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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich mein Schwert heraus und hielt es einem Seemann an die Kehle. Aber niemand bemerkte mich. Meine verzweifelten Schreie hinauf zu den Beamten im Leuchtturm waren vergeblich. Um diese Tageszeit hatten die Hafenbeamten dort oben zu viele Schiffe in Sicht.
    Seeleute warfen sich auf mich, ohne auf die Gefahr für ihren Kameraden zu achten. Ihre Reaktion erfolgte automatisch. Diese Männer waren gewohnt, rasch zu handeln. Sie machten sich nicht die Mühe, mich zu entwaffnen. Ich wurde zur Reling gezerrt und einfach darübergeworfen.
    Wie die Kriegsschiffe hatte auch die Liburne Ausleger. Diese vom Rumpf ausgehenden Vorbauten sind für Kriegsschiffe mit mehrreihigen Ruderbänken Standard, doch normalerweise unnötig für Monoremen. Aber wenn sie mit einem Kampf rechneten, wie es zum Beispiel ein Piratenschiff tun würde, schützten Ausleger die Ruder davor, vom Feind durchbrochen und zerstört zu werden. Zumindest rettete es mich davor, in den Teich zu plumpsen. Ich fiel auf einen Ausleger, aber als ich nach dem Dollbord griff, rutschte mir mein Schwert aus der Hand. Es glitt durch den Spalt neben dem Rumpf und fiel ins Wasser.
    Als ich selbst in Gefahr war, zwischen den Halterungen für die Ruderkastenreling hindurchzurutschen, beschlossen die Illyrier, mich wieder an Bord zu ziehen, bevor ich Schaden anrichten konnte. Messer wurden gezogen. Ich war nicht begierig darauf, aufgeschlitzt zu werden, während ich an dem fragilen Gestänge hing. Als sich Hände ausstreckten, ließ ich mich hochziehen. Ich kraxelte vom Ausleger zur Deckreling und fiel dann wieder an Bord.
    Sie würden mich nicht in voller Sichtweite des Landes töten. Diesmal vertäuten sie mich am Mast, um mich aus dem Weg zu haben. Ich beruhigte mich. Als mein Herz wieder gleichmäßig schlug, schätzte ich meine Situation ein. Nach dem, wie das Schiff beladen und bemannt war, schien klar zu sein, dass Cotys eine längere Fahrt plante.
    »Wo segelt ihr hin?«, krächzte ich einem vorbeikommenden Seemann zu.
    Sein Gesicht verzog sich zu einem boshaften Grinsen. »Wir fahren nach Hause, Falco.«
    Zum Hades. Diese Dreckschweine nahmen mich nach Illyrien mit.

L
    N iemand an Land konnte meine Misere mitbekommen haben. Hoffnung auf Verfolgung und Rettung verblasste rasch.
    Die liburnische Galeere war ein weiterer Schiffstyp, den ich aus einem vorherigen Abenteuer kannte. Camillus Justinus und ich hatten einst ein solches Schiff auf einem Fluss in Germania Libera befehligt. Ein Junge mit gut plazierten Freunden, dieser Justinus. Einer dieser Freunde war eine schöne Priesterin in einem germanischen Wald. Die verlorene Liebe, über die er nie mit seiner Frau Claudia sprach. Die Priesterin war zufällig in Besitz einer liburnischen Galeere gewesen (was sie nützlicher machte als viele meiner verlorenen Lieben!) und hatte sie uns ausgeborgt …
    Diese Liburne aus Dyrrhachium hatte die klassische Leichtigkeit ihres Schiffstyps, und sie brachte es auf eine anständige Geschwindigkeit. Das Deck reichte nur über die Hälfte des Schiffes, und trotz meiner beschränkten Erfahrung erkannte ich, dass sie so tief im Wasser lag, als wäre sie voll beladen. Wer wusste schon, welche illegale Ladung sich unter Deck verbarg, wobei ich es mir allerdings vorstellen konnte. Diese Schiffe sind regelrechte Flitzer, groß genug, um sich sicher zu fühlen, aber hervorragend geeignet für Erkundungen, Flussfahrten – oder Piraterie. Auf hoher See kann eine Liburne aus dem Nichts heranrauschen, ein schwerbeladenes Handelsschiff überholen und es entern, bevor Verteidigungsmaßnahmen ergriffen werden können.
    Bald segelten wir aus dem Hafen, passierten die Tibermündung und schwenkten nach Süden entlang der Küste. Es war ein wunderbarer Tag zum Segeln, mit der Nachmittagssonne, die auf den blauen Wellen unter einem wolkenlosen Sommerhimmel glitzerte. Die anmutigen Villen der Reichen säumten die Küste wie Spielzeughäuser.
    Sobald wir unterwegs waren, wurde ich vom Mast losgebunden und zum Spielen nach vorne zu Cotys gebracht. Er baute sich vor mir auf, die Augen leuchtend vor Erwartung. Seine Männer zogen mir höhnisch den Mantel aus, ein einfaches, funktionales Kleidungsstück, dass ich zur Tarnung trug, nicht aus modischen Gründen. Nach ihrer exotischen Aufmachung zu schließen, hätten sie es alle vorgezogen, einen Lebemann in schicken Seidenklamotten gekascht zu haben.
    Cotys war bereit, die rituelle Demütigung durchzuziehen. »Also, was haben wir hier? Wie war noch mal dein

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