde hat sie mir geholfen. Wie soll ich noch wütend sein, wo ich doch mit dir verheiratet bin?«
    »Also willst du zurückgehen«, sagte er.
    »Ich gehöre dorthin«, erklärte sie leise. »Und ich möchte, dass du und unsere Kinder auch dorthin gehören.«
    »Das wird nicht leicht werden. Die Leute reden doch.«
    »Das tun sie immer, und jetzt hab ich ihnen endlich Gesprächsstoff gegeben.«
    »Ich liebe dich, Vivi«, sagte er, und eine seltsame Dringlichkeit lag in seiner Stimme, die sie gleichzeitig entzückte und erschreckte. »Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand weh tut. Nicht mal Winona.«
    Sie lachte. »Keine Sorge, Mr Raintree. Wir Greys sind Rancher. Wir wissen, wie man Zäune instand hält.«
    Am ersten Samstag im September wachte Winona weit vor Tagesanbruch auf und schleppte sich zur Ranch. Auf dem Weg dorthin holte sie Aurora ab, die zu dieser unchristlichen Stunde ungebührlich frisch wirkte.
    »Ich fasse es nicht, dass sie immer noch nicht zurückgekommen ist«, sagte Aurora, als sie zum Farmhaus fuhren.
    »Sie will uns Angst einjagen. Und es funktioniert. Dad merkt schon, wie sehr er sie auf der Ranch braucht.«
    »So denkt sie nicht.«
    »Du meinst, sie denkt überhaupt?«
    Aurora verdrehte die Augen. »Herrgott, du bist manchmal so ein Miststück. Wie geht es eigentlich Luke? Hat er dir schon seine unsterbliche Liebe gestanden?«
    Winona trat so heftig auf die Bremse, dass ihre Schwester verstummte. »Der Keksteig ist im Kühlschrank. Mach so viele wie möglich und bring dann das gesamte Essen zur Sommerküche.«
    »Ist gut.« Aurora stieg aus und verschwand im Haus.
    Winona fand ihren Dad im Reitstall. Er fegte die Arena für den heutigen Jackpot sauber. Sie winkte ihm zu und ging zur Schiedsrichterkabine, wo sie die Lautsprecheranlage einschaltete.
    Die nächsten Stunden widmete sie sich allen anstehenden Aufgaben. Sie sorgte dafür, dass die Absperrung sicher stand, die Stoppuhren und das Mikrofon funktionierten, dass die Bullen hergebracht und ihre Hörner umwickelt wurden. Um zehn Uhr war sie wieder in der Schiedsrichterkabine, in der sich bereits die Teilnahme-Anträge stapelten, und versuchte, die Teams für die ersten Runden zusammenzustellen. Das Schlimmste von allem waren die Handicaps. Jeder Roper hatte von der Roping-Association ein Skill-Level zugesprochen bekommen: eine Ziffer in einer Skala, die seinen Fähigkeiten entsprach. Damit es fair zuging, mussten die Teams so zusammengestellt werden, dass ihre Handicaps, die sich aus der Summe der Ziffern ergaben, in etwa gleich waren. Dafür musste man eigentlich Mathe studiert haben!
    Die Tür zur Kabine öffnete sich, gefolgt von einer kleinen Staubwolke, und ihr Vater erschien. Er wirkte gereizt. »Was brauchst du eigentlich so lange, Win? Rechnen wirst du doch noch können, schließlich hast du sieben Jahre studiert.«
    »Ich krieg’s einfach nicht hin.«
    »Also ist College Zeitverschwendung.« Er schnappte sich die Geldkassette vom Tisch und verschwand.
    Winona folgte ihm zum Parkplatz, wo sich schon Dutzende Männer auf Pferden versammelt hatten.
    »Was ist los, Henry?«, fragte einer und schob sich den Cowboyhut in den Nacken.
    »Wir machen für heute dicht«, erwiderte er. »Jeder kriegt sein Geld zurück. Das Handicapping ist zu hoch für

Weitere Kostenlose Bücher