Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
...«
»Selma, sie werden es niemals erfahren.«
»Aber ich habe es ihm doch geschrieben«, widersprach sie kläglich.
»Na und? Sie werden ihm einen kurzen Brief senden, in dem Sie ihm mitteilen, dass sich der Verdacht als unbegründet erwiesen hat, und in dem Sie ihn auffordern, Sie nach seiner Rückkehr in Ruhe zu lassen. Glauben Sie mir, mein Bruder wird niemals nachfragen. Das Einzige, was ihn stören wird, ist die Tatsache, dass Sie sich von ihm abgewandt und mich geheiratet haben. Denn wir werden der größten Hochzeit auf der Südinsel zuvorkommen und rasch eine kleine feine Hochzeit feiern.«
»Aber werden sie nicht skeptisch, wenn ich dann gleich schwanger bin und das Kind anderthalb Monate früher kommt, als es sich schicken würde?«
»Nein, aller Augen werden auf meinen Bruder und seinen Nachwuchs gerichtet sein. Natürlich wird Mutter mich scheel angucken, weil sie glaubt, ich hätte mich von Ihnen reinlegen lassen. Sie werden Sie für ein leichtes Mädchen halten, das sich geschickt vom Sohn des Hauses hat schwängern lassen, um gesellschaftlich aufzusteigen. Sie werden mich bemitleiden, weil ich so blöd bin, Sie aus schlechtem Gewissen zu heiraten, was meinem Bruder im Traum nicht einfallen würde. Sie werden versuchen, mir diese Ehe auszureden nach dem Motto: Wir können das mit dem Mädchen doch auch anders regeln.«
»Ja, sie werden alles dransetzen, mich loszuwerden. So ist es meiner Mutter gegangen, nachdem der hochwohlgeborene Earl sie entjungfert und geschwängert hat.«
»Oh, das könnte Mutter gefallen. Die Tochter eines Mitglieds des britischen Adels.«
Er lachte.
»Der Bastard eines Earls«, verbesserte sie bitter.
»Egal, aber in Ihnen fließt blaues Blut. Das bestärkt mich ja geradezu, Ihr Mann zu werden«, bemerkte er scherzend, aber Selma sah ihn ernst an.
»Damon? Finden Sie nicht, dass Ihr Mitleid mit mir ein bisschen zu weit geht? Sie könnten bestimmt jede Menge Frauen haben, die Ihrer Familie genehmer sind als ich.«
Damon blickte Selma zärtlich an, während er sie sanft an sich zog.
»Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt«, flüsterte er und küsste sie. Erst zögerlich, dann immer leidenschaftlicher. Ihr wurde heiß. In jeder Pore spürte sie diese Hitze. Im Bauch, im Kopf und vor allem im Herzen. Als würde dort ein Feuer lodern.
»Ach Damon«, raunte sie, als sich ihre Münder voneinander gelöst hatten. »Wenn ich gewusst hätte, was du wirklich fühlst. Ich glaubte immer, du wärest aus lauter Mitgefühl so nett zu mir.«
»Ich pflege keine jungen Damen aus lauter Mitgefühl zu küssen«, erwiderte er lächelnd, während sein Mund erneut ihre Lippen suchte.
Dunedin, Ende Februar 2009
Grace hatte ein mulmiges Gefühl, als sie Marco's Pizza - Pasta betrat. Als Erstes traf sie auf den Chef, der sie herzlich begrüßte.
»Sorry, wenn ische letztes Mal nicht ganze so gut auf deinen Freund war zu sprechen, aber seit er ier arbeitet, ist er wie verwandelte. Pünktlich, fleißig und fröhlich«, raunte Marco ihr zu und deutete auf einen Tisch, an dem sich die Gäste vor Lachen bogen, während Barry Faxen machte. »Er ist bei meinen Gäste total beliebt.«
»Das ist schön«, erwiderte Grace gequält. Sie fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut. Am liebsten hätte sie gleich wieder auf dem Absatz kehrtgemacht. Was mache ich bloß hier? Es ist vorbei, dachte sie.
»Allora, dahinten der Tische am Fenster, den hat Barry für euch reserviert. Er iste auch gleich fertig. Er kassiert nur noch ab. Setz dische schon mal. Ein Glas von dem neuseeländischen Chardonnay?«
Grace nickte und steuerte auf den Fensterplatz zu. Sie hatte sich kaum hingesetzt, als Barry auch schon herbeigeeilt kam, ein strahlendes Lächeln auf den Lippen.
»Na, meine Süße, hast du dich gelangweilt ohne mich?« Wie selbstverständlich küsste er sie auf den Mund. Als sie seinen Kuss nicht erwiderte, zog er einen Schmollmund. »Meine Süße mag mich nicht mehr«, ulkte er und schwang sich auf den Platz ihr gegenüber.
Grace fand das gar nicht komisch. Er tat ja geradezu so, als wäre alles in bester Ordnung. Dabei war sie doch nur gekommen, um seine Entschuldigung anzunehmen und ihrer Wege zu gehen.
Er sah sie aufmerksam an. »Du hast wieder ein bisschen Farbe bekommen. Das steht dir gut.«
Grace schwieg. Sie war nicht hergekommen, um seine Komplimente entgegenzunehmen, sondern um diese Sache freundschaftlich zu beenden.
»Ist das Kleid neu? Das kenne ich gar nicht aus
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