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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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waren mit dem Schutt der während Neros Großem Brand in Rom zerstörten Häuser aufgefüllt worden, aber der Abraum ließ das Gelände nur noch ungastlicher wirken. Das meiste Salz wurde jetzt nördlich des Flusses gewonnen, doch es gab immer noch ein paar Salinen hier, wie seit der Frühzeit der römischen Geschichte. Die Hauptstraße verlief über einen erhöhten Dammweg. Der Tiber musste sich in einiger Entfernung zu unserer Linken befinden. Eine frische Brise wehte über die Ebene, als wir eintrafen, aber wenn sie gelegentlich aussetzte, brannte die Sonne herunter. Wind und Sonne waren die Werkzeuge der Salzgewinnung.
    Auf den Marschen zu unserer Rechten standen die gedrungenen Flechtwerkhütten der Salinenarbeiter zwischen glitzernden rechteckigen Trockenbecken. Bei einer der Hütten warteten klapprige Karren darauf, ihre uralte Handelsware über die Salzstraße nach Rom zu befördern. Hügel funkelnder Salzkristalle waren neben einem Wendeplatz aufgeschichtet, wo die Karren beladen wurden.
    Niemand war zu sehen. Alle waren zum Gaffen hinübergelaufen.
    Das Wrack lag auf der anderen Seite der Hauptstraße. »Sie warten besser hier«, riet einer der Vigiles Helena, aber sie blieb an meiner Seite. Wir gingen über eine Rampe auf die Marsch hinunter. Der ausgetretene Pfad unter unseren Füßen hatte einen weißen Schimmer. Wir bewegten uns vorsichtig, falls es rutschig war. Die schlimmste Gefahr bestand darin, sich den Knöchel in einem Sumpfloch zu verrenken.
    Überall befanden sich Kristallisierungsbecken, wenn sie auch auf dieser Seite der Straße unbenutzt wirkten. Es gab keinen Grund, auf dieser Straße anzuhalten, außer man hatte in den Salinen zu tun. Ein Liebhaber könnte vielleicht sein Mädchen hierherbringen, um sich irgendwo in Ruhe zu vergnügen, doch dann müsste er gehört haben, dass der Mond in dieser Nacht besonders romantisch scheinen würde.
    Hier absichtlich mit einem Streitwagen von der Straße abzubiegen war total dämlich. Der Boden war vollkommen aufgeweicht.
    Vögel flogen über uns hinweg, als wir zum Ort der Tat hinübergingen. Wir konnten nur zwei Radspuren sehen, wo das Fahrzeug in einer langen Kurve über das salinische Überschwemmungsgebiet gerast war, wobei es tief in den feuchten Boden eingesunken war und die dürftige Vegetation zerdrückt hatte. Erstaunlich, dass der Streitwagen es so weit geschafft hatte, ohne sich komplett festzufahren. Vielleicht hatte er eine Menge Hilfe gehabt.
    Die traurigen Kadaver der beiden einst so prächtigen Rappen lagen neben dem Fahrzeug. Eine Menschentraube hatte sich darum versammelt. Das eine Rad des Streitwagens war abgebrochen, das andere stand schräg. Von der Straße aus würde man denken, der Wagen wäre nur hinuntergerast und zusammengebrochen. Aus der Nähe meinte ich, dass sich jemand mit einem Schlegel an der Karosserie zu schaffen gemacht hatte.
    Petronius Longus sprach mit ein paar Einheimischen. Als er uns kommen sah, bedeutete er mir mit einer Geste, Helena zurückzuhalten.
    »Bleibt da.«
    »Nein, ich komme.«
    »Du musst es wissen.«
    Die Vigiles, die uns mitgenommen hatten, machten sich sofort an die Aufgabe, für die sie ausgebildet waren – sie drängten die Gaffer zurück. Die Salinenarbeiter waren verhutzelte kleine Männer von besonderem Aussehen und hatten wenig zu sagen. Ihre Ahnen hatten Äneas auf dieselbe Weise angestarrt, wie sie jetzt uns anstarrten. Ihre Vorfahren hatten den alten Vater Tiber gekannt, als er noch ein junger Bursche war. Andere unter den Zuschauern waren Vertragsfahrer, die die Menschenmenge gesehen und ihre Karren auf der Straße angehalten hatten. Die Männer standen herum, die Daumen in die Gürtel gehakt, und taten ihre Meinung kund. Karrenfahrer wissen immer über alles Bescheid – und haben für gewöhnlich von nichts eine Ahnung.
    Ich ging hinüber zu Petronius. Wir gaben uns kurz die Hand.
    Helena war direkt zum Streitwagen gegangen, aber er war leer. »Wir mussten nach der Leiche suchen«, murmelte Petro, doch sie hielt wie immer die Ohren gespitzt und hörte ihn. »Komm und schau sie dir an.«
    Er führte uns über die Marsch, weg von der Menschentraube. Als wir außer Hörweite und unsere Füße patschnass waren, sahen wir ein Stück entfernt etwas liegen. Helena rannte los, blieb aber in schockierter Überraschung stehen. »Das ist nicht das Mädchen!«
    Plötzlich brach sie in Tränen aus. Verwirrt blieb ich neben ihr stehen. Es war eine Art Erleichterung, nicht auf Rhodope zu

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