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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Stock und Stein, Jungfer Anna«, grummelte Jockel. »Aber im Taunusgebirge gibt es riesige Wälder, wo nie ein Mensch hinkommt. Da möchte ich mich bei dieser Kälte ungern verirren.«
    »Schon gut, mein Alter, aber wir wollen ja schließlich nicht die Alpen überqueren. Mit deiner Hilfe werden wir das schon schaffen«, gab Anna zuversichtlich zurück.
    Bald darauf brachen sie auf, und Anna, die froh war, endlich frei sprechen zu können, berichtete ihrer Verbündeten, wie sie am Morgen ihre Eltern überlistet hatte. Katharina zollte lachend Anerkennung.
    »Und Ihr, Bacherin, was habt Ihr Eurem Mann erzählt, damit er Euch gehen ließ?«, erkundigte sich Anna.
    »Ich hab ihm, als er in der Früh nach Hause kam, bloß gesagt, dass ich wegmuss und vielleicht erst in ein paar Tagen zurückkomme«, erklärte Katharina ausweichend.
    »Was? Und das hat er einfach so hingenommen?«
    »Na ja, er hat schon wissen wollen, was los ist. Und da hab ich ihm von Euch erzählt und dass wir unbedingt im Taunus mit dem Pater sprechen müssen, um dem Vater zu helfen.« Katharina wirkte etwas betreten und vermied es, Anna anzusehen.
    »Und das hat er Euch so ohne weiteres erlaubt? Da habt Ihr aber Glück, dass Ihr so einen gutmütigen Ehemann habt. Was ich bisher so mitgekriegt habe, in unserem Freundes- und Verwandtenkreis, da wäre so etwas wohl in kaum einer Ehe möglich. Die meisten Frauen haben bei ihren Ehemännern nicht viel zu lachen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich noch immer unverheiratet bin.«
    »Darum beneide ich Euch, Jungfer Stockarin«, entgegnete Katharina und blickte Anna nun offen an. »Wisst Ihr, ich bin in meiner Ehe nicht sehr glücklich«, gestand sie zerknirscht. »Das hat sich auch nach fünf Ehejahren nicht geändert. Mein Mann ist zwar die Gutmütigkeit in Person, er schlägt mich nicht und hält immer wieder kleine Geschenke für mich bereit, aber … na ja, mich graust es einfach vor ihm. Er liebt mich sehr, und ich … ich hege nun mal keine derartigen Gefühle für ihn.«
    »Nun ja, wer liebt denn schon seinen Ehegatten? Ich kann nur von meinen Kreisen sprechen, und da sind Liebesheiraten eine ausgesprochene Seltenheit. In den meisten Patrizierehen ist eine Heirat häufig nichts anderes als eine sichere Geschäftsverbindung mit kirchlichem Segen«, bemerkte Anna zynisch. »Man arrangiert sich eben, wie es so schön heißt. Das ist bei meinen Eltern so, und meine beste Freundin hat ihren Mann auch nicht aus Liebe geheiratet.«
    »Und Ihr, habt Ihr denn schon einen Bräutigam?«, erkundigte sich Katharina neugierig.
    »Nein, bislang noch nicht. Sehr zum Verdruss meiner Eltern, denn ich zähle ja inzwischen auch schon zwanzig Lenze und bin auf dem besten Weg, eine alte Jungfer zu werden«, gestand die Patriziertochter mit Selbstironie.
    Katharina staunte. »Das kann ich gar nicht verstehen, Ihr seid doch so eine patente, angenehme Person, wenn ich das einmal so sagen darf.«
    »Patent schon, aber alles andere als ansehnlich. Das weiß ich sehr wohl«, erklärte Anna lachend, während Katharina betreten den Blick senkte. »Das braucht Euch jetzt nicht peinlich zu sein, Bacherin!« Anna knuffte die Totenfrau kameradschaftlich in die Seite.
    »Übrigens bin ich das ewige ›Bacherin‹ und ›Stockarin‹ langsam leid«, sagte sie dann. »Wir sind im gleichen Alter, und verstehen tun wir uns auch, und deswegen denke ich, wir sollten uns beim Vornamen nennen. Ich bin die Anna.« Sie streifte den Pelzhandschuh von der rechten Hand und streckte sie Katharina entgegen, die sie ergriff und kräftig drückte.
    »Ich bin die Katharina, und es ist mir eine große Ehre«, murmelte die Totengräbertochter und errötete vor Freude.
    »Und seid Ihr … bist du traurig darüber?«, fragte Katharina weiter.
    »Über was? Dass ich keine Schönheit bin oder dass ich noch keinen Mann habe?«
    »Jetzt hör aber auf«, empörte sich die Freundin. »Was ist denn schon äußere Schönheit? Eine hübsche Larve, mehr nicht. Deine Schönheit dagegen leuchtet von innen, und das ist es, worauf es ankommt.«
    »Katharina, das ist lieb gemeint. Aber ich bin gewissermaßen ein gebranntes Kind. Wegen meiner Größe, meinem wenig grazilen Körperbau und meinen herben Gesichtszügen pflegten mich meine jungen Standesgenossinnen, hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand, als das ›Mannweib‹ zu bezeichnen. Und irgendwie hatten sie auch recht damit. Aus Kleidung und Putz mache ich mir gar nichts, und …«, Anna zögerte eine

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