Das Geheimnis der sieben Palmen
fertig, ihn weich zu kneten?! Du hast nicht mehr so viel Pfeffer im Hintern, daß er alles andere vergißt?! Mädchen, was ist aus dir geworden!«
»Kegeln wir oder diskutieren wir?« fragte Hassler. »Ari, eine Frau hat mich noch nie um meinen Verstand gebracht. Viele langmähnige, langbeinige Bestien haben versucht, durch Rückenlagen in allen Variationen an mein Geld zu kommen. Vergeblich! Kegeln wir also!«
Phil Hassler lief kurz an und warf die goldene Kugel. Es war ein Glückstreffer, ein Kranz, wie man sagt. Sempa stieß einen Fluch aus, stellte die Götterfiguren wieder auf und bespuckte seine Kugel, ehe er sie auf die Bahn schickte. Er warf eine Fünf, überreichte Phil einen goldenen Gürtel mit Edelsteinschnalle und winkte Evelyn zu.
»So geht das nicht!« sagte er. »Das ist unfair! Phil kann sich konzentrieren, aber ich muß auch noch den Kegeljungen spielen. Eve, willst du die Kegel aufsetzen?«
Hassler nickte ihr stumm zu. Sie nahm seinen Wink auf, stellte sich hinter die Götterfiguren und stemmte die umgefallenen Statuen auf ihren Platz.
Was dann begann, würde Phil Hassler nie vergessen, und wenn er noch fünfzig Jahre zu leben hätte. Der Tag war im Meer gestorben, das nur noch schwach leuchtete. Der Sternenhimmel entfaltete sich, der bleiche Schein eines zur winzigen Sichel abgedeckten Mondes gab nur spärliches Licht. Sempa rannte herum, suchte in kleinen Kratern Büsche mit starken Ästen, hackte sie mit einem Beil ab und steckte die Äste entlang der ›Kegelbahn‹ in die Ritzen des Felsenbodens. Beide Seiten markierte er so. Dann zündete er die Äste an. Wie prasselnde Fackeln beleuchteten sie die Rollstrecke und die goldenen Götterfiguren.
»Jetzt ist er wieder soweit –«, flüsterte Evelyn. Sie war zu Phil gerannt, der Sempa tatenlos zusah und nicht einen Finger rührte. »Jetzt bricht sein Irrsinn wieder durch.«
»Zusehen ist schön, was?!« brüllte Sempa. »Phil, Sie könnten sich auch beteiligen! Wir brauchen noch viele Fackeln!«
»Wozu?«
»Wollen Sie in der Dunkelheit spielen?«
»Ich will gar nichts, Ari! Sie wollten unbedingt das Spielchen machen. Ich schlafe lieber, wenn es dunkel wird.«
»Heute nicht, mein Freund! Oder glauben Sie, ich lasse mich von Ihnen auch noch im Kegeln schlagen?! Phil!« Sempa blieb auf der ›Bahn‹ stehen, umlodert von den flammenden Ästen. »Wir sind doch ehrliche Menschen …«
»Und das sagen Sie!«
»Sie verweigern mir meinen Schatz!«
»Ari, das Thema ist abgeschlossen.«
»Wären Sie damit einverstanden, daß wir den Inkaschatz als herrenlos bezeichnen?«
»Man könnte sich darauf einigen – aber korrekt wäre es nicht.« Phil Hassler blickte Sempa nachdenklich und gespannt zugleich an. Bei aller geistigen Trägheit dieses Mannes war es doch möglich, daß er eine Falle aufbaute, die man vielleicht zu spät erkannte. »Der Schatz gehört den Inkas.«
»Gibt's die noch, he?«
»Nein. Aber ihre Nachfahren.«
»Wollen Sie die Regierung von Ecuador – oder von Peru – als rechtmäßige Nachfahren bezeichnen? Das sind die Urenkel der Konquistadoren. Und was waren die, na? Denken Sie an Ihren eigenen Vortrag: Als die Spanier die Azteken-, Tolteken-, Inka- und Maya-Reiche eroberten, mit Kreuz, Weihwasser, Kirchengesängen und abgeschlagenen Köpfen, taten sie es nur, um sich den sagenhaften Reichtum dieser Völker einzuverleiben. Denken wir logisch: Den Nachfahren dieser heiligen Räuber steht dieser Schatz hier nicht zu. Da könnten Sie ebenso der Mafia das ganze Gold aus Fort Knox zusprechen! Die alten Inkas sind ausgerottet. Also kann sich keiner melden, der sagt, sagen könnte: Ich bin der rechtmäßige Erbe, mir gehört alles! Was wir hier aus der Höhle geholt haben, hat keinen Besitzer.«
»Bravo, Ari!« Hassler nickte ihm zu. »Diese Einigkeit hätten wir schon vor Wochen haben können!«
»Stop, Junge. Jetzt geht's ja erst los!« Sempa grinste. »Da wir uns wegen der Aufteilung des herrenlosen Schatzes nicht einigen können, verspielen wir ihn untereinander. Das ist ehrlich und fair, ein sportlicher Wettkampf. Dem Besseren, dem Sieger, gehört der Gewinn! Phil, wir kegeln den ganzen Schatz aus! Ich verdiene mir auf der Kegelbahn meinen Lebensabend als Millionär!« Er starrte Phil aus hervorquellenden Augen an. »Sagen Sie jetzt bloß, das sei nicht vertretbar!«
»Und wie lange wollen Sie kegeln, Ari?«
»Bis mindestens die Hälfte mir gehört. Ehrlich gewonnen! Dann müssen sie mich ziehen lassen, wenn Sie ein
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