Das Geheimnis der sieben Palmen
Gentleman sind!«
»Und wenn ich gewinne?«
»Nie! Wenn ich auf einer Bowlingbahn auftauchte, bekreuzigten sich der Besitzer und meine Gegner.« Sempa rieb sich die Hände. »Wir machen es also, Phil?!«
»Wie Sie vorgeschlagen haben. Der Schatz gehört niemandem. Wir spielen ihn aus!«
»Bist du nun auch verrückt geworden?« flüsterte Evelyn hinter Phil. »Es stimmt! Ich habe es selbst gesehen: Er kegelt alle von der Bahn!«
»Das hier ist keine glatte, geeichte Bowlingbahn. Hier bestimmt nur das Glück, wie die Goldkugeln rollen.« Er küßte sie auf die Augen und gab ihr einen leichten Schubs. »Los, Kegeljunge! Zu den Kegeln! Es geht gleich weiter! Ari, Sie sind dran! Was ist der Einsatz?«
Sempa bückte sich und hob eine wundervolle Opferschale hoch. Ihr Rand war mit Smaragden besetzt. »Ich schätze, das sind vierzigtausend Dollar!«
»Materialwert! Unschätzbar als Kunstwert. Angenommen!«
Sempa lief an und warf. Seine Goldkugel hüpfte über den Steinboden und blieb in der Richtung. Noch bevor sie auf die Figuren prallte, brüllte Sempa auf.
»Wer macht mir diesen Wurf nach, he?!«
»Acht!« stellte Phil fest. »Ari, ein faires Angebot: Soll ich wieder in die Vollen werfen? Oder soll ich den Neunten wegholen?«
»Sie spinnen wirklich, Phil. Den kriegen Sie nie! Ganz rechts außen! Wenn ich dem zustimme, begaunere ich Sie wissentlich. Wir wollen aber fair spielen.«
»Es ist mein Angebot!«
Sempa zuckte mit den breiten Schultern und erneuerte einige abgebrannte Holzfackeln. Phil Hassler fixierte die einsame Götterfigur und tastete mit dem Blick die Rollstrecke ab. Sie haben beide recht, dachte er. Das ist unmachbar. Wenn man schon bluffen will und den Gegner verunsichern, dann sollte es realere Grundlagen haben.
Phil Hassler zielte noch einmal – dann ließ er die Goldkugel aus seiner Hand schnellen. Sie driftete nach rechts ab, so, wie er berechnet hatte, aber für die Länge der Bahn war der Rechtsdrall zu stark. Das sah er sofort nach dem Wurf. Auch Sempa erkannte es und schrie auf.
»Das erste Stück gehört mir!«
Es gibt Zufälle, die nach menschlichem Ermessen unmöglich sind. Auch jetzt geschah etwas, was Sempa und Phil Hassler fassungslos beobachteten: Die Goldkugel, die eben noch, nach aller Berechnung, mindestens zehn Zentimeter an der neunten Figur vorbei ins Nichts hätte rollen müssen, stieß gegen eine kleine Kante im steinigen Boden, änderte ihren Lauf, krachte gegen den goldenen Gott und warf ihn um.
»Prost!« sagte Phil heiser.
»Das gilt nicht!« brüllte Sempa.
»Der Neunte liegt, Ari!«
»Sie haben glatt vorbei geworfen! Nur der verdammte Buckel im Boden hat die Kugel abgelenkt. Das war ein Querschläger!«
Evelyn baute die neun Figuren wieder auf. Sempa rannte, die herrliche Gold- und Smaragd-Schale in beiden Händen, auf der Bahn auf und ab und fluchte gottserbärmlich. Dann blieb er vor Phil stehen und reichte ihm die Schale hin. »Das war nicht Können, das war Glück.«
»Ohne Glück wäre das Leben eine salzlose Suppe.« Phil stellte die Schale neben sich. »Was jetzt?«
»Ein goldener Helm. Der dort, aus Sack drei!«
»Ari, haben Sie grob überschlagen, wie lange wir kegeln müssen, bis wir den ganzen Schatz umgewälzt haben?«
»Von mir aus ein paar Wochen!« Sempa holte seine goldene Kugel. »Was macht das schon? Sie rechnen ja in Jahren, Phil! Aufgepaßt, es geht los!«
Ein voller Wurf! Der Helm gehörte Sempa. Er setzte ihn sofort auf, aber auf seinem riesigen Kopf wirkte er wie ein Hütchen, das man, mit einem Gummiband ums Kinn, zum Karneval trägt.
»Der mit Bergkristall besetzte Brustpanzer!« schrie Sempa. »Phil, wir steigern uns in den Preisen. Was schätzen Sie?«
»Wenn man ihn ausschlachten würde: 12.000 Dollar.«
»Mehr nicht?«
»Museumswert unschätzbar!«
Sie spielten vier Stunden.
Die einzige Unterbrechung des verbissenen Duells mit der goldenen Kugel waren die Minuten, in denen Sempa und später auch Phil die Holzfackeln auswechselten. Die goldenen Gefäße und Schmuckstücke wanderten hin und her … Sempa war unermüdlich, begleitete jeden seiner Siege mit einem hysterischen Geheul, als habe er eine Burg erobert. Ab und zu klatschte er in die Hände oder stampfte mit seinen Säulenbeinen auf, lachte dröhnend oder fluchte in gemeinster Weise und begann einen irren Tanz, als er die Schale mit den Smaragden wiedergewann und alles darauf hindeutete, daß Ari Sempa doch der glücklichere Spieler werden würde.
Das änderte
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