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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Klingeln der Hausglocke riss sie aus den schwärmerischen Gedanken an die gemeinsame Zukunft. Fröhlich summend ging sie zur Tür, doch als sie sah, wer der Besucher war, verstummte sie und funkelte ihn zornig an. Sie war fest entschlossen, ihn in Sturm und Regen draußen stehen zu lassen.
    »Ich bin ansonsten ein höflicher Mensch, sollten Sie wissen, aber ich glaube, meine Mutter wäre nicht erfreut, wenn ich Sie in ihr Haus ließe.«
    Charles Wayne musterte sie herablassend. »Mein Besuch gilt nicht Ihrer Mutter, sondern Ihnen.«
    »Es tut mir leid, ich bin nicht daran interessiert, Mister Wayne«, erwiderte Antonia in scharfem Ton. »Und was meine Mutter angeht: Ich bin es ihr schuldig, Sie nicht ins Haus zu bitten. Sie haben allerlei Unsinn über sie verbreitet.«
    Antonia überlegte kurz, ob sie ihn über den Tod ihrer Mutter aufklären sollte, aber sie entschied sich dagegen. Was ging es diesen Kerl an? Nur keine Gefühle zeigen, redete sie sich gut zu.
    »Also, Mister Wayne, ich wüsste nicht, was wir uns Wichtiges zu sagen hätten.« Sie wollte ihm gerade die Tür vor der Nase zuschlagen, als er seinen Fuß dazwischenstellte.
    »Dann muss ich Ihrem Gedächtnis wohl ein wenig auf die Sprünge helfen.« Er zog einen zerknitterten Briefumschlag aus seiner Manteltasche. Eine Windbö zerrte daran. Er hatte Mühe, ihn festzuhalten, und hielt ihn ihr provozierend hin. »Kennen Sie den?«
    Antonia konnte nur mit Mühe ein Zittern unterdrücken. Es war der Brief an James in Frederik Kochs Schrift und mit seinem Absender.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nein, das ist ein Schreiben vom Anwalt meiner Mutter. Kenne ich nicht.«
    Er grinste dreckig.
    »Ach nein, auch den Inhalt nicht?«
    Jetzt erst sah sie, dass der Brief geöffnet war.
    »Sie haben ihn doch nicht etwa aufgemacht?«
    Er lachte bitter. »Glauben Sie, ich konnte zulassen, dass er in die falschen Hände gerät? Ich weiß, dass Mister Koch Ihrer Mutter treu ergeben ist. Also konnte es nur eine neue Gemeinheit gegen meine Familie sein; aber dass Sie meinen Schwiegersohn in ein Strandhaus bestellen, das ist an Frechheit wohl kaum zu überbieten.«
    »Kommen Sie rein«, sagte sie heiser.
    Charles Wayne folgte ihr in die Diele.
    »Sie hat es wirklich weit gebracht, die gute Selma«, zischte er.
    Antonia ballte die Fäuste. Am liebsten hätte sie ihrem Besucher die Augen ausgekratzt, aber die Vernunft siegte. Immerhin war er im Besitz ihres Briefes und wusste Bescheid. Es wäre zwecklos, ihn anzugreifen. Am besten wäre es wohl, sie würde so tun, als ob sie auf seine Forderungen, was er auch immer von ihr verlangte, einging und dann versuchte, auf andere Weise Kontakt zu James aufzunehmen. Sie war sich sicher, dass er von diesem versöhnlichen Brief nichts ahnte. Warum hatte sie ihn in ihrem Zorn auch bloß einen wankelmütigen Feigling genannt? Das war ungerecht, und sie wusste es, aber er hatte ihr keine Möglichkeit zur Entschuldigung gegeben, sondern das Strandhaus wutschnaubend verlassen.
    Antonia stieß einen tiefen Seufzer aus und führte ihren ungebetenen Gast in den großen Salon. Sogar seinen nassen Mantel nahm sie ihm ab. Mit einem Seitenblick musste sie neidlos feststellen, dass Charles Wayne, der ungefähr im Alter ihrer Mutter, wenn nicht gar älter sein musste, immer noch ein ausgesprochen ansehnlicher Mann war.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Gern, ich nehme einen Whiskey, wenn Sie haben.«
    Wortlos schenkte sie ihm ein Glas davon ein.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie nun und fixierte ihn kühl.
    »Was wollen Sie von meinem Schwiegersohn?«
    Antonia kämpfte mit sich. Einerseits hätte sie diesem überheblichen Kerl gern an den Kopf geworfen, dass James und sie sich liebten, aber dieses Geständnis würde sie nur schwach und verletzlich machen. Je weniger der Mann über ihr Verhältnis wusste, desto besser. Obwohl es gar nicht so einfach war, ihm nicht in sein arrogantes Gesicht zu schleudern, dass James längst entschieden hatte, Patricia zu verlassen. Und dass sie bald eine Familie sein würden.
    »Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass ich etwas von Ihrem Schwiegersohn möchte?«, fragte Antonia, um Zeit zu gewinnen.
    »›Liebster, unser Streit tut mir sehr leid. Ich muss dich dringend sehen. Passt es dir am Freitag in vierzehn Tagen von heute? Im Strandhaus. Ich liebe dich, A.‹«, zitierte er daraufhin wörtlich ihren Brief.
    »Ja und? Was beweist das?«, fragte Antonia scheinbar gefasst zurück, während ihr Herzschlag

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