Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
Fluchtweg abschneiden, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn zu erschießen.«
»Von dieser Seite aus habe ich die Sache nicht betrachtet«, sagte Serena entschuldigend. »Komm, reiten wir weiter und lassen wir den Bären in Ruhe.«
Stunden später, die Sonne war bereits untergegangen, erreichten sie eine kleine Lichtung. Sie war dicht mit Kiefern umstanden, und ein schmaler Bach schlängelte sich durch das sattgrüne Gras.
»So, hier können wir übernachten«, erklärte Shane.
»Wie weit ist es von hier bis zur Höhle?«, fragte Serena und ließ sich erleichtert aus dem Sattel gleiten. Es war ein aufregender und anstrengender Tag für sie gewesen.
»Zu Pferd eine gute Stunde«, erklärte Shane. »Ich möchte das Lager nicht zu dicht an der Höhle aufschlagen. Ich will niemandem in die Arme laufen – schon gar nicht im Dunkeln.«
Serena setzte Tiger ins Gras. Dann nahm sie Lightnings Zügel und folgte Shane, der Thunder zum Trinken an den Bach führte.
Sie war überrascht, dass Shane die Lichtung als Lagerplatz vorgeschlagen hatte. Nachdem am Nachmittag der Helikopter aufgetaucht war, waren sie ausschließlich im Schutz des Waldes weitergeritten. Sie hatten den Hubschrauber anschließend noch ein paarmal gehört, waren aber unter den Bäumen vor ihm sicher gewesen.
»Was ist, wenn der Helikopter wiederkommt?«, fragte sie Shane deshalb, als sie neben ihm am Bachlauf stand. »Sollten wir nicht lieber irgendwo unter den Bäumen übernachten?«
Er lächelte sie anerkennend an.
»Ich sehe, du lernst schnell. Und du hast recht, im Wald ist es sicherer. Wir werden unser Lager auch dort aufschlagen. Aber die Pferde brauchen Futter, und wir haben keines dabei. Also müssen wir sie eine Weile grasen lassen.«
»Ich verstehe.«
»Wenn die Pferde genug getrunken haben«, erklärte Shane, »suchen wir uns eine geeignete Lagerstelle unter den Bäumen am Rande der Lichtung. Wir satteln die Pferde ab und lassen sie ganz in unserer Nähe grasen, bis sie satt sind. Für die Nacht bauen wir ihnen einen provisorischen Paddock, damit sie von der Luft aus nicht zu sehen sind.«
Sie brauchten nicht lange nach einer geeigneten Stelle zu suchen. Shane hatte schon oft in den Bergen übernachtet und ein gutes Auge für solche Dinge. Er hielt zielstrebig auf den felsigen Berghang zu, der sich wenige Meter von der Lichtung entfernt aus dem Wald erhob.
Serena blickte sich aufmerksam um. Die Kiefern standen bis dicht an die Felswand und würden das Lager vor neugierigen Blicken aus der Luft schützen. Der schmale Gebirgsbach floss ganz in der Nähe, so dass sie Wasser hatten, und bis zur Lichtung waren es nur wenige Meter.
Sie sattelten die Pferde ab und brachten sie zum Grasen auf die Wiese. Dort legte Shane den Tieren merkwürdige Stricke an den Vorderbeinen an.
»Was ist denn das?«
»Das sind hobble «, erklärte Shane. »So können die Pferde in Ruhe grasen und sich mit den freien Hinterbeinen im Notfall auch gegen Angreifer zur Wehr setzen. Sie können allerdings nicht weglaufen. Aber nun komm, wir müssen noch den Paddock und für uns einen Windschutz bauen.«
Sie kehrten zum Lagerplatz zurück.
Der Paddock war einfach zu errichten, wie Serena sehr bald feststellte, obwohl Tiger ihnen ständig im Weg war. Shane nahm das Seil, das an seinem Sattel hing, und spannte es hüfthoch und im Viereck um ein paar Kiefernstämme.
Serena begutachtete sein Werk argwöhnisch.
»Das soll die beiden Pferde vom Ausbrechen abhalten? Sieht nicht sehr stabil aus.«
Shane lachte.
»Es ist mehr eine visuelle Barriere«, sagte er. »Thunder und Lightning sind so gut ausgebildet, dass sie auch ohne das Seil in unserer Nähe bleiben würden. Aber sollten die beiden in der Nacht unruhig werden, dann können wir sie mit Hilfe ihrer Führstricke ganz schnell an dem gespannten Seil festbinden.«
Serena beließ es dabei. Hier draußen in der Wildnis war Shane derjenige, der Erfahrung hatte und sich auskannte.
»Es wird kühl«, bemerkte sie und rieb sich fröstelnd die Arme. »Vielleicht sollten wir ein Feuer machen, bevor wir anfangen, den Windschutz zu bauen.«
Shane blickte erstaunt auf.
»Wir können kein Feuer machen, Reena«, erklärte er, als sei es ganz offensichtlich. »Der Rauch würde uns sofort verraten.«
»Oh«, sagte Serena. »Natürlich.« Daran hatte sie nicht gedacht. Und sie hatte sich schon so auf eine heiße Tasse Tee oder Kaffee gefreut. Aber daraus wurde an diesem Abend augenscheinlich nichts.
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