Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
argwöhnisch.
Shane seufzte.
»Hat Fabian dir nichts Nützliches beigebracht? Hat er dir immer nur Peter Pan vorgelesen?«
Serena verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
»Du müsstest die Batterie rausnehmen, um zu verhindern, dass man feststellen kann, wo du dich zurzeit aufhältst«, erklärte Shane ihr.
»Du willst mir erzählen, dass alle Handys eine Art Tracking-Gerät in sich haben?«, fragte Serena ungläubig.
»Genau. Es heißt zwar, dass es für Notfälle bestimmt ist, damit man Leute finden kann, die in Gefahr sind, die bedroht werden oder Ähnliches. Aber wie immer hat die Medaille zwei Seiten.«
Serena dachte einen Augenblick nach. Dann öffnete sie das Fenster der Beifahrertür.
»Was machst du jetzt wieder?«
»Ich schmeiße das Handy weg«, erklärte Serena ernsthaft. »Dann können uns die Typen nicht finden.«
»Halt, tu das nicht!«, rief Shane und griff nach dem Telefon, ohne den Wagen zu verlangsamen.
»Aber du hast doch gerade selbst gesagt, dass …«
»Ich weiß, was ich gesagt habe«, meinte Shane. »Aber überleg doch: Wenn wir das Handy einfach aus dem Fenster werfen, dann finden diese Typen ganz schnell heraus, dass wir es nicht mehr bei uns haben, und ihnen wird etwas anderes einfallen – zum Beispiel die Polizei nach unserem Wagen fahnden zu lassen.«
»Und was schlägst du stattdessen vor?«
»Das wirst du bald sehen«, meinte Shane. »Zunächst müssen wir nach Lethbridge. Wie weit ist es noch bis dorthin?«
Serena schlug die Straßenkarte auf.
»Wir sind hier vorbei, und hier«, murmelte sie und fuhr mit dem Zeigefinger den Weg nach, den sie bisher zurückgelegt hatten.
»Ich würde sagen, es sind noch ungefähr achtzig Kilometer«, meinte sie schließlich.
»Gut«, meinte Shane. »Dann müssten wir Lethbridge in weniger als einer Stunde erreichen.« Er schaltete seine Johnny Cash-CD ein und trat aufs Gas. Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinem Gesicht.
XIV
S ie erreichten Lethbridge gegen halb neun. Auf den Straßen staute sich der morgendliche Berufsverkehr.
Serena ließ ihr Fenster herunter. Die Sonne schien von einem fast wolkenlosen Himmel, und draußen war es bereits sehr heiß. Tiger sprang auf, steckte neugierig den Kopf zum Fenster hinaus und ließ sich den Fahrtwind um die Nase wehen.
Shane steuerte den Buick auf den Parkplatz eines großen Einkaufszentrums und hielt an.
»Was wollen wir denn hier?«, fragte Serena.
Shane zog ein Multifunktionsmesser aus dem Gürtel.
»Uns unsichtbar machen«, sagte er grinsend. »Du bleibst hier und verhältst dich unauffällig, bis ich wieder da bin, verstanden? Und pass auf Tiger auf. Ich will nicht, dass er gerade jetzt zu bellen anfängt.«
Er stieg aus und ging zur Motorhaube. Dort hockte er sich hin und machte sich an etwas zu schaffen. Kurz darauf huschte er zu dem Wagen hinüber, der neben ihnen stand.
Er tauscht die Nummernschilder aus , ging es Serena auf. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Shane tauscht tatsächlich die Nummernschilder des Wagens aus – hier auf einem gutbesuchten Parkplatz und mitten am helllichten Tag! Sie rutschte auf ihrem Sitz hin und her und sah sich nervös um.
»Bleib ganz ruhig, Tiger«, sagte sie immer wieder und tätschelte ihm den Kopf. Aber der kleine Hund gab gar keinen Mucks von sich; Serena versuchte vielmehr, sich selbst zu beruhigen.
Schließlich trat Shane an ihr Fenster und lehnte sich herein.
»Wirst du wohl damit aufhören, so schuldbewusst auszusehen?«, forderte er sie mit betont fröhlicher Miene auf. »Man wird uns wegen dir noch ertappen.«
»Shane …« Aber er war schon wieder verschwunden, diesmal zum anderen Ende des Wagens. Serena beobachtete, wie er sich auch dort am Nummernschild zu schaffen machte.
Die Minuten schienen sich endlos hinzuziehen. Serena trommelte nervös mit ihren Fingern auf Tigers Rücken. Warum ging das nicht schneller?
Shane war gerade damit beschäftigt, das neue Nummernschild an den Buick zu schrauben, als ihn jemand ansprach.
Serena hielt den Atem an.
»Ärger mit dem Nummernschild, junger Mann?«, fragte ein älterer Herr mit Krawatte.
Shane richtete sich auf.
»Immer das Gleiche«, erklärte er und lächelte den Mann an. »Die Bullen haben sich beschwert, dass sie mein Nummernschild nicht lesen können, weil es zu verdreckt ist.«
»Ist mir auch schon passiert«, erklärte der Fremde. »Die finden immer etwas, woran sie rummäkeln können. Viel Glück.«
»Danke«, erwiderte Shane und zog die letzte Schraube
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