Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
Storm Hawk.
Keine halbe Stunde später saßen sie alle in Großmutter Storm Hawks weinrotem Buick Regal und fuhren in Richtung Reservat. Das Gefährt war Baujahr 1976 und so antik, dass es fast schon ein Klassiker war. Serena strich schmunzelnd mit der Hand über die weinroten Samtbezüge der Sitzbank. Samt im Auto, das war eine neue Erfahrung für sie. Eine gehäkelte Decke lag über der Lehne der Rückbank, und wie schon in Shanes Wagen hingen auch in Großmutter Storm Hawks Buick dream catcher und Federn am Rückspiegel.
Shane fuhr. Großmutter saß auf dem Beifahrersitz neben ihm, Serena und Helen hatten es sich auf der Rückbank bequem gemacht.
»Wozu dienen die Federn und der dream catcher ?«, erkundigte Serena sich, während der Wagen über die entlegenen, unbefestigten Wege des Reservats ruckelte. »Sind es Glücksbringer?«
»Nicht ganz«, erwiderte Shane. »Es sind Schutzsymbole. Sie wünschen uns eine gute und sichere Fahrt.«
Serena nahm dies stillschweigend zur Kenntnis und beschloss, sich irgendwo einen solchen dream catcher für ihren eigenen Wagen zu Hause in Deutschland zu besorgen.
Sie blickte aus dem Fenster. Die Sonne war bereits untergegangen, aber es strich noch immer ein warmer Wind über die Prärie. Er wehte durch das geöffnete Fenster zu ihnen herein und brachte einen süßlichen, sehr wohlriechenden Duft mit sich.
»Was ist das, was ich da rieche?«
»Das ist Sweetgrass«, erklärte Großmutter Storm Hawk lächelnd. »Es wächst überall auf der Prärie. Gefällt dir der Duft?«
Serena atmete tief ein.
»Sehr.«
»Das ist gut«, meinte Shane. »Denn an dem Ort, an dem die Schwitzhütte steht, wächst ein ganzes Fußballfeld voll davon. Wir sind übrigens gleich da.«
Kurz darauf parkte Shane den Wagen vor ein paar hohen Büschen in der Nähe eines kleinen Bachlaufs. Die Schwitzhütte konnte Serena nicht sehen.
»Sie ist dort drüben, hinter der nächsten Gruppe von Büschen, direkt am Bach«, erklärte Shane ihr. »Wir schlagen unser Lager hier auf, in gebührendem Abstand, aber nah genug, um alles vorbereiten zu können. Alles andere wäre respektlos.«
Sie stiegen aus dem Wagen, und Shane, Helen und Großmutter Storm Hawk machten sich sofort an die Arbeit.
»Die Zeremonie wird morgen früh bei Dämmerung beginnen«, erklärte die Großmutter Serena. »Bis dahin gibt es noch viel vorzubereiten.«
»Normalerweise bereitet Grandma ihre Schwitzhüttenzeremonien schon Tage vorher vor«, erzählte Shane, während sie die Sachen aus dem Wagen luden. »Jetzt müssen wir alles noch heute Abend erledigen, bevor es zu dunkel wird, um zu sehen, was wir machen.«
»Sag mir, wie ich helfen kann«, bat Serena.
Shane hielt inne.
»Ich weiß nicht recht. Alles muss stimmen. Das Feuer muss genau richtig aufgebaut werden, die Schwitzhütte mit frischen Salbeizweigen ausgelegt werden …«
»Ich könnte mich um das Abendessen kümmern«, bot Serena an. »Ich bin eine gute Köchin.«
Shane lächelte sie dankbar an.
»Das wäre toll. Ich bin am Verhungern!«
»Okay, dann fange ich gleich an«, meinte Serena, erfreut, etwas Nützliches tun zu können.
Sie fand den kleinen Propangaskocher und stellte ihn auf. Dann kramte sie in dem Weidenkorb, den Helen mit Lebensmitteln vollgepackt hatte, um zu sehen, was sie zubereiten konnte. Nach einer Bestandsaufnahme stellte Serena enttäuscht fest, dass sie sich mit Sandwiches, Pancakes aus der Fertigpackung und Kaffee begnügen würden müsste. Sie seufzte. So eine Mahlzeit war zwar unter ihren Umständen sehr praktisch, aber es gehörte wirklich kein großes Talent dazu, sie zuzubereiten. Und sie hätte Shane so gerne gezeigt, was für eine gute Köchin sie war.
Sie kniete sich ins hohe Gras und begann mit der Arbeit. Die Sandwiches waren schnell hergerichtet, und auch das Kochen des Kaffeewassers machte ihr keine Probleme. Aber der Pancake-Mix … Serena starrte auf die Packung. Die Anleitung war auf Französisch.
Mit der Packung in der Hand ging sie zu Shane.
»Ist das Essen schon fertig?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Nicht ganz.«
»Ich dachte, du wärst so eine gute Köchin«, zog Shane sie auf.
Serenas Gesicht verfinsterte sich.
»Nicht auf Französisch«, zischte sie ärgerlich und hielt ihm die Packung entgegen.
Er warf einen kurzen Blick auf die Schachtel. »Ich kann alles verstehen.«
»Weil du Französisch sprichst.«
»Nein«, meinte er lachend und drehte die Schachtel um. »Weil auf der anderen Seite alles auf Englisch
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