Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
fest.
Zu Serenas Entsetzen stieg der fremde Mann jetzt in den Wagen ein, der neben ihnen stand. In genau den Wagen, dessen Nummernschilder Shane gerade eben gegen ihre eigenen ausgewechselt hatte.
Serena ließ sich tief in den Beifahrersitz gleiten und rechnete damit, dass dem Mann jede Sekunde auffallen würde, was mit seinem Wagen geschehen war.
Shane hingegen schlenderte gelassen zur Fahrertür und stieg ein.
Der Mann im anderen Auto setzte rückwärts aus der Parklücke und hupte ihnen freundlich zu.
Shane hob grüßend die Hand und lächelte. Dann startete er den Motor des Buick.
Serena richtete sich in ihrem Sitz auf und trommelte mit ihren Fäusten an seine Schulter.
»Hey, was soll das denn? Du solltest mir lieber gratulieren.«
»Mach das ja nicht noch einmal«, zischte sie und setzte Tiger zurück auf den Sitz. »Ich bin vor Schreck beinahe gestorben, als der Mann aufgetaucht ist. Wie kannst du nur so abgebrüht sein?«
»Was, das eben? Das war gar nichts. Ich habe viele Cousins auf dem Reservat. Und was dort vor sich geht, müsstest du mal sehen.«
»Lieber nicht.« Serena holte tief Luft. »Und nun?«
»Nun müssen wir nur noch das Handy auf den Weg schicken«, meinte Shane. »Dann können wir endlich nach Writing-on-Stone weiterfahren.«
Sie verließen den Parkplatz. Doch schon kurze Zeit später hielt Shane an einer großen Tankstelle an, direkt am Highway 3. Er parkte den alten Buick neben einem riesigen Lastwagen. Der Fahrer des Lasters stieg gerade aus und ging zum Tankstellengebäude hinüber.
»Wir brauchen mehr Luft in den Reifen«, erklärte Shane und stieg aus. »Bin gleich zurück.«
»Ich gehe mit Tiger Gassi«, meinte Serena und schickte sich an, ebenfalls auszusteigen.
Shane warf ihr einen warnenden Blick zu.
»Nicht jetzt. Bleib im Wagen.«
Serena sah ihm angespannt nach. Was hatte er nun wieder vor? Sie war sich sicher, dass mit den Reifen alles in Ordnung war.
Shane lief langsam am Tankstellengebäude auf und ab. Es sah aus, als suche er nach etwas. Serena fiel jedoch auf, dass er unauffällig in die Fenster des kleinen Restaurants spähte, das zur Tankstelle gehörte. Dann schlenderte er zum Luftdruckgerät hinüber und brachte es zum Wagen. Er lehnte sich ins Beifahrerfenster.
»Gib mir dein Handy.«
Sie reichte es ihm.
Shane steckte es in seine Hemdtasche. Dann ging er mit dem Luftdruckgerät von einem Reifen zum anderen und erweckte den Eindruck, als sei er sehr beschäftigt. Schließlich stellte er das Gerät am rechten vorderen Reifen ab. Diese Seite war nicht einzusehen. Der Buick befand sich zwischen Shane und der Tankstelle, und hinter ihm, zur Straße hin, stand der Laster.
Shane tat so, als mache er irgendetwas am Reifen. Als er sich wieder aufrichtete, schob er Serenas Handy ungesehen unter die Plane, mit der die Fracht des Lasters abgedeckt war.
Serenas Augen weiteten sich vor Erstaunen. Was für eine geniale Idee!
Shane nahm jetzt ganz in Ruhe das Luftdruckgerät auf und brachte es zurück an seinen Platz. Dann kam er zum Wagen und stieg ein.
»Plan geglückt. Dein Telefon wird jetzt einen kleinen Ausflug nach Vancouver machen.« Er grinste zufrieden.
»Und die Typen mit ihrem blöden Hummer auch. Das war eine tolle Idee!«, stellte Serena begeistert fest. »Und nun auf nach Writing-on-Stone. Bis dorthin sind es immer noch gute einhundert Kilometer.«
»Keine Sorge. Es ist noch früh am Tag. Und wir müssen unterwegs auch irgendwo anhalten, um Tiger rauszulassen und etwas zu essen. Ich bin am Verhungern.«
Als sie knappe zwei Stunden später gestärkt und mit ausreichend Trinkwasser und Proviant versorgt den Writing-on-Stone Provincial Park erreichten, war Serena nicht mehr zu bremsen. Aber es war nicht allein die Hoffnung, einen Anhaltspunkt zu Fabians Aufenthaltsort zu finden. Die weite, unberührte Prärie mit ihren grasbedeckten, sanften Hügeln zeigte sich hier von ihrer schönsten Seite.
»Sieh dir bloß diese Landschaft an!« Serena lief begeistert den Hügel hinauf, ihre Kamera im Anschlag. »Wo kommen diese Felsformationen und diese Klippen her?«, rief sie, als sie die urige Landschaft im Talgrund erblickte.
Shane lächelte über ihre Begeisterung. Er nahm Tiger auf den Arm und ging zu ihr.
»Die Hügel im Hintergrund sind die Sweetgrass Hills«, erklärte er. Er kannte sich im Park gut aus, denn er war schon oft hier gewesen. »Und der Fluss, der sich dort am Grund schlängelt, ist der Milk River. Die Felssäulen, Klippen und
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