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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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breiten Grinsen eine Hand voll Beeren.
    »Der Herr sei gepriesen. Ich
dachte schon, ich hätte zu hart zugeschlagen, aber es war wohl doch wie
vermutet, der Ohnmacht folgte nur der Schlaf auf dem Fuße!«
    Ich wusste nicht, ob ich ärgerlich
oder nur verwundert sein sollte, denn ich konnte nicht glauben, was ich soeben
gehört hatte.
    »Ihr habt mich geschlagen, Herr
Mönch? Aber Himmel noch eins, warum denn, was hab ich Euch angetan?«
    »Mir hast du kein Leid zugefügt,
mein kleiner, hitziger Freund, doch warst du drauf und dran, dich selbst um
Kopf und Kragen zu reden, oder vielmehr zu schreien, wenn ich’s recht bedenke!«
    Das amüsierte Grinsen wich aus dem
Antlitz meines Gegenübers, als er flüsternd fortfuhr, nicht ohne sich zuvor
umzuschauen.
    »Gar nicht lang ist es
her, dass ein anderer deines Schlages ebenso wie du lauthals Zeter und Mordio
brüllte. Friedbert, wie ich ein Benediktiner aus Aachen und mein getreuer
Weggefährte. Als seine erregte Stimme an die Ohren von Nikolaus und seinen
Schergen drang, nahmen sie ihn schnell in ihre Mitte. Es war das letzte Mal,
dass ich ihn zu Gesicht bekam, über sein Schicksal mache ich mir indes keine Hoffnungen
mehr. Damals rührte ich keinen Finger, tatenlos sah ich zu, wie sie ihn
wegbrachten. Dieses, so leistete ich einen Schwur, sollte nicht ein zweites Mal
geschehen.
    So wahr mir Gott helfe!«
    Er verstummte.
    Während ich an meinem Hinterkopf
eine beachtliche Beule ertastete, kam nach und nach die Erinnerung an den
vergangenen Abend zurück und mit ihr die Erkenntnis, dass dieser bekümmert
dreinblickende Mönch ganz gewiss mein Lebensretter war, denn auch ich gab mich
keinerlei Illusionen hin und wusste, dass mein Schicksal ohne ihn besiegelt
gewesen wäre. Ich betrachtete ihn eingehender. Er mochte gut zwanzig Jahre alt
sein, war also einer der wenigen Ausgewachsenen, die mit uns zogen. Seiner
Kutte hatte der lange, beschwerliche Marsch arg zugesetzt und durch die vielen
Risse ließ sich deutlich erkennen, das der Gute nur noch aus Haut und Knochen
bestand, ein Wunder, dass er sich überhaupt auf den Beinen halten konnte.
    »Man nennt mich Robert – Robert,
den Schmalen, um’s genau zu sagen! Und wie heißt Ihr, verehrter Mönch und
Lebensretter?«
    Ich streckte ihm meine Hand
entgegen, und ohne zu zögern, griff er beherzt zu. Erstaunt nahm ich zur
Kenntnis, wie viel Kraft in dieser ausgemergelten Gestalt steckte.
    »Eckhardt, einfach nur Eckhardt,
ohne Beinamen, obwohl, wenn ich’s mir recht überlege, der deine freilich noch
weitaus besser mir zum dürren Gesichte stehen würde. Dem wollte ich übrigens
gestern rasch mit Beeren Abhilfe schaffen, doch so flink ich die Früchte in
mich hineinstopfte, so flink verließen sie mich auch wieder. Nun kau ich mit
aller Ruhe und Bedacht, ein Rat, den ich gern an dich weitergebe.«
    Ich bedankte mich herzlich und
sagte ihm, dass auch ich bereits meine Erfahrungen gemacht hatte, fragte dann,
diesmal mit deutlich gedämpfter Stimme, ob er noch an den Erfolg unserer
Mission glaube und was er von Nikolaus halte.
    »Nun, was Nikolaus betrifft, so
habe ich schon lange den Glauben an ihn verloren. Nicht ein Werkzeug Gottes
vermag ich noch in ihm zu sehen, sondern vielmehr ein Werkzeug derer, die ihn ständig
umschwirren und bezirzen, was auch immer sie bezwecken. Unsere Mission heiße
ich nach wie vor gut und richtig, doch will ich lieber nicht darüber
nachdenken, was geschieht, wenn die von Nikolaus prophezeiten Wunder ausbleiben
sollten. Ich fürchte die Folgen, doch weiß ich nicht, was sich dagegen
unternehmen ließe. So bete ich denn täglich, so oft es mir möglich ist, und
bitte um die Gnade des Herrn, wenn der Moment der Wahrheit kommt.«
    Ich schüttelte den Kopf, als ich,
lauter als beabsichtigt, antwortete.
    »Wie erhofft Ihr Euch Gnade, wenn
ausgerechnet die Kleinsten von uns jämmerlich starben?«
    »Aber kann denn der Tod nicht auch
Gnade sein?«
    Ich nickte beifällig, ohne ihm
jedoch aus reinster Überzeugung Recht zu geben. Keinen Sinn vermochte ich darin
zu erkennen, dass ein Leben sein Ende fand, wenn es eben erst begonnen hatte.
Allzu sehr erinnerte mich sein Gerede in diesem Moment an die leeren Phrasen,
die Kleriker von sich geben, wenn sie nicht weiter wissen. Bevor ich ihn jedoch
mit einer unbedachten Äußerung kränken konnte, fuhr er fort.
    »Doch wie kommt dir eigentlich in
den Sinn, dass nur die Kleinsten den Alpen zum Opfer fielen? Am letzten Abend,
bevor wir wieder fruchtbares Land

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