Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
bloß verunsichern.«
»Du kannst dich auf unser Wort verlassen, Süße, nicht wahr, Sorrento?«, sagte der Größere der beiden und grinste höhnisch.
»Auf jeden Fall, Miller«, pflichtete Sorrento ihm bei, die Pistole im Anschlag. »War ein Kinderspiel.«
Serena blickte vom einen zum anderen.
»Mein Bruder ist nicht so leicht hinters Licht zu führen«, zischte sie. »Ich glaube euch kein Wort!«
Shane warf Serena einen bittenden Blick zu. Es wäre besser, wenn sie nichts sagen würde. Sie spielte diesen Kerlen geradewegs in die Hände.
»Er ist sogar noch dümmer«, lachte Miller. »Er hat ganz freundlich an unsere Tür geklopft und gedacht, er könne mit uns verhandeln. Hat irgend so ein Bibelzeug gefaselt.«
Serena schüttelte ungläubig den Kopf. Sie zitterte am ganzen Körper.
Shane hingegen pfiff anerkennend durch die Zähne. Fabian hatte Mut, das musste er ihm lassen. Er hatte sich schon eine ganze Weile gefragt, was Fabian wohl geplant hatte, um an den Sicherheitsvorkehrungen vorbeizukommen.
»Da ist er wieder«, sagte Serena plötzlich leise. »Der Kojote.« Sie zeigte auf eine Gruppe von Espen, direkt hinter den Männern. Instinktiv trat sie ein paar Schritte zurück.
»Sicher, Lady«, meinte Miller gelassen. »Netter Versuch. Aber nun marsch, marsch.« Er machte eine Bewegung mit der Pistole und deutete bergauf.
In diesem Augenblick blieb der Kojote inmitten der Bäume stehen und legte den Kopf in den Nacken. Ein markerschütterndes, beinahe hysterisches Heulen löste sich aus seiner Kehle.
Miller und Sorrento fuhren herum. Fast gleichzeitig feuerten sie ihre Pistolen auf den Kojoten ab.
Shane verlor keine Zeit.
»Schnell«, raunte er Serena zu und schob sie weiter bergauf, auf ein paar Büsche zu.
Serena rannte. Sie presste Tiger fest an sich und blickte sich immer wieder nach den Männern um.
Sorrento fuhr herum.
»Hey!«, schrie er aufgebracht und feuerte einen Schuss in ihre Richtung.
Die Kugel prallte unmittelbar neben Serena von einem großen Felsbrocken ab. Erschrocken sprang sie zur Seite – direkt auf den Abgrund zu. Sie landete auf einem losen Gesteinsbrocken und kam ins Wanken.
»Shane!«, rief sie entsetzt und fuchtelte wild mit den Armen.
»Reena!« Er stürzte auf sie zu.
Zu spät. Serena verlor die Balance und rutschte die schroffen Felsen hinunter – in die Tiefe. Sie versuchte verzweifelt, sich irgendwo festzuhalten, das Abrutschen irgendwie aufzuhalten. Sie fand keinen Halt.
Tiger winselte kläglich.
Auf halbem Weg nach unten stieß Serena auf einen schmalen Felsvorsprung. Der Aufprall schleuderte sie von dem tödlichen Abhang weg, mitten ins Nichts hinein.
Dann umschloss sie das eiskalte Wasser des wilden Gebirgsflusses und riss sie davon.
»Reena!«, schrie Shane verzweifelt.
Die beiden Verfolger existierten für ihn nicht mehr. Er dachte einzig und allein an Serena. Die Strömung des Flusses war zu stark, und überall ragten Felsen aus dem Wasser. Er war ihre einzige Hoffnung. Es musste ihm einfach gelingen, sie zu retten – irgendwie.
Die Strömung riss Serena gnadenlos mit sich. Sie kämpfte verzweifelt dagegen an, aber der Fluss war stärker. Sie tauchte unter, schluckte Wasser, hustete. Sie konnte nirgends Halt finden. Das eiskalte Gletscherwasser lähmte ihren Körper und nahm ihr die Luft. Es zog sie runter und spuckte sie im nächsten Augenblick wieder aus, ganz so, wie es ihm passte. Sie konnte nichts dagegen tun. Panik ergriff sie, und sie schlug wild um sich.
Plötzlich tauchten Bilder vor ihrem geistigen Auge auf. Bilder aus ihrem Leben.
Das ist das Ende , ging es ihr unweigerlich durch den Kopf.
Doch da war noch ein anderer Gedanke. Der Gedanke an Shane. Sie konnte ihn nicht verlieren. Es durfte nicht wahr sein! Sie hatte sein Gesicht so gut in Erinnerung. Seine dunkelblauen Augen, sein einnehmendes Lachen, seine starken Arme, seine zärtlichen Küsse. Und sie kämpfte weiter gegen das Unvermeidliche.
Aber mit jedem Meter, den der Fluss Serena mit sich riss, ließen ihre Kräfte nach. Sie wurde schwächer und schwächer, ohne es wirklich zu merken.
Shane hastete bergab. Er kümmerte sich nicht um die Schüsse, die Miller und Sorrento auf ihn abfeuerten. Auch die ärgerlichen Stimmen der beiden Männer, die lauthals hinter ihm herschrien, scherten ihn nicht. Er rannte zu der Stelle, an der sie die Pferde angebunden hatten, und schwang sich auf das Tier, das ihm am nächsten stand. Er trieb Lightning an und lenkte ihn auf einem schmalen
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