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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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dem Essen das Vernehmungsprotokoll las, seufzte er einige Male schwer.
    Ich, Heinrich Sahl, geboren am 2. Februar 1462 zu Frankfurt am Main als Sohn des Thomas Sahl, von Beruf Totengräber auf dem Kirchhof von Sankt Peter zu Frankfurt am Main, gestehe im Angesichte Gottes, die Jungfer Mechthild Stockarin am Abend von Allerheiligen im Jahre des Herrn 1509 mit einem bösen Zauber versehen und auf den Kirchhof gelockt zu haben. Daselbst ich ihr einen zauberischen Trank eingegeben, den ich aus den Herzen und Zungen von Toten zubereitet, wie es mich der böse Feind gelehrt. Sodann habe ich ihr mit einem scharfen Messer die Halsader aufgeschnitten, um ihre reine jungfräuliche Seele, die mit dem Blut entwichen, dem Satan zu opfern. Ich gestehe gleichermaßen, mich hernach an der Toten auf unchristliche und schändliche Weise vergangen zu haben, wie ich es schon unzählige Male zuvor an den toten Leibern weiblichen Geschlechts begangen habe. Desgleichen gestehe ich, in den vielen Jahren meines Dienstes als Totengräber zahllose entseelte Körper aus den Gräbern genommen, aufgeschnitten, derselben Herzen und Organe entnommen, gekocht und verspeist zu haben. Ich gebe auch zu, aus den Hirnschalen der Toten Wein getrunken zu haben.
    Der böse Feind, mit dem ich einen Pakt geschlossen, hat mir eingegeben, all diese Schreckenstaten zu begehen.
    Ich bereue meine gottlosen Taten zutiefst und bin bereit, vor meinen himmlischen Richter zu treten, obdass ich meinen bösen Werken entsprechend den verdienten Lohn empfange.
    Heinrich Sahl
    Frankfurt am Main,
    den 4. November Anno Domini 1509.
    Unter Sahls Namen war ein Kreuz gezeichnet, da der Totengräber weder lesen noch schreiben konnte.
    Pfarrer Juch schien über Sahls Schreckenstaten einigermaßen bestürzt zu sein.
    »Welche Abgründe doch in einem Menschen schlummern«, sagte er nachdenklich. »Sahl war zwar ein Saufbold, aber seine Arbeit hat er im Großen und Ganzen immer ordentlich gemacht. Man kann ihm auch nicht nachsagen, dass er faul war. Dass er zu solchen Abscheulichkeiten in der Lage ist, hätte ich niemals für möglich gehalten. Welche abgrundtiefe Schande für meine Pfarrei! Im ganzen Land wird man mit Fingern auf uns weisen.«
    »Ihr habt Euch in keinster Weise etwas vorzuwerfen, mein lieber Juch. Das Böse schleicht sich oft auf verborgenen Pfaden ins Leben der Menschen. Und wenn es dem bösen Feind auch niemals gelingen würde, einen frommen Kirchenmann wie Euch zu umgarnen, so bereitet es doch dem Antichristen stets ein besonderes Vergnügen, in den Bereichen der heiligen Mutter Kirche zu freveln, um das Reine und Erhabene zu besudeln und zu verunglimpfen. Doch wir werden sie zertreten, die Schlange! Ihren Kopf unter unseren Stiefeln zermalmen! Das, mein lieber Juch, wird immer meine einzige große Berufung sein. – Gelobt sei Jesus Christus!«, intonierte der Inquisitor feierlich und bekreuzigte sich. Juch tat es ihm gleich und erwiderte in frommer Weise: »Dank sei Gott dem Herrn!«
    Der Pfarrer wies seine Haushälterin an, die Becher aufzufüllen, damit die geistlichen Herren noch einmal auf Sahls Geständnis anstoßen konnten. Bei aller Schmach für die Pfarrei von Sankt Peter und die freie Reichsstadt zu Frankfurt am Main, einen solchen Unhold in Diensten zu haben, war Juch doch froh, den gottlosen Frevler überführt zu wissen.
    Nachdem die Herren ihre Trinkgefäße erhoben und angestoßen hatten, der Pfarrer mit Wein, dem er den ganzen Abend schon gut zugesprochen hatte, der asketische Inquisitor indessen wie üblich mit Wasser, erkundigte sich Juch nach dem weiteren Verlauf der peinlichen Angelegenheit.
    »Ich werde das Protokoll am morgigen Tag an den Rat der Stadt Frankfurt weiterleiten, dem ja alleine der Urteilsspruch in peinlichen Dingen obliegt«, erklärte Ottenschläger mit säuerlichem Unterton. »Und bis das große Strafgericht tagt, um hoffentlich ein der Schwere der verübten Missetaten angemessenes Urteil zu fällen, werde ich mir den Schurken noch einmal vorknöpfen müssen.«
    »Tatsächlich, mein Freund? Wieso denn das? Er hat doch bereits alles gestanden.«
    »Das schon, mein Guter, aber bei einem außergewöhnlichen Verbrechen wie diesem wird die Folter auch weiterhin zum Tragen kommen müssen. Denn schließlich wissen wir ja noch nicht, wer Sahls Komplizen waren. In der Regel schließen sich dergleichen Teufelsanbeter und Nekromanten gerne mit Gleichgesinnten in Gruppen zusammen. Sie frönen gemeinsam ihren abscheulichen Ritualen und

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