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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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über den Fluss fegte. Nik war dankbar für seine neuen wollenen Hemden und Jacken, die ihm Olivia gemacht hatte. Die Musik wurde schneller und die kleinen Hände des Mädchens schlängelten sich um ihren Körper und schwappten wie Wellen vor den Bauch des Bären und wieder zurück.
    Nik betrachtete sie mit offenem Mund, bis die Musik verstummte und der breitschultrige Mann, der Flöte gespielt hatte, den Bären an seinen Ketten wegführte. Das Mädchen schüttelte noch einmal seine langen Haare und kleine Glöckchen klingelten leise an ihren Schultern. Dann verbeugte sie sich und ging mit einem Hut durch die Menge. Nik hörte Geschrei hinter sich und drehte sich um. Zwei Männer purzelten aus einem Zelt, in dem Hunde kläfften, und schlugen blind aufeinander ein. Nik wich zurück, um nicht zwischen die Streitenden zu geraten.
    Er wollte nun einen anderen Teil des Jahrmarkts erkunden und wandte sich dem südlichen Ufer der Themse zu, als er ein Mädchen in der Menge entdeckte. Während alle umstehenden Menschen sich zu dem Kampf der beiden Männer umgedreht hatten, beobachtete sie ihn.
    Das Mädchen kam ihm eigenartig vertraut vor, doch er wusste nicht, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Sie bemerkte seinen Blick und zog die wollene Mütze tiefer ins Gesicht. Dann drehte sie sich um und duckte sich unter den Stoffen eines Zeltes hinweg. Dabei fielen Nik die langen, zu einem Zopf geflochtenen roten Haare auf, und er erinnerte sich an sie. An seinem ersten Tag in London hatte sie unter dem Galgen gestanden, an dem ein Mann namens Conrad oder dessen Mörder hingerichtet worden war. Den Schrecken und die Trauer in ihren Augen hatte Nik nicht vergessen können und in den letzten Monaten hin und wieder an das fremde Mädchen und ihre großen braunen Augen gedacht.
    Die Sonne war unbemerkt hinter der grauen Wolkendecke untergegangen und die Dämmerung tauchte den Jahrmarkt in trübes Licht. An einigen Zelten wurden Fackeln aufgestellt und Kerzen in gläsernen Krügen, die sie vor dem Wind schützten.
    Das flackernde Licht brach sich auf dem weißen Eis und den roten Wangen der Londoner.
    Nik genoss es, langsam von den Menschen zwischen den Buden und Bühnen über die Themse geschoben zu werden.
    Als er nach den Körben der Händler Ausschau hielt, um etwas zu essen zu kaufen, entdeckte er einen Puppenspieler. In der letzten Stunde war Nik an mehreren Bühnen vorbeigekommen, auf denen Geschichten erzählt, gesungen oder mit Figuren Theater gespielt wurde, aber keine war so schillernd und geheimnisvoll gewesen wie diese.
    Mehrere Fackeln steckten im Eis und bildeten einen Halbkreis vor einer mannshohen hölzernen Kiste. Sie hatte ein Dach, das in der Form einem Zelt ähnelte, war jedoch mit unzähligen bunten Borten und glitzernden Stickereien verziert.
    Darunter lagen sich zum großen Finale zwei bezaubernde Puppen in den Armen und küssten sich überschwänglich. Sie hatten kleine geschnitzte Köpfe mit langen Nasen und trugen zierliche Kleider aus knisternder Seide.
    Als die Puppen sich verneigten, warfen die Menschen Münzen in einen Krug vor der Kiste und zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen über das Eis.
    Nik trat dichter heran und sah sich die hübschen Gesichter aus der Nähe an.
    Jemand nieste und Nik schrak hoch. Hinter der Kiste hatte sich ein Mann aufgerichtet. Er trug schwarze Kleider und sein bärtiges Gesicht war mit Kohle geschwärzt. Er nieste noch einmal.
    »Gott segne Euch«, sagte Nik, ohne nachzudenken, auf Niederländisch, so wie seine Mutter es ihm beigebracht hatte.
    Der Puppenspieler hob fragend die Augenbrauen. Nik wiederholte den Wunsch in englischer Sprache.
    »Du bist ein höflicher Junge«, stellte der Mann lächelnd fest. »Ich danke dir.« Er sprach langsam und bemüht deutlich und verschwand dann mit den Puppen hinter der Kiste.
    Nik ging um die Bühne herum und beobachtete, wie der Puppenspieler eine große Holzkiste öffnete. Liebevoll legte er die Puppen hinein und deckte sie wie kleine Kinder zu.
    Nik hätte es nicht gewundert, wenn er ein Lied angestimmt und die Kiste in den Armen gewiegt hätte.
    »Sie sind wunderschön«, sagte Nik und zeigte auf die kleinen Darsteller.
    Der Puppenspieler lächelte und deutete mit dem Daumen auf sich selbst. »Sie sind von mir«, sagte er wie ein stolzer Vater.
    »Macht Ihr die Puppen nur für Euch selbst?«
    Der Puppenspieler nickte und winkte Nik zu sich heran. Er hob den Deckel der Kiste und schob die beiden Puppen, mit denen er gespielt

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