Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
sehen.« Shane startete den Motor. »Es müsste gleich wärmer werden, die Heizung ist voll aufgedreht.«
»Fahren wir zurück zum Motel?«
Shane schüttelte den Kopf.
»Ist dir der andere Wagen auf dem Parkplatz aufgefallen?«
Serena schüttelte den Kopf.
»Es war ein schwarzer Hummer«, sagte Shane. »Wieder mal ein schwarzer Hummer.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Ich denke, das ist mehr als nur ein Zufall. Und die beiden Männer, die uns auf dem Rückweg begegnet sind? Die waren nicht zum Beerenpflücken dort oben.«
»Du meinst, sie waren wegen Fabian dort?«, fragte Serena erschrocken.
»Nein«, erwiderte Shane und blickte angestrengt auf den verschneiten Highway. »Ich glaube, wegen uns.«
»Wegen uns?«
»Ja, wegen uns. Ich fürchte, man verfolgt uns. Die Typen denken, dass wir sie früher oder später zu Fabian führen.«
»Das ist entsetzlich!«, rief Serena. »Wir müssen sie irgendwie abhängen.«
»Auf der einen Seite gebe ich dir recht«, meinte Shane. »Es ist entsetzlich. Aber auf der anderen Seite bin ich froh. Überleg doch nur: Dass die Typen uns verfolgen, kann nur eines bedeuten – sie haben Fabian noch nicht gefunden.«
»Das stimmt«, rief Serena aufgeregt. »Aber wie werden wir sie los?«
»Ich weiß es nicht. Wichtig ist zunächst, uns nicht anmerken zu lassen, dass wir ihr Spiel durchschaut haben. Wir müssen sie in Sicherheit wiegen, bis uns etwas Konkretes einfällt. Jetzt heißt es zunächst, die I-90 zu erreichen. Das wird bei diesem Wetter kein Zuckerschlecken. Und dann fahren wir nach Billings.«
»Was wollen wir denn in Billings?«, fragte Serena erstaunt.
»Einen Flug nach Calgary erwischen.«
»Calgary? Fabian ist in Calgary?«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Shane. »Aber die Schwitzhüttenzeremonie wird uns helfen, ihn zu finden. Ehrlich, vertrau mir.«
»Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen«, erklärte Serena verwirrt. Dann kam ihr eine Ahnung. »Du nimmst es doch nicht etwa ernst, was diese Pauline Dumont vorhin gesagt hat? Dieses Warum seit ihr hier, wenn ihr in Calgary sein könntet und Ich habe im letzten Sommer an so einer tollen Schwitzhüttenzeremonie teilgenommen, die von einem alten Indianer geleitet wurde ?«
Shane lachte. »So, wie du es sagst, hört es sich wirklich schlimm an. Aber das ist es gar nicht. Jedenfalls nicht für mich. Bei meinem Volk passiert es öfter, dass die Antwort auf ein Gebet durch ein Geistwesen überbracht wird. Weißt du, Geistwesen können alle möglichen Formen annehmen.«
»Willst du damit sagen, dass diese schrille Pauline Dumont einer eurer Spirits gewesen ist?« Serena brachte die Worte kaum über ihre Zunge.
»Wie sagt ihr es: Die Wege des Herrn sind unergründlich , oder so ähnlich«, lachte Shane. »Aber mal im Ernst. Es ist mir auf dem Rückweg zum Wagen gekommen. Ich meine, so eine Begegnung wie die mit Pauline Dumont hat man nicht jeden Tag, schon gar nicht an so einem besonderen Ort wie dem medicine wheel .«
Serena sah ihn fassungslos an.
»Glaub mir, Reena«, erklärte Shane ruhig, »unsere Gebete sind erhört worden, und Pauline hat uns die Antwort überbracht. Sie hat es klar gesagt: Calgary, Schwitzhüttenzeremonie, geleitet von einem Ältesten. Wir müssen einfach meine Großmutter aufsuchen.«
»Deine Großmutter?« Serena schwirrte der Kopf.
»Sie ist eine unserer angesehensten Ältesten, und sie hat schon oft Schwitzhüttenzeremonien geleitet«, sagte Shane, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.
»Warum ist das alles so kompliziert? Warum hast du am Bear Butte eine Antwort bekommen, die uns zum Bighorn Medicine Wheel geschickt hat, nur um dort wieder einen neuen Hinweis zu erhalten? Warum haben deine Spirits uns nicht gleich zu deiner Großmutter geschickt? Und jetzt haben wir auch noch diese Typen am Hals.«
»Die Typen hängen dir wahrscheinlich schon seit Berlin am Rockzipfel«, erwiderte Shane. »Und wenn es so einfach wäre, Fabian zu finden, dann hätten die es schon längst getan. Auch ohne unsere Hilfe.« Er bemerkte, dass Serena noch immer verwirrt war, und setzte gutmütig hinzu: »Die Antworten der Geister sind für die meisten Menschen oft nicht gleich verständlich. Im Nachhinein, wenn man erst mal dahintergekommen ist, was sie einem mitzuteilen versuchten, ist es meist glasklar und offensichtlich. So wie bei Pauline Dumont. Als wir sie am medicine wheel getroffen haben, habe ich mich über ihr unerwartetes Auftauchen gewundert. Aber jetzt ergibt alles
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