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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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sollte diese Flotte - wir müssen sie wohl >Die Muda< nennen - nach Neapel segeln?«
    Seine Miene hellte sich auf. »Das ist möglich.«
    »Da habt Ihr es! Und was wisst Ihr noch?«
    »Viel bedeutsamer als diese antiken Schriftsteller ist der Umstand, dass Marsilio Ficino einen Brief über die drei Grazien an Lorenzo di Pierfrancesco de’ Medici geschrieben hat.«
    »Moment, nicht so schnell. Wer hat wen geschrieben?«
    » Wem. «
    Ich winkte ungeduldig ab. Er verstand und sprach weiter.
    »Marsilio Ficino ist ein Hofdichter der Medici.«
    »Ich dachte, das wäre Polly irgendwas. Der, über den Ihr und Euer Onkel gesprochen habt.«
    »Poliziano, der die Stanze verfasst hat, auf denen meiner Meinung nach die Primavera basiert. Ja, er ist der Hoffavorit, aber am Hof von Florenz gibt es viele Dichter. Kunst wird dort sehr geschätzt.«
    »Also hat dieser Ficino Lorenzo de’ Medici irgendetwas über die Grazien geschrieben?«
    »Nicht Lorenzo dem Prächtigen. Lorenzo di Pierfrancesco de’ Medici. Sein Mündel und jüngerer Vetter. Es heißt, Lorenzo di Pierfrancesco stünde Il Magnifico näher als seine eigenen Söhne.« Ein kummervoller Ausdruck trat in seine Augen, und da wusste ich, wie tief ihn der Verlust seines geliebten Onkels getroffen hatte. Ich versuchte ihn wieder zum eigentlichen Thema zurückzulenken.
    »Verstehe. Und?«
    »Lorenzo di Pierfrancesco ist Botticellis Mäzen. Er hat viele Bilder bei ihm in Auftrag gegeben. Ich würde mich sehr wundern, wenn die Primavera nicht eines davon ist.«
    Allmählich ging mir ein Licht auf. »Und was steht in dem Brief? Wartet - sagt mir erst, woher Ihr überhaupt von diesem Brief wisst.«
    »Weil er wunderschöne Lyrik enthält und Lorenzo di Pierfrancesco seine poetischen Briefe dem Kloster Santa Croce
leihweise zur Verfügung stellt. Wir kopieren sie im Skriptorium, binden sie und bewahren sie in der Bibliothek für die Nachwelt auf.«
    »Was steht denn nun darin?« Meine Stimme klang schlaftrunken.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich abgrundtief erschöpft, und die Dämmerung war hereingebrochen. Wir hatten stundenlang geredet, ich konnte die Augen kaum noch offen halten. Das Letzte, was ich bewusst wahrnahm, war seine weiche Stimme.
    »Sol autem inuentionem vobis omnem sua luce quaerentibus patefacit. Venus deniqe venustate gratissima quicquid muentum est, semper exornat.
    Die Sonne bringt alle eure Gedanken und Überlegungen ans Licht, und Venus in ihrer bezaubernden Schönheit verleiht allem Glanz, was zum Vorschein kommt.«
    Bei den letzten Worten hätte ich schwören können, dass er sacht meine Wange berührte.
    Ich schlief ein.

2
    Würgegeräusche und der widerliche Gestank nach Erbrochenem weckten mich. Bruder Guido kauerte vornübergebeugt in einer Ecke und spie sich die Seele aus dem Leib. Im ersten grauen Tageslicht konnte ich sehen, dass sein Gesicht eine ähnlich graue Farbe aufwies. Meine Besorgnis war stärker als mein Ekel, und ich sprang auf.
    »Ist es sehr schlimm?«
    »Geht schon.« Ob seines Zustandes sichtlich beschämt, scheuchte er mich mit einer Handbewegung weg. Er spuckte noch einmal kräftig aus, dann ging es ihm, wie es oft nach heftigem Erbrechen der Fall ist, augenblicklich besser. »Ich werde
schnell seekrank. Mein Vetter Niccolo hat mich deswegen gnadenlos verspottet, als wir Kinder waren.« Er lächelte schwach. »Es bereitete ihm ein ungeheures Vergnügen, dass der Herr eines Seefahrerstaates keine raue See vertragen kann.«
    »Aber gestern ging es Euch doch gut?«
    »Habt Ihr mir nicht zugehört? Ich sagte raue See. Der Wind hat aufgefrischt. Merkt Ihr nicht, wie das Schiff schwankt und schlingert?«
    Er hatte recht. Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre ich nicht zu ihm gelangt, denn als ich ein paar Schritte machen wollte, hob sich der Boden unter meinen Füßen und ich mich mit ihm. Ich grinste. Das Spiel begann mir Spaß zu machen. Und ich hatte den Dreh bald heraus. »Schaut her«, rief ich, während ich durch den Laderaum tanzte. »Ich bin jedenfalls seefest.«
    Bruder Guido musterte mich böse, während er an der Wand entlangkroch und sich, so weit entfernt von seiner Hinterlassenschaft wie möglich, in eine Ecke hockte. »Wie schön, dass Ihr so guter Laune seid. Wir können nur hoffen, dass es nicht noch schlimmer wird.«
    »Schlimmer?« Nichts konnte mein Glück und meine Zuversicht trüben. Heute war unser letzter Tag an Bord. »Das ist doch bestimmt nur ein kurzer Sturm.«
    Bruder Guido verdrehte die Augen. Ihm war

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