Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
Eltern?«
»Sie leben leider nicht mehr«, log er.
Donatella machte ein verwundertes Gesicht.
»Ist sie denn schon so alt?«
»Nein«, log er weiter, »es war ein Unfall. Aber sie haben ihr ein beträchtliches Vermögen hinterlassen.«
Mit dieser Anmerkung hoffte er, weitere Fragen seiner Mutter abzuwürgen. Die nickte nachdenklich.
»Ein Vermögen, sagst du. Seltsam, dass ich den Namen noch nie gehört habe.«
»So, Mamma, ich glaube, ich muss jetzt ...«
Robert erhob sich, als Donatella ihn ein weiteres Mal unterbrach.
»Ach, stell dir vor, Signora Frescobaldis Sohn Angelo ist wieder aus Amerika zurück. Er soll ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden sein. Er hat hier – welch ein Zufall – eine Jugendfreundin wiedergetroffen, die auch nur für ein paar Tage da ist. Er soll ganz begeistert sein. Eine sehr gebildete und interessante Person, findet sie. Sie kommt aus Ägypten, sagt Paola, aber eigentlich ist sie Griechin.«
*
Maria lachte kurz auf und strich sich die Haare aus der Stirn.
»Meine Eltern sind tatsächlich tot. Allerdings war das kein Unfall. Mein Vater war schon sehr alt, und meine Mutter litt unter Depressionen. Sie hat Selbstmord begangen. Hinterlassen haben sie mir gerade so viel, dass ich einigermaßen davon leben kann. Den Rest verdiene ich mit meinen Übersetzungen. Willst du unter diesen Umständen immer noch, dass ich dich begleite?«
Robert hob beschwichtigend die rechte Hand.
»Aber selbstverständlich, Maria. Du kennst meine Mutter nicht. Sie erdrückt mich mit ihrer Liebe und Fürsorge, und dazu gehört auch, dass sie immer genau wissen will, mit welchen Menschen ich mich umgebe. Da genügen einige Stichworte, die sie zufrieden stellen.«
Sein Blick fiel auf die aktuelle Ausgabe von »Il Firenze«, die auf dem Tisch lag. Der Mord an Lorenzo Tardi war die Schlagzeile auf der Seite eins. Robert zeigte auf die Zeitung.
»Hast du ihn gekannt?«
Maria zuckte mit den Schultern.
»Ich meine, Paolo hat ihn mal erwähnt, aber gesehen habe ich ihn nie. Warum fragst du?«
»Es hätte ja sein können, dass es da einen Zusammenhang zwischen ihm und Professore Mazzetti gibt. Ich sollte das überprüfen.«
Er nahm die Zeitung vom Tisch und überflog den Artikel. Dann ließ er das Blatt sinken.
»Ach, übrigens, erkennst du einen Zusammenhang zwischen Professore Mazzetti, der Stadt Volterra und dem Museo Etrusco Guarnacci?«
Maria sah ihn erstaunt an.
»Wie kommst du denn jetzt darauf?«
Robert tat so, als sei ihm die Frage beiläufig eingefallen.
»Es gibt da einen Anhaltspunkt. Ich weiß aber noch nicht, wie wichtig der ist.«
Maria setzte sich in einen Sessel.
»Wir wären sicher noch darauf gekommen. Paolo war geradezu fasziniert von diesem Museum. Komm, setz dich, und sag mir, was du über die Etrusker weißt.«
Robert schüttelte den Kopf und setzte sich dabei in den Sessel gegenüber.
»So gut wie nichts. Das Thema wurde früher bei mir in der Schule nur gestreift. Ich bin ja in der Schweiz zur Schule gegangen, wahrscheinlich wird das Thema hierzulande intensiver behandelt. Es sind ja schließlich eure Vorfahren ...«
Maria unterbrach ihn.
»Über die wir aber wenig wissen. Was ich weiß, ist, dass es eine geheimnisvolle Kultur gewesen sein muss, in deren Mittelpunkt der Tod und das Jenseits stand. Und das war es, was Paolo fasziniert hat. Er war oft im Museum in Volterra. Mario Guarnacci, der um 1700 lebte, war Geistlicher und Hobbyarchäologe. Er hat eine riesige Sammlung zusammengetragen und sie nach seinem Tod der Stadt vererbt. Vor allem sind es Urnen, die uns allerhand über den Totenkult der Etrusker verraten. Viele Dinge sind aber nach wie vor rätselhaft. Aber, wie gesagt, Genaueres weiß ich auch nicht.«
Robert hatte interessiert zugehört.
»Das klingt spannend. In seinem ersten Manuskript hatte Professore Mazzetti angekündigt, dass ich ein weiteres an einem andern Ort finden werde. Wir sollten uns in Volterra einmal umsehen. Ich würde mich freuen, wenn du mitkommst.«
Maria schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid. In den nächsten Tagen habe ich sehr viel zu erledigen. Ich kann dich leider nicht begleiten. Nimm doch deinen Freund mit. Wie du erzählt hast, scheint der sich dort doch sehr gut auszukennen.«
12. KAPITEL
S ie waren um sieben Uhr früh aufgebrochen und nur knapp eine Stunde unterwegs, doch die Sonne brannte schon heiß vom wolkenlosen Himmel. Die Straße in Richtung Südwesten war noch leer.
»Hast du uns eigentlich angemeldet?«,
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