Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
älteren Frauen zu den Hockern führte, die Murdoch um den Stuhl herum aufgestellt hatte. Connor nahm die angespannte Atmosphäre wahr und wusste, sie hing zum Teil mit seiner Anwesenheit zusammen. Während seine Halbschwester den Raum durchquerte, fiel ihm einmal mehr ihre Ähnlichkeit mit ihrem Vater auf. Sie hatte seine Augen und die für die MacLeries typische Haarfarbe. Er hatte von ihm das Temperament und seinen Namen geerbt.
„Margaret, du siehst gut aus“, sagte er und unternahm so den ersten Schritt.
„Du auch, Connor“, antwortete sie. „Bin ich hier willkommen?“
Er wusste, alle Anwesenden verfolgten interessiert die Unterhaltung, da Margaret zum letzten Mal als kleines Kind die Burg betreten hatte. Seine Mutter hatte ihr die Erlaubnis verweigert, nachdem bekannt geworden war, dass Ailsa ein Verhältnis mit seinem Vater hatte. Aus der Festung hatte seine Mutter die Geliebte verbannen können, aber auf das Dorf erstreckte sich ihre Macht nicht, und so lebte Ailsa dort. Sein Vater traf sich dennoch mit ihr, so oft er es wünschte.
„Laird, was heißt das? Wieso könnte Margaret hier nicht willkommen sein?“, mischte sich Jocelyn mit leiser Stimme ein.
Also hatte niemand, weder eine der anderen Frauen noch Ailsa, sie über Margarets Eltern aufgeklärt. Er drehte sich zu Jocelyn um und erwiderte: „Alle MacLeries sind hier erwünscht, auch wenn sie es bislang nicht waren.“
Margaret ging nun zu Jocelyn, beugte sich vor und flüsterte ihr etwas zu, das sie lächeln ließ. Zwar war es nur ein schwaches Lächeln, dafür aber vermutlich das erste, seit sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter erhalten hatte. Auch die anderen kamen zu ihr, fassten ihre Hand und murmelten etwas, das Connor nicht verstand. Er wusste, es war Zeit zu gehen.
„Murdoch wird sich um euch kümmern. Ailsa, ruf mich, sobald die Lady in ihre Gemächer zurückkehren möchte.“
Er entfernte sich von der Runde, da man ihn bereits ignorierte. Die weiblichen Rituale, die sich offenbar im Lauf der letzten Wochen entwickelt hatten, wenn sich seine Frau im Dorf aufhielt, wurden einfach fortgeführt. Ailsa setzte sich zur einen, Margaret zur anderen Seite von Jocelyn, danach reichte man Stoffe und Stickarbeiten herum. Ailsa gab ihr eine Nadel mit Faden, Jocelyn nahm ein Hemd, das auf ihrem Schoß lag, und begann, ein Loch und einen aufgetrennten Saum zu stopfen. Seine Flucht war ihm fast gelungen, als er plötzlich Ailsa sagen hörte: „Mylady, erzählt uns von Eurer Mutter.“
War sie noch bei Sinnen? Warum musste sie sie ausgerechnet auf die eine Sache ansprechen, die Jocelyn so sehr schmerzte? In ihrem geschwächten Zustand war zu befürchten, dass sie einen Zusammenbruch erlitt. Soeben wollte er in den Raum zurückkehren, um das Schlimmste zu verhindern, da setzte Jocelyn zum Reden an.
„Meine Mutter liebte es zu tanzen“, sagte sie. „Sie hörte gern Musik, und sie konnte einfach nicht …“ Ihre Stimme klang einen Moment lang belegt, und Jocelyn musste innehalten, bis sie die Worte herausbekam. „Sie konnte einfach nicht dem Ruf des Dudelsacks widerstehen, und immer wenn sie …“
Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie war nicht in der Lage weiterzureden. Connor hielt sich am Türrahmen fest und rang mit sich, ob er zu ihr gehen sollte oder nicht. Niemand sagte etwas, als sie weinte, doch er sah, wie Ailsa und Margaret jeweils eine Hand seiner Frau ergriffen, während sie schluchzte.
„Mylady, was war ihre Lieblingsmelodie?“, fragte Margaret leise. „Könnt Ihr uns ein Stück davon vorsingen?“
Jocelyn wischte die Tränen mit der Decke um ihre Schultern weg, dann begann sie, eine Melodie zu summen, jedoch so leise, dass er zuerst nichts davon mitbekam. Schließlich flüsterte sie die Worte, die zu diesem Lied gehörten. Einige der Frauen erkannten die Melodie und stimmten mit ein, bis es sich anhörte, als würde ein ganzer Chor fast lautlos singen.
Er wandte sich ab, sein Herz pochte laut, und seine Kehle war vor Mitgefühl wie zugeschnürt. Ihre Tränen trafen ihn tiefer, als er es zugeben wollte, und das galt auch für die Sorge, die die Frauen aus dem Dorf gegenüber Jocelyn zeigten. Was er für eine grausame Frage gehalten hatte, war in Wahrheit der Schlüssel dafür, dass sie ihre Trauer zum Ausdruck bringen konnte. Das Lied endete, und Connor schaute hinüber zu den versammelten Frauen.
„Woher war sie?“, fragte nun Siusan.
Bevor sie antwortete, streckte Jocelyn die Arme aus. Zu gern wollte
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