Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
und er ist sofort nach Italien zurückgekehrt. Allen anderen gegenüber ist Pangalos bei seiner Version von dem Familiengelübde geblieben.«
Für eine Minute herrschte Schweigen, dann schaute Carlo Robert von der Seite an.
»Das klingt plausibel. Aber wie bist du darauf gekommen?«
»Durch eine winzige Beobachtung. Als Pangalos uns sein Medaillon zeigte, fiel mir ein, dass ich ein solches Exemplar bei einem Trödler im Attarin-Viertel in Alexandria gesehen hatte, das seinem wie ein Ei dem anderen glich. Von dem Moment an wusste ich, dass er uns Märchen erzählte.«
Carlo schüttelte den Kopf.
»Aber warum mussten dann alle drei sterben?«
Robert machte eine längere Pause.
»Weil diejenigen, die sie beobachtet haben, die falschen Rückschlüsse zogen. Von Karakos dachten sie, er besäße das vollständige Rollenquartett. Er hatte aber nur drei. Mazzetti hatte nur eine und die noch nicht einmal in seinem Haus. Auf die Spur von Pangalos habe ich sie durch eine Unachtsamkeit gebracht. Und dort sind offenbar zwei konkurrierende Gruppen aufeinandergetroffen. »
»Aber wie wollte Mazzetti das Geheimnis lösen, wenn er die anderen Rollen nicht hatte?«
»Mazzetti war ein kluger Kopf, der sicher auch Latein konnte. Er wird sich den in Frage kommenden Text von Karakos’ Rolle abgeschrieben haben. Ich bin sicher, wir finden ihn unter den Dokumenten, die dieser Anwalt in Florenz unter Verschluss hält.«
*
»Wie lange bleiben die Herren?«, lächelte der Portier des Hotels Albani Firenze an der Via Fiume die beiden amerikanischen Touristen an.
Bruce Parker zuckte mit den Schultern, während er das Anmeldeformular ausfüllte.
»Können wir jetzt noch nicht sagen. Drei, vier Tage bestimmt.«
Er drehte sich wieder zu Charles Dowell um.
»Haben Sie inzwischen rausgekriegt, wohin er gefahren ist?«
Dowell nickte und schaute auf sein Spezial-Smartphone mit extra großem Display.
»Ja, Volterra heißt das Kaff. Im Moment ist er offenbar auf der Rückfahrt.«
Parker grinste.
»Triumph der Technik. Früher musstest du dich auf die Lauer legen und stundenlang hinterherfahren. Hat er telefoniert, konnten Sie etwas abhören?«
Dowell schüttelte den Kopf.
»Nein, kein einziges Telefonat.«
»Okay, dann müssen wir das nächste Mal doch näher ran. Lass uns jetzt erstmal auf die Zimmer gehen.«
Sie nahmen ihre Reisetaschen und gingen in Richtung Fahrstuhl. Dass der Mann in der Lobby, der dort im Sessel saß und intensiv im »Corriere della Sera« las, am Gürtel ein Minirichtmikrofon und an der Armbanduhr eine winzige Kamera trug, bemerkten die beiden Agenten des DIA nicht.
*
»Mamma, darf ich dir Maria Furini vorstellen?«
Robert machte eine angedeutete Verbeugung vor seiner Mutter.
»Maria, das ist meine Mutter, Donatella Medici!«
Beide Frauen gaben sich lächelnd die Hand und schauten sich an, wie es nur Frauen können, wenn sie sich bei der ersten Begegnung von oben bis unten abscannen. Dieser Vorgang dauert in der Regel nur ein bis zwei Augenaufschläge.
Da Robert sich mit diesen Gepflogenheiten gut auskannte, stellte er zu seiner Erleichterung fest, dass offensichtlich keine der Damen an der anderen etwas auszusetzen fand.
Donatella trug ein weißes Versace-Kostüm, dazu die farblich passenden Schuhe. Schmuck und Make-up waren äußerst dezent angelegt, und auf dem Kopf war vom Figaro ihres Vertrauens in einer vierstündigen Sitzung jedes Haar an seinen vorgesehenen Platz gebracht worden.
Maria trug ein schlichtes, aber gut geschnittenes Etuikleid von Roberto Cavalli, das nicht gerade billig gewesen sein konnte. Sie hatte keinen Schmuck angelegt, aber ihre Größe und das klassische Profil mit
dem hochgereckten Kinn gaben ihr etwas Aristokratisches.
Sie wandte sich Robert zu.
»Es war mir von vornherein klar, dass du eine wunderschöne Mutter haben musst, Roberto.«
Während sie dies sagte, drehte sie wieder langsam den Kopf Donatella zu. Donatella nahm den Ball auf und spielte ihn elegant zurück.
»Roberto, warum hast du mir diese entzückende junge Frau bisher vorenthalten? Was für ein unentschuldbares Versäumnis!«
Dabei streichelte sie Marias Hand. Robert lächelte, weil ihn dieses sich immer wiederholende Spiel belustigte.
»Wir kennen uns noch nicht so lange, Mamma. Aber ich habe schon viel über dich erzählt.«
Maria schaute ihn lächelnd an. »Schleimer«, war in ihrem Blick zu lesen.
»Kommt, Kinder«, zwitscherte Donatella, »ich muss euch ein paar Freunden von mir
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