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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Auerbach verbargen sich gegen Mitternacht in der Nähe der Pforte, die als Eingang nur für die Professoren gedacht war, hinter einer mächtigen Ulme. Nachdem der Nachtwächter bei seiner Runde dort vorbeigekommen war, schlichen sie hintereinander zur Pforte, Auerbach schloss leise auf. Glücklicherweise war der Flur, den sie jetzt betraten, vom Mondlicht erhellt, sodass sie ihre Talglampe nicht entzünden mussten. Den Weg bis zum Eingang des neuen Gebäudeteils legten sie in gebückter Haltung zurück, um von draußen durch die hohen Fenster nicht als Schatten wahrgenommen zu werden. Erst als sie den Durchlass zu den Hörsälen des Anbaus erreicht hatten, richteten sie sich auf.
    Auerbach entnahm seinem Schlüsselbund wieder den passenden Öffner und wollte die Klinke niederdrücken, als ein lautes knarrendes Geräusch ihn erstarren ließ. Die beiden sahen sich erschrocken an, aber kein weiteres Geräusch folgte. Bernhardi übernahm es, ganz langsam die Tür zu öffnen, sodass jegliches Knarren ausgeschlossen war. Beide schlüpften durch den schmalen Spalt und zogen die Tür genauso langsam hinter sich zu.
    Ein langer Gang befand sich rechts vor ihnen. Links zweigte ein kurzer schmaler Flur ab, der zu einer kleinen Treppe führte, über die man in den Keller gelangte. Bernhardi überkam etwas Wehmut, als er die vertrauten Räume erblickte. Auerbach stieß ihn kurz an und deutete nach links. Vorsichtig stiegen sie die kurze Treppe hinunter. Unten erwartete sie eine verschlossene Tür. Auerbach brauchte eine Weile, bis er den passenden Schlüssel gefunden hatte, doch dann ließ sie sich völlig geräuschlos öffnen. Pechschwarze Finsternis schlug ihnen entgegen.
    Jetzt waren sie froh, dass sie eine Talglampe dabeihatten, die sie mit einem Schwefelholz entzündeten. Ihr Licht erhellte nur einen kleinen Teil des lang gestreckten Raumes. Bernhardi blickte sich um. Die Bauleute hatten gute Arbeit geleistet. Die Überreste der alten Klosterfundamente waren so gut in den Neubau integriert, dass beides kaum zu unterscheiden war. Die Stelle, wo damals sein Fund gelegen hatte, war nicht mehr erkennbar. Zu dumm! Wo sollte er nach dem Sehapparat suchen?
    „Wir müssen Stück für Stück die Wände und den Boden absuchen, ob uns irgendetwas auffällt“, flüsterte Bernhardi seinem Freund zu.
    Der nickte kurz und sie machten sich an die Arbeit. Es war mühsam: Das Mauerwerk war so solide gebaut, dass es keinerlei ersichtliche Nahtstellen oder Brüche gab. Kein Stein schien locker zu sein. Auch die Untersuchung des Bodens ergab kein Ergebnis, allerdings stapelten sich Berge von Büchern und Akten, seltsamen Geräten und altem Lehrmaterial auf hölzernen Regalen. Bernhardi sah ein, dass man den Raum komplett ausräumen müsste, wenn man systematisch nach etwas suchen wollte.
    „Sei vorsichtig mit der Lampe! Wenn hier etwas anfängt zu brennen, sind wir verloren“, warnte Auerbach. Bernhardi nickte und arbeitete sich weiter bis zum Ende des Raumes vor.Schließlich gab er resigniert die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens zu.
    „So lass uns den geordneten Rückzug antreten. Mir ist hier nicht ganz wohl“, schlug Auerbach leise vor.
    Bernhardi nickte wieder. Sie hatten gerade die Mitte des Raumes erreicht, als sie einen dumpfen Schlag hörten, der aus dem Raum über ihnen kommen musste. Sofort löschten sie die Lampe.
    „Das war der Professoreneingang“, flüsterte Auerbach.
    Dann hörten sie schwere Schritte und eine tiefe Stimme rufen: „Hallo, ist da jemand?“ Die Stimme kam näher, sie schien genau über ihnen zu sein. „Hallo, ist da jemand?“
    „Das ist unser Nachtwächter.“ Auerbach versuchte, keine Hektik aufkommen zu lassen.
    „Wenn der uns hier findet, ist es aus“, meinte Bernhardi unruhig.
    Die Schritte über ihnen entfernten sich etwas. Der Nachtwächter ging bis ans Ende des Anbaus und kontrollierte die Zugänge zu den Hörsälen.
    „Da hat es mal wieder einer der Herren Professoren sehr eilig gehabt, nach Hause zu kommen. Nicht einmal mehr ordentlich abgeschlossen hat er.“ Vor lauter Freude, einen vermeintlichen Fehler bei den Gelehrten entdeckt zu haben, sprach der Wächter ziemlich laut. Dann bewegten sich seine Schritte in Richtung Kellertreppe. Die beiden hatten die Tür nur einen Spaltbreit offen gelassen, aber das reichte, um den Schein der Laterne des Nachtwächters bis ans Ende des Raumes leuchten zu lassen. Zugleich zeigte der Spalt dem Nachtwächter, dass auch diese Tür nicht verschlossen

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