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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leer, verschlang den Rest des Zickelbratens, obgleich er jetzt kalt war, und trank dazu mit Genuß eine Flasche Mersault aus den Beständen seiner Yacht. Das alles schien ihn sehr erfrischt zu haben. Er riß Evelyns Hand an sich, ehe sie das verhindern konnte, schmatzte ihr einen Kuß darauf und sagte treuherzig: »Mädchen, du kochst großartig, du bist überhaupt eine Wucht. Und so etwas muß hier verschimmeln!« Dann stand er auf, ging zu den schweren Säcken, entfernte die Schnüre und kippte sie um. Sekundenlang klirrte es – ein merkwürdiger Ton. Es war, als jammere das Gold.
    Der erste Sack enthielt vielerlei Geschirr: goldene, getriebene, kunstvoll ziselierte Teller, Vasen, Becher, Kelche, Kannen und Ziertöpfe. Dazu Gürtel aus Goldgeflecht mit breiten Schnallen, auf denen fingernagelgroße Edelsteine glänzten, Armreifen, Halsketten und ein unbeschreiblich schöner Kopfschmuck, der einer Inkaprinzessin gehört haben mußte.
    Das alles breitete Sempa auf dem Lavaboden aus. Beifallheischend sah er Phil und Evelyn an. Als sie keinen Ton von sich gaben, knurrte er: »Jetzt sitzt euch die Stimme im Darm, was?!«
    »Damit imponieren Sie uns nicht!« sagte Phil lässig.
    »Das ist unser Kegelgewinn, Sie Idiot!« rief Sempa. »Das alles hier kegeln wir aus! Ein Becher gehört schon Ihnen!« Er rieb sich die Hände und umtanzte den zweiten Sack. »Aber jetzt, meine Junge! Aber jetzt! Da kommt etwas!«
    »Ich ahne, was kommt!« Phil Hassler legte den Arm um Evelyns Schulter. »Liebling, wir bekommen Gesellschaft.«
    Sempa schnalzte mit der Zunge, stülpte den zweiten Sack um und zog ihn dann hoch.
    Auf dem Felsgrund stand nackt, golden, lebensgroß, von unirdischer Schönheit ein Inkamädchen. Der Goldschmied, der diese Figur zuerst gegossen und dann mit der Hand bearbeitet hatte, mußte sehr verliebt gewesen sein, es fehlte kein frauliches Detail. Vielleicht auch hatte der unbekannte Künstler zu den bedauernswerten ›Auserwählten‹ gehört, die man damals – so berichtet eine Legende – in den Königspalast führte, die Figur der Königstochter modellieren ließ und sie anschließend blendete, damit sie nie wieder so viel Schönheit sehen, von ihr berichten oder sie sogar nachahmen konnten.
    »Das ist sie«, sagte Sempa, heiser vor Erregung. Er tat dabei so, als stelle er eine wirklich lebende Dame vor: legte den Arm um die Schulter des herrlichen Mädchens und küßte es auf die Stirn. Dann drehte er die Figur seitlich, der untergehenden Sonne zu.
    »Gestehen Sie's endlich, Phil!« sagte Sempa mit bebender Stimme. »Da kommt kein lebendes Weib mehr mit! Auch Eve nicht! Und wenn du platzt, Eve … ich spreche es aus! Diese Brüste! Diese schlanke, lange Halspartie! Der Schwung vom Leib zu den Hüften! Die Innenschenkel! Die rehhaften Beine! Nichts fehlt! Sie ist vollendet!«
    Er umfaßte die goldene Prinzessin abermals und drehte sie erneut herum. In den letzten Strahlen der Abendsonne schien sie lebendig zu werden. Es war, als überliefe ein Zucken die goldenen Muskeln.
    Ari Sempa schnaufte: »Seht euch diesen Hintern an!« keuchte er. »Diese Backen! Der Rücken mit den zierlichen Wirbelknochen! Der zarte Nacken! Phil, man muß sie ins Bett tragen, stimmt's?«
    »Sie ist nur kaltes Gold, Ari.«
    »Ich werde sie wärmen! Sie wird glühen!«
    Er faßte die Figur um die Hüften und trug sie zu der Höhle, die Phil ihm als Wohnung zugewiesen hatte. Schon nach kurzer Zeit kam er zurück und rieb sich die Hände.
    »Ich habe sie in die Felsspalte geschoben, aus der noch die Vulkanhitze weht. In einer Stunde ist sie wärmer als Ihr Liebchen aus Fleisch und Blut, Phil!« Er bückte sich und nahm eine der Goldkugeln vom Boden auf. »Kegeln wir weiter? Ich bin dran.«
    »Nein. Ich!«
    »Bitte!«
    Sempa warf Phil die Kugel zu. Dann betrachtete er nachdenklich Evelyn, die abseits stand. Der Wind zerzauste ihre Locken. Im Abendlicht schien auch ihr Haar aus rotem Gold zu sein.
    »Wenn ich nur wüßte, was du jetzt denkst«, sagte er. »Ich gäbe eine Million Dollar …«
    »Schon ein Cent wäre zuviel«, antwortete sie trocken. »Ich denke an dich. Und du bist keinen Cent wert.«
    »Würdest du mich mit dem Inkaschatz ziehen lassen?«
    »So schnell wie möglich! Ich würde dir sogar beim Beladen helfen.«
    »Haben Sie das gehört, Phil?« schrie Sempa.
    »Natürlich. Das weiß ich ja.«
    »Also sind nur Sie allein der Klotz, den ich zur Seite schieben muß.« Er wandte sich wieder Evelyn zu. »Und du kriegst es nicht

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