Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
waren behaart. Der bronzene Farbton seiner Augen änderte sich je nach Laune, wie ihr nun bewusst wurde. Erst gerade eben hatte sie die Farbe an die herbstlichen Wälder rings um ihr Zuhause erinnert – Braun und Gold, dazwischen kastanienrote Tupfer –, doch nun wirkten sie eher wie gehärtetes Metall.
„Er sagte nur, dass mein Bruder lebt und ich alles Weitere von Euch erfahren würde“, erklärte sie. Sie zog das Laken enger um sich. Zugleich erwachte ihre innere Kraft zum Leben. „Mit der ganz gewöhnlichen Wahrheit kann ich viel besser umgehen als mit Lügen oder Erfindungen, Laird. Sagt mir nur, wo Athdar ist.“
Ihr Ehemann nickte und verschränkte die Arme vor der Brust, was nicht so einschüchternd wirkte wie seine vorausgegangene Haltung, aber immer noch seine Ungeduld ihr gegenüber zum Ausdruck brachte. Das war ihr jedoch in diesem Moment egal. Es war besser, wenn er so früh wie möglich lernte, auf ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.
„Ich ließ Athdar gestern frei, nachdem Ihr mit ihm gesprochen hattet. Er ist jetzt unterwegs zu Euch nach Hause … oder besser gesagt: auf dem Weg zu Eurer Familie.“
„Ihr habt ihn weggeschickt, ohne dass ich ihn noch einmal sehen durfte?“
„Ihr habt ihn besuchen und mit ihm reden können. Ihr wisst also, es geht ihm gut. Nachdem Ihr Euer Versprechen erfüllt hattet, habe ich ihn heimgeschickt.“
Tränen stiegen ihr in die Augen, ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Ihr habt ihn monatelang festgehalten, und der einzige Kontakt war Euer Angebot, eine Abmachung einzugehen, damit seine Gefangenschaft beendet wird. Ihr wusstest, ich wollte noch Zeit mit ihm verbringen.“
„Das war kein Gnadenakt, Mylady. Es war eine Abmachung, der ein Austausch von Waren und anderen Hilfeleistungen zugrunde lag.“
„Und ein Austausch von Menschen“, fügte sie hinzu.
„Ja, richtig. Ihr wart hier, also gab es keinen Grund, ihn noch länger festzuhalten.“
„Und alles andere war Euch völlig unwichtig.“ Jocelyn kniff die Augen zusammen, als sie ihm diesen Vorwurf entgegenschleuderte. Dieser Mann wusste nichts über sie, er hatte keine Ahnung davon, wie sich in ihrer Familie einer um den anderen kümmerte. Er war kalt und finster, und außer Wut und Selbstsucht kannte er keine Gefühlsregungen.
„Damit Ihr nicht auf den Gedanken kommt, ich hätte meinen Teil der Vereinbarung nicht eingehalten, lasst Euch Folgendes gesagt sein: Ein Trupp von fünfzig MacLerie-Kriegern begleitet ihn zu Eurem Vater, dazu über dreißig Holzbauer, Steinmetze, Maurer, Schmiede und andere Handwerker, die nötig sind, um Euer Dorf und Eure Festung zu reparieren oder in Teilen neu aufzubauen. Zehn Wagen voll mit Vorräten habe ich mitgeschickt, nächsten Monat werden weitere folgen.“ Er trat auf sie zu, um sie mit seiner Nähe einzuschüchtern. „Das alles war mir wichtig, Mylady, das alles.“
Sie gestattete sich nicht, sich von ihm Angst einjagen zu lassen, sondern stellte nun die anderen Fragen, die ihre Zukunft an seiner Seite betrafen. „Nun habt Ihr mich erworben und bezahlt. Was geschieht als Nächstes?“
„Ich werde weiter Euer Bett aufsuchen oder Ihr meines, bis Ihr mir einen Sohn geschenkt habt, auch wenn mehrere Nachkommen besser wären.“
Er hielt inne, während ihr klar wurde, dass er sie nur als Zuchtstute benötigte. Kein Wort von einer eigenen Familie, um die sie sich sorgen konnte. Kein Wort davon, dass sie in seinem oder dem Leben ihrer Söhne eine Rolle spielen würde.
„Danach könnt Ihr zu Eurer Familie zurückkehren, wenn Ihr wollt.“
Jocelyn presste die Lippen zusammen. Nie zuvor war sie sich so überflüssig vorgekommen. Zugegeben, sie hatte von ihm eine ehrliche Antwort hören wollen, doch diese brutale Wahrheit war mehr, als sie erwartet oder verdient hätte.
Obwohl sie wusste, dass die ursprünglich geplante Heirat mit Ewan in erster Linie auch nur als Besiegelung einer Allianz gedient hätte, die Rolle der Ehefrau und der Mutter seiner Kinder hätte man ihr nie streitig gemacht. Hier dagegen war davon keine Rede. Diese Erkenntnis versetzte ihr einen solchen Stich durch Herz und Seele, dass sie nicht anders konnte, als ihm an den Kopf zu werfen: „Habt Ihr Eurer ersten Ehefrau auch dieses Angebot gemacht?“
Schneller als sie es je für möglich gehalten hätte, war er bei ihr und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Seine Augen brannten sich mit einer bis dahin ungeahnten Wut in ihre, aber es war seine Stimme, die kaum über ein Flüstern
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