Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
Shane. »Es ist viel schwerer, Glauben zu finden. Besonders in der heutigen Zeit. Du musst jetzt stark sein, Reena. Du musst deinen Glauben finden. Sonst wirst du an dem Gedanken an morgen zerbrechen. Bete. Bete von ganzem Herzen. Es wird dir helfen.«
Er hielt einen Augenblick inne.
»Erinnerst du dich daran, was ich dir versprochen habe? Dass ich dir, wenn dies alles vorbei ist, all die Plätze zeigen werde, die du sehen möchtest? Und es müssen nicht nur welche in Nordamerika sein.«
Sie erwiderte nichts.
»Komm, Reena, erzähl mir von deinen Träumen«, forderte er sie leise auf.
»Die … die Lavendelfelder in der Provence«, brachte Serena schließlich mit tränenerstickter Stimme heraus.
»Weinst du, Reena?«, fragte er zärtlich. Es war jetzt so dunkel, dass er ihr Gesicht kaum noch erkennen konnte.
»Nur ein kleines bisschen«, erwiderte sie schnell. »Es ist gleich vorbei.«
»Reena, Süße«, flüsterte Shane und strich ihr behutsam die Tränen fort.
»Es tut mir leid«, sagte sie mit bebender Stimme. Sie versuchte verzweifelt, ihre Tränen zurückzuhalten und ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, aber sie schaffte es nicht. Tränen strömten über ihre Wangen, und ihre Stimme versagte. Sie klammerte sich an Shanes Hand, die noch immer auf ihrem Gesicht ruhte, und küsste sie sanft. Sie sehnte sich so sehr nach Schutz und Geborgenheit, nach jemandem, der sie in die Arme nahm und festhielt und ihr sagte, dass alles gut werden würde. Sie sehnte sich nach Shane, hatte es von dem Augenblick an getan, als sie sich getroffen hatten. Das wusste sie nun mit Bestimmtheit.
Shane zog sie sachte in seine Arme. Er presste sein Gesicht in ihr weiches Haar und hielt sie, bis sie sich beruhigte.
»Shane, ich …«
»Shhh«, fiel er sanft ein. »Du brauchst nichts zu sagen.«
»Wirklich nicht?«, fragte sie zärtlich.
»Wirklich nicht«, erwiderte Shane ebenso innig. »Aber du kannst etwas tun.«
Serena lachte befreit auf. Das war typisch Shane. Ihr Shane. Sie hob ihren Kopf von seiner Brust und tastete im Dunkeln nach seinem Gesicht. Liebevoll strich sie über seine Wange. Dann hauchte sie einen Kuss auf seine Lippen.
»Reena«, flüsterte Shane heiser und zog sie noch fester an sich.
»Shhh«, murmelte sie glücklich. »Du brauchst nichts zu sagen. Aber du kannst etwas tun …«
XX
F abian hatte den Ford Focus, so tief es ging, ins Gebüsch gefahren. Er hoffte, auf diese Weise einen guten Vorsprung herausholen zu können, bevor jemand den Wagen entdeckte. Hastig suchte er alle Sachen zusammen, die sich in der Wildnis als nützlich erweisen könnten. Einige Dinge sortierte er nach kurzem Überlegen wieder aus. Er würde zu Fuß unterwegs sein und durfte nur das Allernötigste mitnehmen, sonst würde er zu langsam vorankommen.
Lebensmittel und eine Decke hatte er bereits in seinem Rucksack verstaut. Er legte Streichhölzer, eine kleine Axt, eine Taschenlampe und ein Seil dazu und verschnürte alles. Er steckte den Kompass in seine Hemdtasche und befestigte das kleine Bowiemesser und die Wasserflasche an seinem Gürtel. Dann ging er in Gedanken noch einmal die Liste von notwendigen Dingen durch. Beinahe hätte er die Landkarte vergessen. Er steckte sie in die Hosentasche. Fertig. Nein, eines fehlte noch.
Fabian öffnete das Handschuhfach und schob ein paar Papiere zur Seite. Darunter kam eine Pistole zum Vorschein. Er nahm sie heraus und drehte sie nachdenklich in den Händen. Er hatte sie für genau diesen Augenblick gekauft. Als letzte Absicherung, sollte etwas schiefgehen. Er durfte nicht zögern, sie zu gebrauchen. Durfte nicht einmal daran denken. Die Würfel waren gefallen. Es gab keinen Ausweg. Entschlossen steckte er die Waffe in den Hosenbund und ließ sein Hemd darüberfallen. Er war bereit.
Fabian kannte den Weg zum Labor nur über die Zufahrt, die vom Highway abführte. Aber er hatte die unbefestigte Straße auf der speziellen Landkarte gefunden, die er unterwegs an einer Tankstelle gekauft hatte. Dort waren alle Nebenstraßen eingezeichnet, sogar solche, die nur im Sommer befahrbar waren und eigentlich ausschließlich von der Forstbehörde benutzt wurden. Seinen Berechnungen zufolge befand er sich nur ungefähr zwanzig Kilometer von der IPC-Anlage entfernt, wenn er sich von der Straße fernhielt und den Weg durch die Wildnis abkürzte. Er müsste es schaffen, sein Ziel noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen.
Fabian kontrollierte die Richtung mit dem Kompass und machte sich
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