Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
wenn ich gar nicht nach Hause will?“
„Das hier ist kein Ort für eine anständige Frau“, argumentierte Gero dumpf.
„Danke“, sagte sie. „Dafür, dass du mich eine anständige Frau genannt hast. Und im Übrigen wohne ich hier.“ Sie deutete mit dem Kopf auf eines der kleinen Fenster im ersten Stock der Taverne. „Dort oben ist meine Kammer. Und wenn du willst, können wir uns auf meinem Lager noch ein schnelles Vergnügen gönnen, bevor du den Hafen verlässt, um in diesen vermaledeiten Krieg gegen die Heiden zu ziehen. Überleg nicht lange“, riet sie ihm. „Niemand würde etwas bemerken.“
„Du bist verrückt.“ Gero schaute sie ungläubig an, und schon kämpften seine Dämonen mit seinem Gewissen, ob er diesem verlockenden Angebot nachgeben sollte.
Es war beileibe nicht so, dass er sie nicht begehrte, aber sie bereitete ihm eine ganze Menge Probleme, die er weiß Gott nicht gebrauchen konnte.
„Ich kann nicht“, krächzte er hohl und dachte nicht nur an sein Gelübde, dessen Erfüllung ab sofort eine tiefere Bedeutung für ihn hatte, sondern auch an Lissy, die ihn geradewegs in die Hölle zurückschicken würde, wenn er Warda nachgab und es danach auch nur wagen sollte, einen Fuß ins Paradies zu setzen.
„Du darfst nicht, würde es wohl besser treffen“, erwiderte sie enttäuscht.
„Dann küss mich wenigstens noch einmal, bevor ich dich nie wiedersehe.“
Ganz plötzlich ging sie auf ihn zu und legte ihre Arme um seinen Hals. Seine Knie wurden weich, als sie sich an ihn schmiegte und ihm die Entscheidung abnahm und seinen Kopf zu sich herunterzog.
Als ihre Lippen sich trafen und sie ihren Mund öffnete, um seiner Zunge Einlass zu gewähren, war es um seine Zurückhaltung geschehen. Die Wirkung des Kusses war so gewaltig, dass sein Glied zu bersten drohte, als er sie an sich riss und sein Mund mit ihrem verschmolz.
Am liebsten hätte er sie auf der Stelle hinauf in ihre Kammer getragen. Über sich selbst entsetzt, stieß er sie keuchend von sich.
„Nein!“, presste er schwer atmend hervor. „Ich habe meinen Eid nicht umsonst geschworen. Ich kann das nicht, und ich will es auch nicht.“
„Wie kommt es, dass mich dein Verhalten nicht überrascht?“, meinte sie schnippisch. „Deine Willensstärke und deine Ehrhaftigkeit sind genau die Gründe, warum ich mich in dich verliebt habe. Mir wird nie wieder ein Mann begegnen, wie du es bist. Schön, stark und so aufrichtig, dass es weh tut. Ich werde sterben, wenn du stirbst.“
„Ich werde nicht sterben, und irgendwann sehen wir uns wieder“, prophezeite er ihr, um den Abschiedsschmerz zu verkürzen.
Überaschenderweise akzeptierte sie seine Zurückhaltung und drückte ihn zum Abschied noch einmal fest an sich.
„Die Heilige Jungfrau und der heilige Georg sollen dich beschützen“, murmelte sie einigermaßen gefasst. Schließlich ließ sie ihn stehen wie einen begossenen Hund und ging ins Haus. Dort verschwand sie auf einer Treppe, die offenbar in die oberen Gemächer führte.
„Heilige Jungfrau, hab Dank dafür, dass du mir die Kraft gegeben hast, zu widerstehen“, murmelte Gero mit hart klopfendem Herzen und kehrte, wenn auch aufgewühlt, zu seinen zechenden Kameraden zurück.
„Was war los?“ Fabius musste schreien, um die Geräuschkulisse zu übertönen. „Du siehst aus, als hättest du in eine Zitrone gebissen.“
„Lass uns nicht darüber reden“, grollte Gero. „Bestell mir lieber einen doppelten Krug Wein.“
Kapitel VIII
A m nächsten Morgen war der Himmel von dahinjagenden Wolken bedeckt, und ein frischer Wind fuhr über die Hafenmole.
Gero hatte die ganze restliche Nacht nicht schlafen können, was zum Teil an der schlechten Luft im Dormitorium des Templerhauses von Famagusta gelegen haben mochte. Ganz bestimmt aber war auch der schwere Wein daran schuld, den er nach der unglücklichen Begegnung mit Warda in rauen Mengen hinuntergestürzt hatte. Anstatt zu vergessen, wurde er nun von unbändigen Kopfschmerzen geplagt, die ihm das Gefühl gaben, als würde sein Schädel jeden Moment von den Schultern rollen.
Mehr schlecht als recht packte er seine Sachen und war froh, dass ein junger Knappe ihm das Satteln von David abnahm. Wenigstens das Meer verhielt sich ruhig, als sie nach dem Frühessen im strahlenden Sonnenschein damit begannen, Pferde und Gepäck in „Die Rose von Aragon“ zu verladen.
Der grauhaarige Kommandant schlug Gero herzlich auf die Schulter. „Du siehst nicht gut aus, Junge“,
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