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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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dafür, dass jene, die dem Mystischen Weg folgen wollen, wohlberaten sind, denn auf diesem Pfad gibt es keine Umkehr. Dies alles muss getan werden, mit aller angemessenen Feierlichkeit und Ernsthaftigkeit.
    Und da war sie, eine Liste der einzelnen Schritte, um das zu bewerkstelligen, was die Priesterin mir befohlen hatte. Ich erhielt die Informationen über das, was ich tun musste. Wie ich die Schlüssel abgeben und unsere elementaren Kräfte an Celia Hartle weitergeben konnte. Und dann würde sie gehen, und wir wären in Sicherheit. Es war ein Zeichen, dass ich dieses Buch gefunden hatte. Es sollte so sein.
    Fieberhaft begann ich, mir die Anweisungen einzuprägen, ging sie wieder und wieder im Kopf durch, übte die Beschwörungen. Ich versuchte, die kleine Stimme des Zweifels zu ignorieren, die mir zuflüsterte, dass selbst dann, wenn die Priesterin ihre giftige Macht weit entfernt von Wyldcliffe anwenden würde, immer noch jemand anderes ihretwegen leiden musste. Es würden nicht meine Freundinnen sein, redete ich mir ein, es wären nicht Sarah und Evie … und abgesehen davon war es die einzige Möglichkeit, die ich hatte. Jemand hatte das Buch hiergelassen. Jemand hatte gewollt, dass ich diese Seiten las, diese Anweisungen fand. Und so hockte ich über dem schlecht lesbaren Geschreibsel und den seltsamen Symbolen, bis ich jedes Wort auswendig gelernt hatte.
    Schließlich setzte ich mich aufrecht hin und streckte meine schmerzenden Glieder. Ich begriff, dass mir vor Hunger und Schlafmangel schwindelig war, aber all das würde warten müssen. Ich musste zurück nach Wyldcliffe und mich dieser Frau – dieser Frau, die einmal meine Mutter gewesen war – ein letztes Mal stellen.
    Ich schloss das Buch, drückte es zu. Ich würde nie wieder einen Blick hineinwerfen, dachte ich. Nach heute Nacht würden meine mystischen Kräfte mich verlassen haben. Dieser Teil meines Lebens war beinahe vorüber. Als meine Hand aber den abgeschabten grünen Buchdeckel berührte, blieb eine Art Aufdruck auf dem abgenutzten Ledereinband zurück. Ich zog meine Hand rasch weg, als hätte ich mich verbrannt, und starrte auf das seltsame röntgenbildähnliche Abbild auf dem Buchdeckel. Das Bild verblasste, und an seiner Stelle tauchten die schwankenden Zeilen einer Schreibschrift auf der Lederoberfläche auf: Mysteriorum liber libri … sigillum magnum … signum dei vivi … Ich begann zu lesen, und ich verstand. Das Buch der Mysterien … das Große Siegel … das Zeichen des Lebenden Einen … Dann hörte ich eine Stimme, die zu mir sprach:
    »Das Siegel ist ein mächtiges Amulett, ein Zeichen des Abkommens zwischen dem Schöpfer und seinen geliebten Kindern. Denn alle Macht kommt von dem Einen, und diese Macht lebt nicht in den kostbaren Metallen, den Juwelen oder Gravuren, die die äußere Form des Siegels darstellen mögen, sondern haust im wahren Herzen der treuen Diener, die solcherart gezeichnet und unterschieden sind.«
    Die Stimme rief mich, so wie der Wind über die Moors hinweg die Vögel rief, und sie erzählte eine große und wunderschöne Geschichte, die keinen Anfang und kein Ende hatte, aber der Kern aller Wahrheiten war. Diese Wahrheit rief mich, und ich verstand. Endlich wusste ich, wie ich dem Zeichen folgen konnte. Ich hatte mein Wunder gefunden.

Dreißig
    Aus dem Tagebuch von Helen Black
Letzter Tag, abends – Thornton Falls
    Das Geräusch des Wasserfalls ist überall um mich herum. Ich bin froh, dass ich das kleine Notizbuch in meiner Tasche hatte, denn ich weiß, was immer heute Nacht passiert, ich werde dir, mein Wanderer, Lebwohl sagen müssen. Du hast mir sehr geholfen, aber ich habe mich endlich gefunden und kann dich jetzt gehen lassen. Ich kann meine ganze Vergangenheit ziehen lassen und auch meine Zukunft. Die Zeit, die war, ebenso wie die Zeit, die hätte sein können …
    Ich kehre jetzt zur Abteischule zurück, um es auf die eine oder andere Weise zu beenden. Jetzt weiß ich, was ich zu tun habe.
    Es war an der Zeit, es zu beenden. Die Dämmerung hatte eingesetzt und sich zu dem Zeitpunkt, als ich zur Abteischule zurückkehrte, in einen kalten, feuchten Abend verwandelt. Der Wind stöhnte in den kahlen Bäumen, als ich den Zufahrtsweg entlangging, und die Schule wurde von sanften Schatten eingehüllt wie ein verzaubertes Schloss. In dieser Nacht würde die Priesterin zurückkehren. Es war überflüssig, mich jetzt noch zu verstecken. Ich musste aufrecht auf das zugehen, was mich erwartete.
    Ich drehte den

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