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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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fragte Carlo und strich mit dem Zeigefinger über seinen Schnauzbart.
    Robert nickte.
    »Ja, ein gewisser Umberto Badoglio erwartet uns. Er soll aus einer Nebenlinie der Familie kommen, aus der auch der berühmte Gründer des Museums stammt.«
    »Genau«, ergänzte Carlo mit wichtigtuerischem Blick, »Mario Guarnacci. 1701 bis 1785.«
    Robert schnippte mit den Fingern und grinste.
    »Donnerwetter, Carlo, du bist ja ein wandelndes Geschichtsbuch.«
    Carlo zog die Augenbrauen hoch.
    »Machst du dich etwa über mich lustig, amico mio? Du weißt doch sicher – was man als Kind gelernt hat, vergisst man nie wieder.«
    Sie bogen in die Strada Statale di Val di Cecina ein.
    »Noch ein paar Kilometer«, sagte Carlo, »dann kannst du sie sehen.«
    Die toskanische Hügellandschaft, die sonst von üppigem Grün überzogen war, wechselte hier ihr Gesicht. Zwar gab es noch Getreidefelder und Schafweiden, doch hatten jahrhundertelange Erosionen dafür gesorgt, dass die Landschaft karg
    und zerklüftet aussah. Dennoch wirkte sie nicht verödet. Das Land und die Stadt Volterra auf dem über fünfhundert Meter hohen Hügelplateau sahen aus, als hätte sie ein Künstler aus einem Stück geschaffen. Ein monumentales Kunstwerk.
    »Da«, rief Carlo und zeigte mit dem Finger auf die linke Seite. »Siehst du den großen runden Turm da oben? Das ist der Maschio . Der Turm der Festung, die die Medici gebaut haben. Er dient auch heute noch als Gefängnis. Ich sag dir, da sitzen ganz schwere Jungs drin.«
    Die Straße wurde kurvenreicher. Jetzt konnte man auch die Stadtmauer sehen, deren Ursprünge die Etrusker im 4. Jahrhundert vor Christi Geburt gebaut hatten.
    Robert war zwar noch nie in Volterra gewesen, kannte sich aber mit der Parkplatznot toskanischer Städte sehr gut aus.
    »Sollten wir den Wagen nicht hier draußen stehen lassen und dann zu Fuß weitergehen?«
    Carlo, dem, wie allen motorisierten Italienern, das Zu-Fuß-Gehen als äußerste Zumutung erschien, winkte ab.
    »Fahr nur. Sie haben in der Stadtmitte ein Parkhaus gebaut, das dürfte um diese Zeit noch nicht voll sein.«
    Carlo hatte Recht. Das mehrstöckige, in den Berg gebaute Parkhaus war gerade zur Hälfte besetzt. Sie stiegen die Treppen hinauf zur Piazza Martiri della Libertà, die genau über dem Parkhaus lag. Von dort aus gingen sie über die Via di Castello zur Via Don Minzoni, an der das Museum stand. Ein kühler Wind strich durch die Gassen. Man merkte, dass man sich in einer Höhe von über fünfhundert Metern befand.
    Nach wenigen Gehminuten standen sie vor dem hohen Portal des ehemaligen Palastes des Monsignore Mario Guarnacci, in dem das Museo Etrusco untergebracht war.
    Da das Museum schon – für italienische Verhältnisse erstaunlich – um acht Uhr dreißig öffnete, hatte sich an der Kasse bereits eine kleine Schlange gebildet. Robert reihte sich ein.
    »Wir sind mit Signore Badoglio verabredet«, sagte er zu der kleinen, grauhaarigen Frau, die ihn durch ihr schwarzes Brillengestell musterte. »Wo können wir ihn finden?«
    Die Grauhaarige griff zum Telefonhörer.
    »Warten Sie bitte hier, ich sage Bescheid, dass Sie da sind.«
    Merkwürdig, dass sie deinen Namen gar nicht wissen will. Aber vielleicht bekommt der Herr nur recht selten Besuch, und er wartet bereits.
    Umberto Badoglio war ein mittelgroßer, stämmiger Mann mit grauen Haaren, einem grauen Bart um Mund und Kinn und einer randlosen Brille, durch deren Gläser zwei freundliche Augen blitzten.
    Er sprach in soliden Basstönen und streckte seine Hand bereits von weitem aus.
    »Signore Darling, seien Sie mir gegrüßt. Und das ist ...?«
    »Sebaldo«, sagte Carlo. »Carlo Sebaldo aus Vicchio.«
    Badoglio machte eine leichte Verbeugung und eine einladende Handbewegung.
    »Folgen Sie mir in mein Büro, meine Herren. Was darf ich Ihnen anbieten? Einen Kaffee? Ich selbst trinke lieber Tee.«
    »Ich auch!«, sagte Robert erleichtert, und Carlo nickte ebenfalls, wenn auch gezwungenermaßen, denn er war ein bescheidener Mann, der keinen Extrakaffee gebrüht haben wollte. Er würde das Getränk nicht anrühren, denn warum sollte er Tee trinken, wenn er nicht krank war?
    Ein paar Minuten später saßen sie im Büro, das zur Hälfte aus Büchern bestand. Möbliert war der Raum lediglich mit drei zerschlissenen Sesseln und einem Schreibtisch, auf dem man aber nicht mehr arbeiten konnte, weil die Tischfläche ebenfalls mit Büchern bedeckt war. Es roch nach Pfeifentabak.
    Robert nahm einen Schluck Tee, der

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