Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
und die Bilder ihres letzten Traumes: spanische Orangenhaine, die die Luft parfümierten, maigrüne Mandelbäume und die purpurfarbenen Blütenkaskaden der Bougainvillea. Es waren Bilder voll Farbe, Fruchtbarkeit und Fülle, die Lunettas gestrige Ankunft in ihr geweckt hatte. Endlich war sie da.
Ja, sie hatten Grund gehabt zu feiern, zu essen, die Laute zu schlagen und zu erzählen. Von Lunettas Reisen im Gefolge des Grafen von Löwenstein, der als cortesano wie sein Kaiser zwischen den Residenzen in Granada, Burgos und Valladolid hin-und herzog. Von den herrlichen Sommern in Spanien.
Sehnsucht ließ Sidonias Seele flimmern. Mühelos formte sie im Geiste inmitten der Kölner Winternacht eine sengende Sonne, die Hitzewellen durch ihren Körper sandte. Sie fühlte fließende Wärme auf ihrer Haut, ein köstliches Brennen im Nacken und eine zehrende Glut. Sidonia seufzte wohlig. Es war keine Sonne, die diese Glut erzeugte, sondern das Gesicht eines Mannes, der in ihrem Traum lächelte.
»Gabriel« seufzte sie und tastete unter der Decke nach seinem Leib. Er war nicht da. Verflucht! War er mitten in der Nacht von einem Patienten gerufen worden?
Er geht neuerdings in Hurenhäusern aus und ein , mischte sich die Stimme ihres Vaters in ihre Gedanken.
Sie riss die Augen auf, starrte suchend ins Dunkel, fand Gabriel an der Stirnseite des getäfelten Schlafzimmers. Seine kauernde Gestalt wurde vom aufflackernden Feuer beleuchtet. Er belebte die Glut des Nachtfeuers mit Apfelscheiten, daher der betörende Duft.
»Komm zurück ins Bett«, raunte Sidonia.
Gabriel erhob sich in einer fließenden Bewegung. Nackt und schön stand er da. Sie liebte ihn so sehr. Das Feuer in seinem Rücken zeichnete die Konturen seines Körpers nach, sein Gesicht lag im Dunkel. Wortlos schlug Sidonia die Decke zurück. Ebenso wortlos glitt Gabriel zu ihr unter die schlafwarmen Pelze, die der Kürschner mit Sandelholz beduftet hatte.
Sie fanden einander mit den Händen. Jede Berührung teilte Freude mit und verursachte wogendes Verlangen, verdoppelte beides. Es gab keine Scham. Sidonia formte mit den Händen die Muskeln seines Nackens nach. Harte Muskeln, die von einer aufrechten bis störrischen Haltung zeugten, von seiner Unbeugsamkeit, die sie ebenso oft in hellen Ärger wie in hungrige Aufruhr versetzte. So wie jetzt.
Gabriels Körper zu erkunden war, als ob sie jedes Mal erneut die Geschichte ihrer Liebe belebe. Eine Geschichte der wechselseitigen Verführung, der schroffen Abwehr und vollkommenen Hingabe. Jede Bewegung dieser Liebe, jede Regung war eingeschrieben in ihre Körper. Nie schienen sie einander wirklich sicher zu sein. Auch nach acht gemeinsamen Jahren barg der eine für den anderen ein unbenennbares Geheimnis.
Sie fuhr mit den Fingerspitzen der rechten Hand sein Rückgrat entlang bis hinab zu seinem festen Gesäß. Lustvoll ließ sie die Handflächen über seine Hüften gleiten, fand sein Geschlecht, pulsierend warm und aufgerichtet. Mit leisem Stöhnen presste Gabriel ihren biegsamen Körper an den seinen und hielt auch sie bei den Hüften. So verharrten sie eine Weile und genossen das Fluten der Lust.
Ihre Lippen fanden sich. Ihre Zungen vereinten sich in geschmeidigem Tanz. Sanft löste Gabriel Zimenes den Mund von ihrem, gab sein Geschlecht für ihre Liebkosungen frei. Sie streichelte ihn, bis seine Augen dunkel und weit waren vor Verlangen. Tief blickte er ihr in die Augen, während er sich über sie schob, und bewegte sich langsam auf ihr. Ihr Schoß pulsierte und weitete sich für ihn, ihr Becken hob sich ihm entgegen. Es war ein schwebender Moment vollkommener Begierde.
Gabriel unterbrach seine Bewegungen.
»Bitte«, drängte Sidonia mit angehaltenem Atem. Sie spürte, wie heftig Gabriel atmete, spürte, wie sich ihr Verlangen auf ihn übertrug. Wie er seine Lust bändigte und die ihre dadurch vergrößerte. »Nimm mich«, raunte sie.
»Noch nicht«, flüsterte Gabriel und entzog sich ihr, schob statt seines Geschlechts sanft die Hand zwischen ihre Beine. Ein Schauer der Lust durchfuhr Sidonia. Gabriel war ein kundiger Liebhaber, und nichts schien seine Leidenschaft mehr zu befeuern als die ihre. Willig gab sie sich dem raffinierten Spiel seiner Hände hin. Erst als die Lust in immer höheren Wellen durch ihren Körper flutete, sie fortzureißen schien, hob sich Gabriel wieder über sie, hielt ihren Blick mit seinen Augen fest, stieß langsam in sie hinein.
Ihre Leiber verschmolzen in wollüstiger Bewegung,
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