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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Sie sind dieser Thomas Leyland, auf den meine Tochter letztes Jahr vergeblich gewartet hat? Warum haben Sie sie denn da versetzt?«, knurrte James.
    »Weil wir erst für dieses Jahr verabredet waren, oder, mein Liebling?«, erwiderte Thomas prompt und warf Barbra einen verschmitzten Blick zu.
    Barbra strahlte über das ganze Gesicht. Vergessen waren Julia und mit ihr all die Tränen, die sie seit ihrem letzten Geburtstag wegen Thomas vergossen hatte.
    »Dann sollten wir uns noch ein Gedeck bringen lassen und Sie in der Familie willkommen heißen«, bemerkte James nun versöhnlich und bat Thomas, sich zu setzen.
    »Was fällt dem Kerl ein? Schneit hier einfach rein und schwingt große Reden«, protestierte Alexander und warf dem Eindringling einen abschätzigen Blick zu.
    »Wenn es nicht so traurig wäre, müsste ich die ganze Zeit lachen«, murmelte Norma und fing schon wieder zu kichern an.
    »Halt doch die Klappe!«, herrschte Alexander sie daraufhin wütend an. Er wirkte sichtlich angeschlagen. Die herbe Niederlage schien ihn ernstlich mitzunehmen. Das Gesicht war versteinert, aber in seinen Augen funkelte es gefährlich.
    Er sieht so aus, als ob er auf Rache sinnt, schoss es Barbra durch den Kopf, doch als sich Thomas nun neben sie setzte und zärtlich ihre Hand streichelte, hatte sie nur noch Augen für ihn.
    Erst das erneute Geräusch eines klingenden Glases ließ sie aufhorchen. Es war Alexander, der ungeschickt aufsprang und dabei ein Glas umwarf, doch er kümmerte sich nicht um den Rotwein, der sich über das blütenweiße Tischtuch ergoss.
    »Liebe Norma, lieber James, ich habe einen unverzeihlichen Fehler begangen, als ich Barbra vorhin so leichtfertig einen Antrag gemacht habe. Wie konnte ich vergessen, dass wir verwandt miteinander sind? Sie ist meine Cousine. Das sollte man niemals tun. Wir sehen ja an den europäischen Herrscherhäusern, wohin diese Ehen unter Familienangehörigen geführt haben ...« Er unterbrach seine Rede, um sich an den Kopf zu tippen. »Erst durch das Auftauchen des Herrn dort ...«, er deutete auf Thomas, »... habe ich begriffen, wem meine Zuneigung wirklich gilt. Ich habe es nicht gemerkt, weil wir uns schon von Kindheit an kennen und wie Geschwister aufgewachsen sind. Dabei sind wir gar nicht richtig miteinander verwandt. Norma, willst du mich heiraten?«
    Bevor Norma ihm eine Antwort geben konnte, mischte sich James hektisch ein.
    »Junge, nun überstürz doch nichts. Wir verstehen alle, dass es nicht einfach für dich ist, aber nun warte erst einmal ab, und lass Gras über die Sache wachsen.«
    Er will nicht, dass sie ihn heiratet. Er mag Alex nicht, schoss es Barbra durch den Kopf.
    »Hättest du den Kerl etwa geheiratet, wenn ich nicht gekommen wäre?«, flüsterte ihr Thomas nun ins Ohr.
    »Niemals! Lieber wäre ich eine alte Jungfer geworden«, raunte sie zurück und drückte zur Bekräftigung ihrer Worte seine Hand.
    »Dad, ich möchte Alex gern heiraten«, sagte Norma nun laut und vernehmlich. Sie kicherte nicht mehr.
    »Aber Kinder, überlegt es euch gut. Ich meine, Norma, er hat dich eben vor uns allen nicht sehr freundlich behandelt.«
    James mahnende Worte wurden durch lautes Wehgeschrei, das vom Flur bis in das Esszimmer tönte, unterbrochen. Da stand auch schon die Köchin in der Tür und jammerte: »Ich wollte Mister Wayne seine Suppe bringen, aber er hat sich nicht gerührt. Erst habe ich gedacht, er schläft, aber er ist ...« Die Köchin schluchzte laut auf. Norma fiel in das Weinen ein. Selbst Alexanders Augen wurden feucht.
    Nur Barbra verzog keine Miene.



Bluff, Mitte April 2009

 
    »Entschuldigen Sie, aber mir ist ...«, presste Grace gerade noch hervor, bevor sie mit vorgehaltener Hand aus der Küche ins Freie lief. Dort übergab sie sich. Dann atmete sie ein paarmal tief durch, sog begierig die würzige Meeresluft ein und ließ ihren Blick über das aufgewühlte Meer schweifen. Gerade bahnte sich ein einzelner Sonnenstrahl den Weg durch die Wolkenberge und traf weit unten auf das raue Wasser. Grace war seltsam berührt von diesem Anblick. Und dann sah sie in der Ferne auf einem Strand Hunderte von Robben, und sie hatte zum ersten Mal das sichere Gefühl, dass ihr Herz in diesem Land zuhause war.
    »Nun kommen Sie doch. Die Zeit drängt!«, unterbrach Moira, die ihr nach draußen gefolgt war, ihre Gedanken. Sie deutete auf ihre Uhr. »Sie wird zwar bis vier Uhr schlafen, aber mir wäre es lieb, wenn Sie um halb vier das Haus verlassen haben

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