Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
lief zurück, suchte aus seinem Vorratskoffer ein Stück Seife mit Jasminduft aus und hängte sein bestes Handtuch über den Arm. Als er zurückkam zur Quelle, hatte sie die Jeans ausgezogen. Darunter trug sie einen kleinen, hellgrünen Slip, der die Länge ihrer Beine noch mehr unterstrich. Grün, dachte Phil. Wie ein Blatt. Ein Blättchen! Wir sind tatsächlich im Paradies!
    Er legte Seife und Handtuch auf den Felsrand und ging zur Wohnhöhle zurück. Dort setzte er einen Kessel mit Wasser auf das Feuer, um einen guten Tee zu machen, trug dann, zum erstenmal in diesen Wochen, das Funkgerät nach draußen, baute es an der Terrasse auf, zog die lange Antenne bis zur ersten der sieben Palmen und hoffte, daß er mit dieser Konstruktion entweder den Flugplatz auf Baltra oder die Marinestation Academy Bay auf Santa Cruz erreichen konnte. Was ihn selbst verwunderte, war, daß er sehr wenig Lust hatte, seinen Sender aufzubauen und deshalb länger dazu brauchte, als er es vorher geübt hatte.
    »Sie muß weg, Phil!« sagte er laut zu sich, als die Antenne endlich funktionstüchtig war. »Kerl, was willst du mit so einer Frau?!«
    Er stülpte den Kopfhörer über, stellte die bekannte Frequenz für Santa Cruz ein und war erstaunt, wie klar er den Marinesender hörte. Eine langweilige Stimme gab Seedaten durch, Wetterprognosen, auch private Grüße an Marinesoldaten, die ihre Angehörigen geschickt hatten. Phil Hassler hörte gespannt zu. Von einem vergangenen Unwetter war kein Wort gesagt worden – dabei hätte es doch das Hauptthema sein müssen!
    Plötzlich stand Evelyn Ball neben ihm, fast im gleichen Augenblick, in dem er sich entschlossen hatte, auf Sendung zu gehen und um Hilfe zu bitten. Sie hatte wieder sein viel zu weites Hemd an und um die Hüfte das Handtuch gebunden. Ihr rotblondes Haar wehte im Wind; hier oben bewegte sich die Luft immer.
    »Die Technik der Urzeit – ja?« lachte sie. »Ein vollkommener Steinzeitmensch wollen Sie also doch nicht sein.« Sie machte einen Schritt vorwärts, stolperte, warf die Arme zur Seite, obgleich es nichts gab, woran sie sich hätte klammern können, und fiel dann mit ihrem ganzen Körper auf das kleine Funkgerät.
    Phil hatte keine Möglichkeit, sie noch aufzufangen. Mit einem Schrei schlug Evelyn auf, das Handtuch flog von ihren Hüften, zwei lange Beine zappelten durch die Luft.
    »Liegen Sie ruhig!« brüllte er, sprang auf sie zu und griff nach ihr. »Sie zermalmen ja mein Funkgerät!«
    Aber sie schien wieder geschockt zu sein, strampelte um sich, klammerte sich dann an Phil fest und ließ sich mit einem Ruck hochheben und zur Bank tragen. Dort streckte sie sich aus und schloß die Augen. Durch ihren ganzen Körper lief ein Zucken. Selbst ihrer Nacktheit schien sie sich nicht mehr bewußt zu sein.
    Phil rannte zurück. Das Funkgerät war nicht mehr zu gebrauchen, die Platten mit den Transistoren waren geknickt, einige der gelöteten Drähte waren zerrissen. Eine nutzlose Ruine. Die Antenne wippte wie zum Hohn an der Palme. Wenn etwas sicher war, dann das: Zu reparieren war das nicht. Jedenfalls nicht von ihm.
    Langsam kam Phil zur Bank zurück und setzte sich neben Evelyn. Sie zitterte nicht mehr, aber sie hatte die Augen noch immer geschlossen.
    »Das war gründliche Arbeit!« sagte er heiser.
    »Ich … ich wollte es nicht. Ich bin über irgend etwas gestolpert«, antwortete sie leise. »Was nun?«
    »Eine berechtigte Frage. Nichts ist mehr! Gar nichts! Wir sind für alle Zeiten von der Außenwelt abgeschnitten.«
    Sie schnellte hoch und riß das Handtuch vor ihren Schoß. »Aber wieso denn?« stammelte sie. »Es wird doch bald jemand kommen und nach Ihnen sehen …«
    »Niemand wird kommen.« Er schüttelte den Kopf. »Es besteht eine Abmachung, daß nur dann jemand ›Die sieben Palmen‹ ansteuert, wenn ich mich über Funk melde. Solange ich schweige, kümmert sich keiner um mich. Das Funkgerät ist kaputt, also schweige ich für immer.«
    »Das – das darf doch nicht wahr sein …«, stotterte sie. Ihre Augen waren jetzt ganz dunkel und groß. »Für immer?«
    »Ja. Wir werden die einsamsten Menschen der Welt sein. Miß Evelyn Ball, Sie sind in die Zeitlosigkeit gestolpert.«
    Zeitlosigkeit – das klang dramatisch und endgültig. Und wer von hier oben über die Vulkaninsel, die Lavafelsen, die drei Barrieren vor der Bucht und die Weite des Meeres blickte, wer sich bewußt war, unter Urtieren zu leben, in einer Inselwelt, die auch heute noch weitgehend

Weitere Kostenlose Bücher