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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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seiner Vorderklaue in Richtung der Skelette. »Wenige wagten es, mich herauszufordern, und bisher war niemand in der Lage meinem Feuer zu trotzen. Du scheinst ein recht tüchtiger Schlafverwandler zu sein. Ich bin überzeugt, du wirst das Haus des Rates finden.«
    Leo knabberte auf seiner Unterlippe herum. Konnte er das wirklich? Immerhin hatte er eben einen ganz ordentlichen Eispanzer geformt.
    »Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß«, brachte sich Gigantolos in Erinnerung. »Jetzt bist du an der Reihe.«
    Orla stieß Leo in die Seite. »Mach schon, ehe sich seine Laune wieder verschlechtert.«
    Er seufzte. »Du kannst das besser als ich.«
    Sie erklärte dem Traumgeborenen den Weg zu dem Nordland, das an die Wüste Sahi grenzte. Als sie die zur Brutpflege von Riesengründrachen günstigen Bedingungen erwähnte, geriet Gigantolos schier aus dem Häuschen. Unruhig rutschte er auf dem Kraterrand hin und her.
    »Jetzt mach schon und flieg«, sagte Leo.
    Der Drache bedankte sich überschwänglich und schwor ewige
Treue. Ehe er sich auf seinen bemerkenswert zierlichen Schwingen in den Himmel erhob, beugte er sich ein letztes Mal zu seinen neuen Freunden hinab und raunte: »Wenn ihr in den Krater steigt, dann seid auf der Hut. Heute Nacht kamen andere Wächter vorbei. Sie könnten noch in der Nähe sein.«
    Leo schluckte. »Was … für … Wächter?«
    »Diese hässlichen Wildschweine im Harnisch. Sie haben ein Menschenkind zum Haus des Rates gebracht.«
    »Ihr meint, einen Gefangenen?«, fragte Leo aufgeregt. »Wie hat er ausgesehen?«
    »Ungefähr so wie ich. Na ja, wohl nicht ganz so dick und die Frisur war viel kürzer. Aber die Haarfarbe stimmte ziemlich genau.«

D ie Nachricht hatte Leo elektrisiert. Benno lebte! Vielleicht war er den Gewalten des Chaos fliegend entkommen, hatte sich auf die Insel gerettet und war hier in die Fänge der Hyänenschweine geraten. Ja, so musste es gewesen sein.
    »Hoffentlich tun sie ihm nichts«, murmelte Leo. Orla stieg vor ihm mit gezogenem Schwert in den Krater hinab.
    Sie drehte sich zu ihm um. »Benno? Keine Sorge, der Terrorkrümel quatscht den Wächtern die Ohren ab und macht sich auf und davon.«
    »Du könntest dich ruhig ein bisschen freuen.«
    Sie wandte sich wieder von ihm ab und schwieg.
    Je weiter die beiden nach unten kletterten, desto wärmer wurde es. Am Kratergrund schließlich umhüllte sie tropische Hitze. Bäume der unterschiedlichsten Art wuchsen dort. Von einigen hingen Lianen herab. Andere ragten fast bis zum Kraterrand empor. Die Luft war schwer von den Düften exotischer Pflanzen und erfüllt von unzähligen Stimmen. Vögel zwitscherten, Insekten summten, irgendwo schrie eine Kreatur.
    Orla nahm direkten Kurs auf die Kratermitte. Nach nur wenigen Schritten entdeckte sie einen Baum, dessen Blätter wie längliche Schalen geformt waren. Darin hatte sich Regenwasser gesammelt, für die beiden Wanderer ein willkommenes Geschenk,
denn ihr Proviant war mit dem Auslegerboot verloren gegangen. Gierig löschten sie ihren Durst. Der erfrischende Trunk weckte ihre Lebensgeister.
    Gestärkt drangen sie tiefer in den Feuerwald ein. Unter dem dichten Blätterdach herrschte das Zwielicht. Der Dschungel war voller Verstecke, ideal für einen Hinterhalt. Während Leo dem Mädchen folgte, malte er sich mögliche Angriffsszenarien aus und überlegte, wie er darauf reagieren würde. Nach der Begegnung mit Gigantolos rechnete er fest mit weiteren Schwierigkeiten.
    Zu seiner Überraschung gelangten sie unbehelligt ins Herz des Feuerwaldes.
    Orla stöhnte.
    Leo zuckte unwillkürlich zusammen. »Was ist?«
    Sie deutete auf den von Farnen und Schlingpflanzen überwucherten Boden. »Wie sollen wir da die runde Steinplatte finden?«
    »Vielleicht, indem wir nicht daran denken. Wenn ich Gigantolos richtig verstanden habe, ist das Symbol des Königs nur ein Übergang zur Traumquelle. In Salem sagtest du, meine Gabe werde mir den Weg zur Drusenkammer im Traum weisen.« Er nahm die Dose mit den Schlafpastillen aus der Tasche, öffnete sie und steckte sich eine in den Mund.
    »Darauf hätte ich auch selbst kommen können. Nimm am besten gleich zwei«, empfahl ihm Orla.
    Er verdoppelte die Dosis. Das Schlucken war eine Qual. Ohne Wasser zum Nachspülen brachte er die Pastillen kaum herunter.
    Diesmal dauerte es etwas länger, bis die Wirkung einsetzte. Die Geräusche des Dschungels versanken in einem dumpfen Rauschen. Er hatte das Gefühl in eine Röhre zu rutschen, die immer

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