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Das Geheimnis des Nostradamus

Das Geheimnis des Nostradamus

Titel: Das Geheimnis des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Flacke
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die Hölle fahren!«, vollendete Marie leise.
    »Ich sagte ihm immer: Deine Seele kommt doch nicht in den Himmel, nur weil du schneller zustechen kannst… Aber dann hat er nur spöttisch seinen Mund verzogen.«
    »Er ist im Heer von Franz I. nach Italien mitgezogen?«, fragte Marie.
    Lucie nickte und rieb sich über ihre wund gescheuerten Hände, die die Salbe schon ganz in sich aufgesogen hatten. »Jeder Ritter hatte zwei Bogenschützen und zwei Diener. Die mussten ihn wieder aufrichten, wenn er in voller Rüstung vom Pferd gestoßen worden war. Und dann gab es noch einen Fünften…«
    »Dein Bruder?«
    »Ja. Der Fünfte… war der Schlachter. Er musste dem feindlichen Ritter, wenn der vom Pferd gestoßen war, unter dem Harnisch die Kehle durchschneiden. Oder seinen Herrn verteidigen, wenn sonst jemand es versuchen sollte…« Lucie rieb sich verstohlen über die Augen. »Pierre war ein unverbesserlicher Sturkopf. Er wollte Ehre und Sieg…«
    Marie legte tröstend den Arm um Lucie, die verloren in sich zusammengesunken war, und streichelte ihr über das verklebte Haar.
    »Bestimmt kommt er wieder«, sagte Marie leise und biss sich auf die Lippen. »Ganz bestimmt!« Sie wollte nicht weinen. Jetzt nicht!
     
     
    Inzwischen war es dämmrig geworden. Die ersten Ölfunzeln schimmerten durch die Fenster der Wohnhäuser, flackernde Laternen wurden vor Tavernen aufgehängt.
    Plötzlich wurde ein schmächtiger Alter aus einer Gaststätte gedrängt. Er fiel zu Boden, rappelte sich aber schnell wieder auf, um zu flüchten. Einer versetzte ihm eine schallende Ohrfeige, sodass er wieder zusammenbrach. Die anderen, die einen Kreis um ihn gebildet hatten, johlten und klatschten rhythmisch in die Hände. Jetzt rappelte sich der Alte wieder hoch. Der Schein der Laterne fuhr über sein angstverzerrtes Gesicht, sein weißlicher Bart schimmerte auf wie ein Gespinst aus brüchiger Seide.
    »Du verfluchte Judensau«, spottete einer mit honigsüßer Stimme. »Es schickt sich nicht für einen gottverdammten Wucherer wie dich, Geld von einem ehrlichen Christen zurückzuverlangen!«
    »In Spanien würdest du auf dem Scheiterhaufen brennen«, plärrte ein anderer mit krächzender Stimme.
    »Dann wollen wir ihm doch mal einen kleinen Vorgeschmack geben!«, feixte ein Dritter übermütig, während er eine Pechfackel an der Kerzenflamme in der Laterne entzündete. Einer hatte den Alten an den dürren Oberarmen gepackt, ein anderer umfasste mit eisernem Griff sein Kinn. Der mit der lodernden Fackel schlenderte langsam auf ihn zu.
    Marie sprang entsetzt auf. Sie spürte, wie ihr Herz anfing zu rasen. »Was machen die da?«, schrie sie. »Das dürfen die doch nicht!«
    Lucie presste ihre Hand auf Maries Lippen. »Pst, sei still. Oder willst du, dass sie dich auch noch packen?«
    Der mit der Fackel hielt die lodernde Flamme unter die Bartspitze des Alten. Das Feuer flammte auf, loderte hoch und suchte sich neue Nahrung. Ein greller Schrei hallte über den Platz. Jetzt ließen sie den Alten frei, der davonrannte und in wilder Panik nach seinem brennenden Gesicht schlug.
    Marie lehnte ihren Kopf an Lucies Schulter und fing ungehemmt an zu weinen. Das Schluchzen erschütterte ihren ganzen Körper, während diesmal Lucie sie tröstend in die Arme nahm.
    »Die Köpfe und Herzen der Menschen sind vergiftet von bösartigen Gerüchten«, raunte sie Marie zu. »Hast du von dem Edikt von Fontainebleau gehört? Der Spielmann hat darüber berichtet.«
    »Ein Edikt? Das muss ganz neu sein, oder?« Marie wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Schmutzschlieren zogen sich über ihre Wangen. »Und was steht da drin?«
    »Maurice meinte, es sei gegen Ketzereien aller Art gerichtet. Überall würden Hospitäler und Apotheken geschlossen, weil ja viele Ärzte Juden oder Hugenotten sind. Einer wurde sogar von der Inquisition angeklagt, weil er angeblich eine papsttreue Kranke umgebracht haben soll!«
    Maries Blick schweifte in die Ferne, unheilvolle Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Was wäre, wenn hinter der Kutte wirklich Manuel gesteckt hatte? Es hatte sich doch schon herumgesprochen, dass sich Nostradamus hier in Bordeaux aufhielt. Würde Manuel ihn der Inquisition ausliefern?
    »Was ist eigentlich mit den bekehrten Juden, ich meine die, die getauft wurden…«, fragte sie plötzlich.
    Lucie schüttelte den Kopf. »Hinter denen sind sie auch her. Und wenn sie zehnmal bekehrt und zwanzigmal getauft sind. Es ist das jüdische Blut, das in ihren Adern

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