Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
Eckehard den Rücken frei hat.«
Newman wog Millers Worte ab.
»Ich glaube nicht. Und selbst wenn es so wäre, wir könnten nichts daran ändern. Wie haben keinen anderen Anhaltspunkt.«
Newmans Handy klingelte, und er nahm ab.
»Casey, irgendetwas Neues? – Calgary? Okay. Hast du uns ebenfalls Flüge gebucht? – Wie meinst du das, keine Plätze bis übermorgen? Das kann nicht dein Ernst sein! – Nein, vergiss es, ich werde einen anderen Weg finden.«
Er legte auf.
»Neuigkeiten, Männer. Storm Hawk und Eckehard sind unterwegs nach Calgary. Die Maschine geht morgen früh. Leider ist der Flug ausgebucht. Casey kann uns erst für den darauffolgenden Tag Tickets besorgen.«
»Das dauert zu lange, Boss«, meinte Miller.
»Das ist mir klar«, erwiderte Newman von oben herab. »Deswegen werden wir nach Calgary fahren und dort am Flughafen auf sie warten.«
»Jetzt gleich«, fragte Miller, »über Nacht?«
»Ja, jetzt gleich! Und damit nicht wieder etwas schiefläuft, werde ich vorsichtshalber unseren Kontaktmann in Calgary verständigen.«
Fabian beendete seine Meditation und blickte hinaus auf die ungebändigten Wasser des Lake Superior. Die Sonne war bereits untergegangen, aber der Horizont leuchtete noch immer in einem wunderschönen Gemisch aus Gold-Orange und Rosa. Eine frische Abendbrise wehte über den See, doch Fabian spürte die Kühle nicht. Im Gegenteil, eine Hitzewelle jagte durch seinen Körper. Es war so weit. Tagelang hatte er in der stillen Einsamkeit der Wildnis ausgeharrt, hatte gefastet, gebetet und war in sich gekehrt. Jetzt spürte er, dass seine Seele angekommen war. Sie war angekommen, und er fühlte sich nach langer, langer Zeit endlich wieder vollkommen. Gleichzeitig fühlte er, dass sich sein ganzes Wesen auf die Wichtigkeit und Endgültigkeit der vor ihm liegenden Aufgabe eingestellt hatte. Sein gesamtes Sein schien sich allein darauf zu konzentrieren, was vor ihm lag. Ein Gefühl vollkommener Harmonie von Körper, Geist und Seele durchströmte seinen Körper.
Auf dieses Gefühl hatte Fabian gewartet. Die Aufgabe, die er sich gestellt hatte, war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Konzentration und gleichzeitige Gelassenheit waren unerlässlich für seinen Erfolg.
Fabian holte tief Luft.
Bereiter als jetzt werde ich niemals sein , dachte er lächelnd, während sich die Dämmerung über den See und die Wälder legte. Jetzt blieb nur noch eine Sache, die es zu erledigen galt, bevor er sich seiner Aufgabe stellen konnte. Er musste sich Kraft und Unterstützung von den Menschen holen, die seit jeher tief mit diesem Land verbunden waren: den Indianern. Er musste mit ihren Ahnen in Kontakt treten und sie um Beistand bitten, so wie sein Freund Shane Storm Hawk es ihm vor langer Zeit erklärt hatte. Shane hatte ihm damals gesagt, dass alle Krieger sich vor einer wichtigen Aufgabe oder einem wichtigen Kampf nicht nur an Great Spirit selbst, sondern auch an die Geister ihrer Ahnen wandten und sie um Kraft, Weisheit und Schutz baten.
Aber es war nicht nur das. Menschenleben standen auf dem Spiel, Hunderte von Menschenleben. Es handelte sich zwar nicht nur um Indianer, deren Leben in Gefahr waren, aber das Unrecht geschah auf ihrem heiligen Boden. Und es waren die Indianer, die auf diesem Kontinent am tiefsten mit Mutter Erde verbunden waren. Daher spürte Fabian, dass es ihr Geist, ihr Glaube und ihre Bräuche waren, die ihm helfen konnten.
Von dem heiligen Ort, den Fabian zu diesem Zweck aufsuchen wollte, hatte er durch Shane erfahren. Die Stätte lag zwei Fahrtage westwärts von Lake Superior. Ein Schatten huschte über Fabians Gesicht. Wie schön wäre es, wenn Shane jetzt bei ihm wäre, ihm bei der Erfüllung seiner Aufgabe zur Seite stehen würde; wenn er sich nicht allein auf den weiten Weg machen müsste. Fabian korrigierte sich sofort. Er war nicht allein. Gott war bei ihm – und bald hoffentlich auch die Spirits der Blackfoot-Ahnen.
Entschlossen stand er auf. Es war entschieden. Gleich morgen früh würde er sich auf den Weg machen.
Shane rüttelte Serena sachte an der Schulter. Es war fünf Uhr dreißig morgens, und sie mussten in einer halben Stunde am Flughafen sein.
»Reena, wach auf, wir müssen los.«
»Ich bin noch müde«, murmelte Serena und drehte sich auf die andere Seite.
Shane lächelte.
»Komm schon, du Morgenmuffel. Wir werden unseren Flug verpassen.«
Er bekam keine Antwort.
»Wir müssen Fabian finden, erinnerst du dich?«, probierte er es noch
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