Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
Augen. Sie war es leid, ihre Schwester zu bewundern. Vor allem war es nur allzu offensichtlich, für wen sie sich so herausgeputzt hatte. Obwohl Suzan sicher zu wissen glaubte, dass Sean sich nichts aus Debbie machte, wurde sie zunehmend missgelaunter. Und ehe sie sich's versah, hatte sie es bereits ausgesprochen.
»Pass mal auf, Debbie! Du weißt schon, dass es sich nicht gehört, es darauf anzulegen, der Schwester den Verlobten auszuspannen, oder?«
Debbie wandte sich erschrocken um. »Er ist dein Verlobter? Seit wann?«
Suzan lief rot an. »Ich glaube, er wird mir heute einen Antrag machen.«
»Ach so! Er hat dich noch gar nicht gefragt!«, rief Debbie erleichtert aus.
Suzan ging einen Schritt auf ihre Schwester zu, packte sie bei den Schultern und sah ihr drohend in die Augen. »Jetzt hör mal zu, meine Liebe. Einmal davon abgesehen, dass Sean nicht an dir interessiert ist, sind er und ich ein Paar. Nur damit du es weißt.«
»Hat er dich denn schon geküsst?«
»Das geht dich gar nichts an«, entgegnete Suzan harsch. Sie verstand ja selbst nicht, warum er noch nicht wirklich versucht hatte, ihr näherzukommen. Er hielt ihre Hand, legte den Arm um ihre Schultern, und er küsste sie zum Abschied auf die Wangen. Das war zu Suzans großer Enttäuschung bislang alles gewesen. Wie gern wäre sie richtig von ihm geküsst worden, doch sie redete sich ein, das werde alles geschehen, sobald er ihr den Antrag gemacht hatte.
»Also nicht. Ich meine, wer küsst auch schon einen Blaustrumpf?«, spottete Debbie. »Mich wollen alle Männer immer gleich küssen und heiraten. Bald kann ich die Anträge sammeln.«
»Weißt du, was du bist? Ein hohles, eingebildetes kleines Biest. Natürlich wollen Sie dich küssen und ins Bett kriegen, weil sie nicht mit dir reden können.«
»Was verstehst du alte Jungfer denn schon davon? In dein Bett würde sich doch niemals freiwillig ein Mann verirren.«
Suzan biss sich auf die Lippen und ballte die Fäuste. Wie gern hätte sie ihrer Schwester das Maul gestopft, aber sie hatte sich fest vorgenommen, nie wieder die Beherrschung zu verlieren und ihr schon gar nicht eine Ohrfeige zu verpassen.
Wahrscheinlich hätten sie sich noch eine ganze Weile weitergestritten, wenn Barbra nicht den ersten Gast angekündigt hätte. Bevor Suzan überhaupt begriff, dass es nur der pünktliche Sean sein konnte, war Debbie bereits aus dem Zimmer und die Treppen hinuntergestürzt. Als Suzan endlich unten in der Diele angekommen war, hing Debbie bereits am Arm des Zoologen und redete wie ein Wasserfall auf ihn ein.
Wahrscheinlich überhäuft sie ihn mit abgedroschenen Komplimenten, dachte Suzan erbost. So in der Art wie: Ach, Ihr Anzug ist wie für Sie gemacht, oder: Ich hake mich so gern bei Ihnen unter, weil ich mich bei Ihnen so geborgen fühle. Beides hatte sie Debbie tatsächlich schon einmal wortwörtlich einem ihrer Galane zusäuseln hören.
Als Suzans Blick an Ethan hängen blieb, der das Ganze sichtlich verärgert beäugte, wusste sie, dass sie nicht die Einzige war, der Debbies Getue missfiel. Mit säuerlicher Miene trat sie auf Sean zu, an dessen Arm immer noch Debbie wie eine Klette hing. Trotzdem gab er Suzan zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange und raunte. »Sie sehen bezaubernd aus.«
»Was sind Sie denn für ein Gentleman?«, mischte sich Debbie schnippisch ein. »Überhäufen meine Schwester mit Komplimenten, und was ist mit mir?«
Theatralisch löste sich Sean von Debbies Arm und musterte sie von Kopf bis Fuß.
»Entzückend. Sie sehen ganz entzückend aus.«
Suzan wandte sich abrupt ab. Es fehlte nicht mehr viel und sie würde Debbie vor allen anderen wegen ihres unechten Getues zurechtweisen. Sean aber folgte ihr sofort an die Hausbar. Dorthin hatte sich auch Ethan vor dem Geplappere seiner Angebeteten geflüchtet und mixte nun Cocktails für die Gäste.
»Suzie, kannst du Debbie nicht mal beiseitenehmen? Das ist doch peinlich«, flüsterte er ihr zu.
Suzan wollte ihm gerade erwidern, dass sie nichts lieber täte, als Debbie in ihre Schranken zu verweisen, als ihre Schwester sich tänzelnd der Bar näherte. Ethan strahlte über das ganze Gesicht, als er sie erblickte, und forderte Debbie sofort zum Tanzen auf. Die aber ignorierte seine Aufforderung und wandte sich an Sean.
»Können Sie tanzen?«
»Von Können kann gar keine Rede sein«, erwiderte er grinsend, »aber ich könnte es versuchen.«
Er wehrte sich nicht, als Debbie ihn in die Mitte des Zimmers zog, die an
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