Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
Vom Netzwerk:
wärmte sich an ihrem weichen
Körper und erfreute sich am Trommeln der Regentropfen an die Fensterläden, und
nun stapfte er bei einem Unwetter, das die Welt noch nicht erlebt hatte,
knöcheltief durch den Schlamm auf der Suche nach zwei Halsabschneidern. Zudem
ging er der kleinen Gruppe voraus und seine Laterne machte ihn trotz des
sintflutartigen Regens weithin sichtbar, ohne dass er selbst auch nur eine
Armeslänge voraus sehen konnte. Auch Ottfried und Franz, seine beiden
Begleiter, waren alles andere als glücklich über ihren nächtlichen
Patrouillendienst. Kurz zuvor saßen sie noch gemeinsam mit Gotthilf im Wachraum
des Paulstores beim Würfelspiel, als Friedrich mit neuer Order vom Hauptmann
hereinstürmte. Gotthilf als Dienstältester verblieb allein im westlichen Tor
der Domburgmauer, während sie mit Friedrich hinaus auf Patrouille mussten.
    »Wie
sehen die beiden eigentlich aus?«, fragte Franz, der Jüngste, seinen Kameraden
Ottfried.
    »Einer
der beiden Fremden is ’n Muselman. Mehr weiß ich nich!«
    »Oje,
ein Muselman! Man erzählt sich ja schreckliche Dinge über die Orientalen. Und
Ihr, Meister Friedrich, wisst Ihr mehr als Ottfried?«
    »Nun,
der andere ist wohl ein Landsmann – ein wahrer Riese, sagt man«, antwortete
Friedrich, ohne zu bedenken, was er damit anrichtete. Franz zuckte zusammen und
machte sich noch kleiner, als er ohnehin schon war. So ergriff Ottfried das
Wort.
    »Was
erzählst du da für Ammenmärchen von Riesen, Friedrich. Merkste nich, dass sich
unser Küken eh schon in die Büx scheißt?«
    »Aber
ich sagte doch nur, was mir selbst zu Ohren …«
    Ein
Blitz schlug dicht hinter ihnen ein und leuchtete einen Atemzug lang die
Umgebung taghell aus. Friedrich stockte unvermittelt und hob warnend seine
Hand, denn nur wenige Schritte voraus meinte er zwei Schatten gesehen zu haben,
die sich auf den Boden warfen. Kurz darauf wurden sie wieder von der Dunkelheit
verschluckt.
    Sein
Herz schlug ihm bis zum Hals. Insbesondere beunruhigte ihn, dass einer der
beiden Schatten so gewaltig war wie ein ausgewachsener Ochse.
    Mithilfe
von Gesten deutete er an, was er gesehen hatte und schlich dann vorsichtig
weiter. Die Laterne hatte Friedrich vorsorglich abgestellt, sodass er nun mit
beiden Händen seine Lanze halten konnte.
    Ob
er wohl jemals noch einmal seine Anna in den Armen halten würde?
    Friedrich
näherte sich der Stelle, an der die beiden Gestalten gestanden hatten. Dann
stieß er mit voller Kraft seine Lanze in den Boden.
    Ein
jäher Schmerzensschrei, gefolgt von einem wütenden »Himmel, Arsch!« donnerte
ihm entgegen.
    Friedrich
hatte den Riesen gefunden.
     
    *
     
    Albert erlebte als einziger den ganzen Überfall bei
vollem Bewusstsein. Der unbarmherzige Knüppelschlag eines der Halunken auf
Roberts Schädel war zwar das Letzte, was er zu Gesicht bekam, bevor ihm eine
schwarze Binde auf längere Zeit die Sicht nahm, es genügte jedoch vollends, um
ihm den vollen Ernst der Situation bewusst zu machen.
    Die
Lumpen waren nicht auf ihre Börsen aus, ihnen ging es einzig und allein um ihn,
Albertus Magnus, jenen sagenhaften Dominikanermönch mit der Gabe, Gold
herzustellen. Doch was wird geschehen, wenn sie erfahren, dass es sich dabei
nur um eine Legende handelt? Albert mochte lieber nicht darüber nachdenken.
    Er
wurde hart an der Schulter gepackt und durch einen fünfzig Fuß langen Tunnel
oder Durchlass geführt – es musste sich um einen überdachten Gang handeln, da
ihre Schritte auf dem Steinpflaster laut widerhallten. Danach ging es ein gutes
Stück bergan weiter. Sie verließen demnach die Stadt durch das Brühltor und
gingen nach Süden in Richtung Godehardihügel, folgerte Albert sehr richtig aus
seinen Wahrnehmungen.
    Schließlich, nach exakt dreihunderteinundsiebzig Schritten, wurden vor
ihnen schwere Tore geöffnet, fast meinte Albert körperlich zu spüren, wie tief
die Flügel in den quietschenden Angeln hingen. Über ebenmäßige Steinböden ging
es einige Stufen hinab weiter in ein Kellergewölbe. Sie befanden sich nun
unterhalb des Grunds, die feuchte Luft war ein eindeutiges Indiz dafür.
    Albert zerbrach sich
den Kopf. Wo um Himmelswillen mochte er sich wohl befinden? In der
Godehardikirche vielleicht? Oder in der Neustadt? Gut möglich, die Richtung
stimmte zumindest. Doch wo genau hatten sie ihn hingeschafft? Bis auf die
Kirche des heiligen Lamberti war ihm die Neustadt bislang unbekannt. Eigentlich
war es auch einerlei, da sie ihn ohnehin ebenso wie den

Weitere Kostenlose Bücher