Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
auf den Weg.
Stundenlang wanderte er durch die Wildnis, ohne längere Pausen einzulegen. Entlang schroffer, karger Felshänge und durch dichte Kiefernwälder. Er überquerte eiskalte Gebirgsbäche und grüne alpine Wiesen. Die schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains türmten sich zu allen Seiten auf. Sie leuchteten so grell im Licht der Sommersonne, dass Fabian nicht zu ihnen aufsehen konnte. Ab und zu hielt er inne und betrachtete die Schönheit der unberührten Natur, in der er sich befand.
Serena würde es hier gefallen , dachte er dann.
Und mehr als einmal blieb er stehen, weil er sicher war, dass seine kleine Schwester in diesem Augenblick ganz bestimmt auch anhalten würde, um ein Foto zu machen. Von einer kleinen Herde Wapitis zum Beispiel, die auf einer der Bergwiesen grasten und aufgeregt auseinanderstoben, als sie Fabian witterten. Oder von dem Adler, der hoch oben über den Spitzen der Berge seine endlosen und lautlosen Kreise zog. Oder von den kleinen Gebirgsblumen mit den zartrosa Blüten, die neben dem Bachlauf wuchsen, den er gerade durchquert hatte.
Ein dumpfes, dröhnendes Geräusch ließ Fabian aus seinen Gedanken schrecken. Er blieb stehen und blickte sich verwundert um.
Das Geräusch wurde lauter.
Mit einem Mal wusste Fabian, was es war: ein Hubschrauber. Er sprang hinter einen Baumstamm und spähte vorsichtig dahinter hervor. Vom Helikopter aus würde man ihn unter den Bäumen nicht sehen können, aber vielleicht würde es Fabian gelingen, einen Blick auf den Störenfried zu erhaschen.
Da, die Maschine kam hinter dem nächstgelegenen Berg zum Vorschein. Sie flog langsam näher, drehte ein paar Kreise über der kleinen Lichtung, die Fabian erst vor ein paar Minuten überquert hatte, und flog schließlich davon.
Fabian atmete erleichtert auf. So weit, so gut.
Bis zum Einbruch der Nacht hörte er das Motorengeräusch noch ein paarmal. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um dieselbe Maschine handelte, aber es war anzunehmen. Die Handlanger der IPC waren gerissene Hunde. Sie überließen nichts dem Zufall. Wie die Absperrung am Highway. Fabian war sich sicher, dass sie nicht von ungefähr gerade heute dort aufgetaucht war. Er musste sich vorsehen.
Als es zu dunkel wurde, um weiterzugehen, suchte Fabian sich ein geschütztes Plätzchen unter den Bäumen und wickelte sich in seine Decke. Er aß ein paar Müsliriegel und studierte im Schein der Taschenlampe die Landkarte.
Schließlich nickte er zufrieden. Wenn er nicht vollkommen falschlag, dann hatte er das Labor beinahe erreicht. Er entschied, die letzten beiden Kilometer am nächsten Morgen beim ersten Tageslicht zurückzulegen. Im Mondschein würde er zu langsam vorankommen, außerdem kannte er das Gelände nicht. Nein, er durfte kein Risiko eingehen.
Ein kühler Wind wehte den Berghang hinab und ließ ihn frösteln. Wo waren Serena und Shane wohl gerade? Hatten sie seine Spur verloren, oder hatten sie geschlussfolgert, wohin er unterwegs war? Er wusste, Shane ließ sich nicht leicht hinters Licht führen, und er war hellhörig geworden, als Fabian am vergangenen Abend am Lagerfeuer nachgefragt hatte, wo genau er zurzeit arbeitete und die merkwürdigen Luftschächte gesehen hatte.
Fabian seufzte. Auf der einen Seite wünschte er sich nichts mehr, als dass Serena und Shane jetzt bei ihm wären. Aber gleichzeitig hoffte er, dass sie meilenweit von hier entfernt waren – in Sicherheit. Er würde es sich nie verzeihen, sollte einem von ihnen etwas zustoßen.
Dieser Gedanke brachte Fabian zurück zu seinem Vorhaben am nächsten Morgen. Hatte er das Labor erst einmal erreicht, so begann der schwierige Teil seiner Aufgabe. Er musste einen Weg finden, um ungesehen hineinzukommen. Das würde kein Kinderspiel werden. IPC verfügte über die modernsten Sicherheitsvorkehrungen und eine ganze Horde von Wachleuten.
Fabian schob den Gedanken beiseite. Für dieses Problem konnte er heute Abend keine Lösung finden. Er knipste die Taschenlampe aus und zog die Decke noch enger um sich. Er musste versuchen zu schlafen.
Aber sosehr er sich auch bemühte und so erschöpft er sich nach dem langen Tag in der Wildnis auch fühlte, der Schlaf wollte einfach nicht kommen.
Fabian begann zu beten. Er betete zu Gott, zu Jesus und zu Mutter Maria, dass sie ihn schützten und über ihn wachten und dass sie ihn rasten ließen. Doch selbst als er endlich einschlief, war ihm kein wirklicher Frieden vergönnt. Er wälzte sich unruhig auf dem harten
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