Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
außer Sichtweite bleiben. Nur für alle Fälle.«
»Und was wird aus Tiger?«
Shane musterte den kleinen Terrier missbilligend.
»Den müssen wir wohl oder übel mitnehmen. Grandma würde es mir niemals verzeihen, wenn er in der Wildnis verlorenginge.«
Shane band Lightning neben Thunder an.
Serena machte sich an ihren Satteltaschen zu schaffen.
»Wir können nichts mitnehmen«, sagte Shane bestimmt. »Nur das Gewehr, Patronen, die kleine Taschenlampe und vielleicht ein Taschenmesser, falls du eines dabeihast.« Er klopfte auf die Scheide an seinem Gürtel, in der sein eigenes Messer steckte.
»Ich habe keins«, entgegnete Serena. »Aber meine Kamera würde ich gerne …«
»Tut mir leid«, meinte Shane strikt. »Das Ding wird uns nur im Wege sein. Außerdem ist es viel zu auffällig.«
Serena ließ die Hände sinken. Sie hatte diesen Tonfall schon öfter von Shane gehört und wusste, dass er es ernst meinte. Aber er musste doch auch sie verstehen. Sie war Fotografin. Sie nahm ihre Kamera überallhin mit.
Serena wollte Shane das gerade erklären, als sie überrascht feststellte, dass er schon weitergegangen war – ohne sie. Sie hielt Tiger fest, der noch immer in ihrer Jacke saß, und lief schnell hinter Shane her. Kaum hatte sie ihn eingeholt, als er sie plötzlich am Arm packte. Im nächsten Augenblick zog er sie hinter einen Felsen und legte seine Hand über ihren Mund.
Serena hatte ihre Augen vor Schreck weit aufgerissen, und ihr Herz schlug schnell.
Shane löste seine Hand von ihrem Mund und spähte vorsichtig um den Felsen.
»Zwei Männer in schwarzen Anzügen«, flüsterte er, als er seinen Kopf zurückzog. »Bewaffnet. Sie haben uns noch nicht gesehen.«
Serena konnte kein Wort herausbringen. Sie presste ihren Rücken gegen den kühlen Felsen, geradeso, als könne sie sich auf diese Weise unsichtbar machen. Ihr Herz schien zerspringen zu wollen. Doch dann dachte sie an Fabian. Vielleicht war er ganz in der Nähe. Vielleicht waren die Männer hinter ihm her.
Mit einem Mal richtete Tiger sich in ihrer Jacke auf und starrte in den Wald. Serena blickte sich erschrocken um. Waren womöglich noch mehr Männer in der Umgebung? Versuchte man sie zu umzingeln?
Doch da entdeckte sie den Grund für Tigers Unruhe.
»Ein Kojote«, hauchte sie.
Shane, der die beiden Männer beobachtete, drehte sich überrascht zu ihr um und folgte ihrem Blick. Und wirklich, keine zehn Meter von ihnen entfernt schlich ein Kojote durch das Unterholz.
Shane erkannte die Gefahr sofort und griff nach Tiger. Aber da war es auch schon zu spät. Tiger knurrte den Kojoten an und begann zu bellen. Serena versuchte ihn zu beruhigen – vergeblich. Tiger bellte und bellte, so laut er nur konnte.
Shane warf einen Blick auf die beiden Männer und fluchte leise. Das Bellen hatte sie alarmiert! Sie liefen geradewegs auf die Felsen zu, hinter denen Serena und Shane sich versteckten.
Shane packte Serena an der Hand und sah sich suchend nach einem Fluchtweg um. Hinter ihnen lag der Abgrund mit dem Fluss, bergab waren die Pferde versteckt. Es blieb nur der Weg bergauf. Er rannte los und zog Serena mit sich.
Serena stolperte hinter ihm her.
»Da vorne sind sie, Sorrento«, rief eine Männerstimme. »Dort, bei der Schlucht!«
»Bleibt stehen«, rief der andere Mann. »Oder es wird euch noch leidtun!«
»Schneller, schneller!«, trieb Shane Serena an und hastete weiter bergauf.
Da durchschnitten Schüsse die Morgenstille.
Serena zuckte unwillkürlich zusammen und duckte sich instinktiv.
Die Kugeln schlugen dicht neben ihnen auf dem felsigen Boden auf.
»Lauf weiter!«, rief Shane und machte ihr Platz. Er befand sich jetzt wie ein lebendiger Schild zwischen Serena und den beiden Männern.
»Nicht ohne dich«, rief sie verzweifelt und blieb stehen.
»Lauf!«, befahl Shane und gab ihr einen Schubs.
Er hob die Winchester, um auf die Verfolger zu zielen, aber es war zu spät. Die Männer hatten sie bereits eingeholt.
»Lass das Gewehr fallen, Storm Hawk«, rief der Kleinere der beiden. »Und keine Bewegung. Dann bleibt ihr vielleicht am Leben.«
Shane wog die Situation ab. Normalerweise hätte er sich auf einen Kampf eingelassen, aber diesmal ging es nicht nur um ihn. Er trug auch die Verantwortung für Serena. Widerwillig warf er die Winchester von sich.
»Wir haben Eckehard in unserer Gewalt«, rief der andere Mann. »Es ist vorbei!«
»Ihr lügt!«, rief Serena ärgerlich und drehte sich zu den Männern um. »Ihr wollt uns
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