Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
Gruppe Frauen kam durchs Tor und steuerte auf die Festung zu. Einige von ihnen trugen Kleinkinder auf dem Arm oder hielten ältere Kinder an der Hand, andere waren allein unterwegs. Er erkannte Margaret, Siusan und ein paar der älteren Frauen.
Gerade wollte er seinen Fuß auf die erste Stufe der Turmtreppe setzen, als die Tür zu Jocelyns Schlafgemach aufging und Ailsa zum Vorschein kam, die ihn zu sich winkte.
Murdoch befand sich noch unten in der Burg, und auch Duncan hatte anderweitig zu tun, es gab also keine andere Alternative. Connor betrat folglich das Gemach seiner Frau. Ailsa flüsterte ihm zu, sie werde in Kürze zurückkehren.
Was ihm als Erstes auffiel, war die Hitze. Im Kamin loderte ein Feuer, das für eine fast unnatürliche Wärme in den Gemächern sorgte. Sein erster Gedanke war, die Tür aufzureißen, doch die hatte Ailsa eben erst hinter sich zugezogen. Obwohl er sich am Morgen Regen und Wind ausgesetzt hatte, löste diese glühende Hitze bei ihm ein Unbehagen aus.
Jocelyn saß, von der Tür abgewandt, auf einem Stuhl vor dem Kamin. Er stellte sich zu ihr, nachdem er ihren Namen mit zitternder Stimme ausgesprochen hatte.
„Jocelyn? Wie geht es dir?“, fragte er. Da sie nichts erwiderte, ging er um sie herum und baute sich vor ihr auf. „Geht es dir gut?“
„Mir ist kalt, Laird. Mir will einfach nicht warm werden“, flüsterte sie schließlich.
Ihre schwache Stimme überraschte ihn, aber ihr Erscheinungsbild wirkte auf ihn wie ein Schock. Als er vor Tagen nach ihr gesehen hatte, war es bereits mitten in der Nacht, und im schwachen Schein von ein paar Kerzen hatte sie einen ganz normalen Eindruck auf ihn gemacht. Jetzt dagegen, im Licht eines stürmischen, verregneten Tages, war ihr Gesicht eingefallen, die Haut blass und matt, und sie wirkte verloren. Er hockte sich hin und fasste ihre Hand, die sich eiskalt anfühlte.
„Komm.“ Er zog die Decke enger um sie und schob ihre Hände darunter, damit sie besser gewärmt wurde. „Wie kann dir nur so kalt sein?“ Sie gab keine Antwort, sondern schien darauf zu warten, was wohl passieren würde.
Connor sah zu dem Tablett, das auf dem kleinen Tisch neben dem Stuhl stand. Aus dem Becher dampfte es noch, aber er war nicht angerührt worden. Er nahm ihn hoch und roch daran. Warmer Wein, der mit verschiedenen Gewürzen versetzt worden war.
„Möchtest du mal probieren? Der Wein ist noch heiß, und er könnte dich wärmen.“
Er rechnete mit einer ablehnenden Reaktion, doch sie willigte mit einem schwachen Nicken ein. Da niemand zugegen war und er sie selbst in die Decke eingewickelt hatte, dass sie wie in einem Kokon dasaß, hob er den Becher an ihren Mund, sodass sie einen Schluck trinken konnte. Nachdem sie dies getan hatte, wich sie zurück und schüttelte den Kopf.
„Das war nicht viel, Jocelyn. Möchtest du nicht noch einen weiteren Schluck zu dir nehmen?“
„Ich habe genug, Laird.“ Sie sah sich um und bemerkte erst jetzt, dass sie allein waren. „Ist Ailsa gegangen?“
„Sie wollte nur kurz hinunter in den großen Saal“, sagte er. „Sie wird bald zurückkommen.“ Sie starrte daraufhin in die Flammen, sodass es ihm erschien, als hätte sie ihn entlassen.
Er fühlte sich unbehaglich, und er wusste nicht, worüber er reden sollte. Es musste doch irgendetwas geben, über das er sprechen konnte, oder nicht? Er ging zu einem Fenster, das den weitesten Abstand zum lodernden Kaminfeuer hatte. Sie bewegte sich nicht, sie versuchte nicht, in Erfahrung zu bringen, wohin er sich im Raum bewegt hatte. Jeder mitfühlende oder besorgte Satz und jede Beileidsbekundung, die ihm nun in den Sinn kam, hätte zu weit mehr geführt, als er ihr geben konnte. Schweigend versuchte er, auf Ailsas Rückkehr zu warten, was ihm aber nicht gelang.
„Meine Tante, also Dougals Frau, wird uns besuchen“, sagte Connor schließlich.
Keine Antwort.
„Meine Verwandte Rhona wird sie begleiten.“
„Ich fürchte …“, begann Jocelyn und legte eine Pause ein, als müsse sie erst ihre Kräfte sammeln. „Ich fürchte, ich werde keine gute Gastgeberin sein, Laird.“
In diesem Moment wurde ihm deutlich, dass sie ihn nie mit seinem Namen ansprach. Sie verwendete fast nur seinen Titel oder nannte ihn Mylord, gelegentlich auch schon einmal Ehemann. Von den meisten im Clan wurde er mit Connor oder Conn angesprochen. Versuchte sie womöglich, genauso zu ihm Distanz zu wahren, wie er es bei ihr machte? War sie nicht mit der Ehe einverstanden? Ein
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