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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Anwesenden auf große Zustimmung. Der Abt, in Zugzwang geraten, machte sich wenig später in Begleitung seines Stellvertreters auf den Weg zur Zelle des jungen Mönchs. Unter den übrigen Brüdern im Kapitelsaal herrschte bleiernes Schweigen, während die Zeit kaum zu verstreichen schien. Der Gelehrte indessen, dem schwante, dass man die besagte Abschrift, die er nur notdürftig unter seinem Nachtlager verborgen hatte, rasch entdecken würde, versuchte, sich innerlich auf seine Vernichtung vorzubereiten. Und sie ließ nicht lange auf sich warten.
    Er wurde noch am selbigen Tage vom Abt aus dem Orden ausgeschlossen und des Klosters verwiesen.
    In den frühen Morgenstunden des 3. Mai 1507 brach der junge Gelehrte in Richtung Limburg auf. In seinem Tornister trug er neben seinen notwendigsten Habseligkeiten und einer knappen Proviantration auch eine wertvolle Familienbibel. Eingebettet zwischen den Goldschnittseiten lag Blatt für Blatt die Übersetzung der geheimen Offenbarung des Jakobus, die er in vorausschauendem Fleiß parallel zu der Abschrift angefertigt hatte. Bei allem Unglück, welches so plötzlich über ihn hereingebrochen war, erschien es ihm doch als ein Fingerzeig Gottes, dass die Blätter unentdeckt geblieben waren. Er wusste nicht genau, wohin er sich wenden sollte. Nach Hause konnte er keinesfalls, nachdem man ihn so schmählich aus dem Kloster gejagt hatte. Diese Demütigung wollte er sich und der gräflichen Familie ersparen.
    So war er unversehens zu einem Entwurzelten geworden, der ohne genaues Ziel und vogelfrei über die Lande zog. Doch Schritt für Schritt festigte sich in seinem Innern ein Gedanke, der ihm bald zur tiefen Überzeugung wurde. Er hatte eine große Mission zu erfüllen: Den Menschen das Königreich des Todes nahezubringen.

7
    »Das kann nicht sein! Nie und nimmer hat mein Vater so schreckliche Dinge getan. Sich an Toten vergangen und ihre Innereien gegessen … auf so etwas Krankhaftes wär der doch nie gekommen, Ihr kennt ihn doch! Und niemals hätte er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, das solltet Ihr eigentlich auch wissen. Der Vater ist unschuldig! Er hat die Stockarin nicht ermordet, und die anderen Freveltaten hat er auch nicht begangen. Um Christi willen, Herr Pfarrer, setzt Euch doch bitte beim Inquisitor für ihn ein!« Katharina konnte nicht mehr länger an sich halten und fing heftig an zu weinen. »Ich weiß nicht, was ihn da geritten hat, solche Abscheulichkeiten zu gestehen. Vielleicht war er ja besoffen oder nicht Herr seiner Sinne. Ich weiß nur, dass das, was er da gestanden haben soll, einfach nicht stimmt.«
    Dann hob sie entschlossen den Kopf und sagte: »Da stecken doch ganz andere dahinter. In der Nacht von Allerseelen waren so seltsame Leute auf dem Friedhof, hat Euch das der Vater nicht erzählt? Er hat sie gesehen, vermummte Gestalten, die auf den Gräbern getanzt haben. Und am Morgen danach hat die Stockarin tot im Beinhaus gelegen. Bestimmt haben diese Teufelsanbeter die Jungfer auf dem Gewissen. Dieser Spur muss der Inquisitor nachgehen, dann findet er auch die wahren Mörder.« Als sie gewahrte, wie wenig der Pfarrer von ihren Worten beeindruckt schien, setzte sie nach: »Hat Euch denn der Vater nichts von den Reigentänzern erzählt?«
    »Doch, doch«, erwiderte Juch ausweichend und kratzte sich an einem schorfigen Ekzem am Handgelenk. »Aber das sind doch die reinsten Ammenmärchen. Von solchen Schauergeschichten lässt sich ein erfahrener Inquisitor wie Hubertus Ottenschläger nicht beeindrucken.«
    »Aber von den Schauergeschichten, wie sie der Vater gestanden haben soll, schon? Da ist doch was faul, Herr Pfarrer. Merkt Ihr das denn nicht?« Erneut begann Katharina, heftig zu schluchzen.
    Pfarrer Juch, der wenig Erfahrung mit weinenden Frauen hatte und den schon trauernde Witwen ratlos machten, blickte sie zerknirscht an. Eine so anmutige junge Frau zu trösten, überforderte ihn deutlich, dennoch hegte er für die bescheidene Totengräbertochter gewisse väterliche Gefühle. Ihr Weinen rührte sein vertrocknetes Klerikerherz mehr, als ihm lieb war. Gleichzeitig aber verbot es ihm sein Amt, auch nur den geringsten Zweifel an der Aufrichtigkeit des Geständnisses und der Rechtmäßigkeit seines Zustandekommens zu haben, und so blieb ihm nur, der Verzweifelten in salbungsvollem Tonfall anzuraten:
    »Lass uns für die Seele deines unglückseligen Vaters beten, mein Kind.«
    »Ihr seid also nicht bereit, Euch bei dem Inquisitor für den Vater zu

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