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Das Geheimnis Des Kalligraphen

Das Geheimnis Des Kalligraphen

Titel: Das Geheimnis Des Kalligraphen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafik Schami
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Familiencafé in der Nähe, denn in der Werkstatt hätte Samad jedes Wort mitgehört. Im Café gestand Nuras Mutter ihm, sie hätte ihn gerne ohne Grund aufgesucht, nur um ihn zu sehen, aber ihr Mann habe sie geschickt. Er solle nicht so viel arbeiten und sich besser um seine Frau kümmern. Sie wisse aber, dass Nura Männer nicht richtig schätzen könne. Sie sei nicht reif, denn eine reife Frau würde sich genau so einen Mann wünschen, wie er einer sei. Er sei für sie der Inbegriff des anständigen und männlichen Gatten. Sie wäre glücklicher, wenn ihr Mann nur ein Zehntel seines Fleißes besäße und sich besser um die Haushaltskasse kümmern würde. Nura habe vieles von ihrem Vater geerbt, auch die Redseligkeit. Das tue ihr aufrichtig leid. Aber, sagte sie und streichelteihm heimlich die Hand, gemeinsam würden sie das Kind schon zur Frau erziehen.
    Beim Abschied küsste sie ihn sehr innig und ihr Körper strahlte eine Hitze aus, die er bei seiner Frau nie spürte.
    Er konnte mit den Ratschlägen seines Schwiegervaters nichts anfangen und die Zuneigung seiner Schwiegermutter verwirrte ihn und entfernte ihn von seiner Frau. Sie kam immer öfter, um mit ihm über Nura zu reden, und bei ihrem vierten, fünften Atelierbesuch musste er sie bitten, nicht mehr allein zu kommen, da die Mitarbeiter und Nachbarn anfingen zu tuscheln. Das war gelogen, aber er war nach jeder Berührung der Frau wie berauscht. Sie war nur drei Jahre älter als er, wirkte aber auf ihn jünger und erotischer als ihre Tochter.
    Als seine Tante Majda die Mutter einmal bei ihm sah, meinte sie süffisant, sie könne auch hier vermitteln und die Mutter gegen die Tochter tauschen.
    »Pechbringerin«, flüsterte Hamid und richtete seinen Blick von der Pritsche aus auf das kleine Foto, auf dessen rechter Hälfte er seine Tante Majda vermutete.
     
    12.
     
    H amid lief unruhig in seiner Zelle umher. Wie wenn er zehn Stunden geschlafen hätte, war er hellwach. Solche Nächte hatte er schon lange nicht mehr erlebt. Kurz vor der Trennung von seinem Meister war er auch so aufgeregt gewesen. Er schlief damals nicht mehr als drei Stunden in der Nacht. Und trotzdem halfen all die Vorbereitungen nichts. Schon Wochen bevor er seine Entscheidung mitgeteilt hatte, sah sein Meister so krank und alt, so traurig und verlassen aus, als würde er die bevorstehende Abnabelung ahnen.
    Serani wünschte ihm beim Abschied Glück und Erfolg, doch zwei Tage später nannte er die Trennung Verrat. Noch Jahre später fragte sich Hamid, warum sein Meister von Verrat sprach, wo er doch selbstden großen Auftrag abgelehnt hatte, mit dem Hamid seinen Absprung finanzieren wollte.
    Einen Monat davor hatte Serani zweimal hintereinander Aufträge für katholische Kirchen ausgeschlagen. Es waren kleine, doch sehr gut bezahlte Aufträge, aber Serani interessierte sich nicht für den Lohn. Er lehnte es aus religiösen Gründen ab, Kalligraphien für Christen zu fertigen.
    Sowohl die arabische Schrift als auch die arabische Sprache waren ihm heilig, weil sie mit dem Koran eng verbunden waren, und deshalb wollte er seine Kalligraphien nie an Ungläubige verkaufen. Viele seiner Kollegen nahmen ihm das übel, weil Damaskus immer eine offene Stadt gewesen war, wo oft christliche, jüdische und muslimische Steinmetze, Architekten und Maurer an den Renovierungen der Moscheen zusammenarbeiteten. Tagelang hatte Hamid versucht, Serani umzustimmen. Vergebens.
    Eines Tages hatte Alexandros III., Patriarch der Damaszener orthodoxen Kirche und großer Bewunderer der Kunst der arabischen Kalligraphie, seinen Gesandten zu Meister Serani geschickt. Er bat ihn, die neu renovierte Kirche der heiligen Maria mit arabischen Kalligraphien und Arabesken zu schmücken. Den Lohn sollte er frei bestimmen. Dieser lehnte schroff ab. Er schreibe nicht mit der göttlichen Schrift für Ungläubige. Serani glaubte sein Leben lang, die Kalligraphie mache die Moschee zu einem großen religiösen Buch für Weise, während die Ungläubigen ihre Kirchen zu Bilderbüchern für Primitive machten.
    Alexis Dahduh, der Gesandte des Patriarchen, stand wie versteinert da, und Hamid schämte sich zum ersten Mal für seinen Meister. Er begleitete den eleganten Mann hinaus und sagte ihm beim Abschied, er solle seiner Exzellenz nichts von der unfreundlichen Antwort berichten, er würde ihn in den nächsten Tagen in seinem Büro aufsuchen und mit ihm gemeinsam das Ganze noch einmal besprechen.
    Eine Woche später, als Hamid den

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