Das Geheimnis des Millionaers
habe ich ihn getragen.“
„Seltsam. Ich dachte, du hättest ihn für mich ausgezogen.“ Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Ich sehe nach deinem Bad.“
„Ich brauche kein Bad. Ich möchte lieber ein wenig schlafen.“
Er ließ den Morgenmantel auf das Bett gleiten. „Dann solltest du das hier anziehen.“
„Um darin zu schlafen?“
„Nein. Um in dein Zimmer zurückzugehen.“
Verständnislos starrte sie ihn an. „Du willst nicht, dass ich bleibe?“
„Ich würde sagen, es ist schon genug Schaden angerichtet worden.“ Er lächelte kühl. „Und das Opfern von Jungfrauen war nie nach meinem Geschmack. Daher halte ich es für besser, wenn du The Grange morgen verlässt.“
„Aber …“
„Befürchtest du, dein Geld nicht zu bekommen, wenn ich unsere Vereinbarung auflöse?“
Nein, die Gründe für ihren Protest waren viel komplexer. Gründe, die sie selbst noch nicht richtig verstand. Und denen sie sich lieber nicht stellen wollte.
Sie hob das Kinn. „Natürlich, was sonst?“
„Keine Sorge, Darling.“ Er klang fast gleichgültig. „Du bekommst dein Geld.“
Hätte er sie geohrfeigt, könnte sie nicht schockierter sein. Oder sich erniedrigter fühlen. Sie hatte nach Bestätigung gesucht, stattdessen erfuhr sie Zurückweisung. Aus einem unerfindlichen Grund fühlte sie plötzlich, wie etwas in ihr abstarb.
Herr im Himmel, was passiert mit mir?
Um darüber nachzudenken, fehlte jetzt die Zeit. Nun ging es nur darum, diesen Raum zu verlassen, mit dem letzten Rest an Stolz, der ihr noch geblieben war. Bevor sie etwas sagte, das sie später bitter bereute.
Er darf nie erfahren, wie ich fühle, dachte sie.
Sie klaubte den Rest ihrer Würde zusammen und fand den Mut, aufzustehen und den Rücken durchzustrecken.
„Danke. Dann war es ja fast für etwas gut.“
Und damit ging sie zur Tür hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
8. KAPITEL
Sehr ruhig und sehr gefasst ging Adrienne zu ihrem Zimmer. Doch sobald sie die Tür hinter sich schloss, ließ sie sich dagegenfallen und rang um Atem, als hätte sie einen Marathon hinter sich.
Sie konnte sich so viele Erklärungen und Gründe zurechtlegen, wie sie wollte. Die Wahrheit lautete, sie war zu Chay gegangen, weil sie ihn wollte. Und nicht nur körperlich. Auch ihr Verstand und ihr Herz hatten sich ergeben.
Selbst der Traum, das Durchleben ihres Kindheitstraumas, hatte nichts daran geändert. Dass sie ausgerechnet heute Nacht zu ihm gegangen war, ergab überhaupt keinen Sinn. Dennoch hatte sie es getan. Und sich ihm angeboten, und er hatte genommen, was sie ihm anbot.
Und sie anschließend weggeschickt.
Wie unerträglich grausam. Grausamer als alles andere, was er ihr je angetan hatte.
Es half auch nichts, sich daran zu erinnern, dass sie jetzt frei war. Im Endeffekt hatte sie gewonnen. Doch wenn so ein Sieg aussah, dann wollte sie nie eine Niederlage erleben.
Den seidenen Morgenmantel ballte sie zusammen und warf ihn in die hinterste Ecke des Schranks. Sie wollte ihn nie wieder ansehen. Morgen würde sie ihn im Kamin verbrennen.
Ihr Körper fühlte sich seltsam fremd an. Chays Duft lag noch auf ihrer Haut. Wenn sie je wieder in Ruhe schlafen wollte, musste sie diesen Duft loswerden. Zusammen mit den anderen, viel intensiveren Erinnerungen.
So lange hatte sie unter den Ereignissen aus der Vergangenheit gelitten, jetzt musste sie mit den Bildern von Chays Händen und seinem Mund auf ihrer heißen Haut zurechtkommen. Mit der Sehnsucht nach ihm, die sie hilflos machte.
Sie hatte nie geahnt, wie sehr man sich nach einem anderen Menschen sehnen konnte. Sich zu sagen, dass es nur an sexueller Frustration lag, dass es jeder Mann hätte sein können, bedeutete schlichtweg Selbsttäuschung.
Denn Chay hatte immer zu ihrem Leben gehört. Erst als Freund, dann als Gegner und nun als Liebhaber.
Adrienne stellte sich unter die Dusche und rieb sich mit einer Bürste ab, bis ihre Haut am ganzen Körper prickelte, dann trocknete sie sich ab und schlüpfte in den alten grünen Bademantel. Er war abgenutzt und bequem. Und tröstend, dachte sie bedrückt.
Viel zu aufgewühlt, um zu schlafen, rollte sie sich auf dem Sessel zusammen. Der schwache Duft von den Rosen hing in der Luft. Adrienne atmete ihn tief ein und versuchte, sich zu beruhigen, sich einen Plan zurechtzulegen.
Ihre finanzielle Zukunft war gesichert. Das Cottage blieb ihr, und mit der Firma konnte sie weiter auf dem bisherigen Erfolg aufbauen. Und genau das hatte sie doch gewollt.
Doch
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