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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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beiden Welten akzeptiert zu fühlen. In den zehn Monaten, die seit ihrer Hochzeit vergangen waren, hatte sie nur sehr wenig über ihren geliebten Mann erfahren. Er liebte sie – das war offensichtlich –, aber ansonsten behielt er seine Gefühle für sich. Nur Wut zeigte er manchmal, und das machte ihr Angst, so selten es auch geschah.
    Vergiss nie , hatte er ihr einmal gesagt, als sie sich stritten, dass ein misshandeltes Tier bösartig werden kann. Ich hab versucht, dich zu warnen. Er hatte sie abwehren wollen; das begriff sie jetzt. Das Einzige auf der Welt, vor dem er wirklich Angst hatte, war ihre Liebe.
    Im Grunde war ihm nicht mal bewusst, dass sie ihn nicht nur liebte, sondern für ihn lebte. Sie war ihm immer noch hörig und konnte es nicht abstellen.
    »Du bist schon wieder so abwesend«, stellte Aurora fest und stibitzte eine Fritte von Vivi Anns Teller. »Heißen Sex gehabt heute Morgen?«
    Vivi Ann lachte und rieb sich über ihren Babybauch. » Du hast doch behauptet, Leidenschaft würde vergehen.«
    »Ja, stimmt schon. Aber dann hast du Tattoo-Boy kennengelernt.«
    »Ich kann es immer noch nicht begreifen, wie sehr ich ihn liebe. Dir ist das bewusst, oder?«
    »Mich überrascht eigentlich, wie sehr er dich liebt. Er behält dich ständig im Auge. Manchmal glaube ich, er erträgt es nicht, ohne dich zu sein.«
    Vivi Ann hörte die Wehmut in der Stimme ihrer Schwester. Ihr wurde bewusst, wie vertraut ihr dieser Unterton schon war. »Möchtest du darüber reden?«
    »Worüber?«
    »Über Richard. Was ist los?«
    Auroras sorgfältig zurechtgemachtes Gesicht verzog sich. »Ich dachte, es würde niemand merken.«
    »Du musst dich einsam fühlen.«
    Auroras Augen füllten sich mit Tränen. »Ich hab ihn gern. Und er hat mich gern. Vielleicht reicht das ja auch eigentlich. Aber wenn ich dich und Dallas so sehe, komme ich ins Grübeln. Soll ich … einfach so weiterleben? Außerdem muss ich doch an die Kinder denken. Ich will nicht, dass sie so aufwachsen wie wir, mit einer Lücke in der Familie.«
    Vivi Ann streckte ihre Hand aus und legte sie auf Auroras. »Jedermann hält Winona für die Kluge in der Familie, aber eigentlich bist du das, Aurora. Du … bist aufmerksam und siehst hinter die Fassade. Du wirst dich schon richtig entscheiden.«
    »Vielleicht will ich mich gar nicht entscheiden.«
    Vivi Ann wusste nur zu gut, wie verführerisch diese Vorstellung war. »Aber Nichtstun ist auch eine Entscheidung. Und zwar keine gute, das kannst du mir glauben. Winona ist immer noch wütend auf mich, weil ich Luke verletzt habe. Und sie hat recht. Das war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich bewusst grausam war.«
    »Aber ich kenne auch niemanden, der so nachtragend ist wie Winona.«
    »Manchmal glaube ich, sie hasst mich.«
    »Glaub mir, Vivi, Winona hasst vor allem sich selbst. Sie hat ihr ganzes Leben damit verbracht, aus einem Stein Blut pressen zu wollen, und kann nicht damit aufhören, weil sie nicht weiß, wie. Sie erwartet von Dad immer noch etwas, was sie niemals bekommen wird.«
    »Weil sie Worte braucht, und die kann er ihr nicht geben.«
    Aurora seufzte. »Vivi, bei dir ist Dad anders, mehr kann ich dazu nicht sagen. Für dich ist er wie eins der Pferde, die du retten willst.«
    »Genau so ist er auch, Aurora. Er liebt uns.«
    »Sollte das stimmen, Vivi, dann liebt er uns auf eine ziemlich verkorkste Art, und Gott möge verhüten, dass wir je darauf angewiesen sind.«
    »Ich hab ihn mal weinen sehen«, sagte Vivi Ann. Das hatte sie noch niemandem erzählt.
    »Dad?«
    »In der letzten Nacht, als Moms Krankenbett im Wohnzimmer stand und wir in Schlafsäcken auf dem Boden schliefen.«
    Aurora lächelte verzagt. »Sie wollte uns in ihrer Nähe haben.«
    Vivi Ann nickte. »Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und hab Dad an ihrem Bett gesehen. Mom sagte: ›Kümmer dich um meinen Garten, Henry. Liebe sie für mich mit‹, und da wischte er sich über die Augen.«
    Mein Garten . Die flüchtige Erinnerung verband sie: Auf einmal waren sie wieder Bean und Sprout, zwei kleine Mädchen, die mit ihrer Mutter am Küchentisch saßen und Muschelkästchen fürs Bad bastelten.
    »Was hast du zu Dad gesagt?«
    »Nichts. Ich hab so getan, als würde ich schlafen. Und als ich wieder aufwachte, war sie fort.«
    »Vielleicht hatte er ein Staubkörnchen im Auge?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Aurora lehnte sich zurück.
    Vivi Ann blickte auf ihren gewölbten Bauch. »In letzter Zeit vermisse ich sie ständig. Ich

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