Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
was man deutlich sehen konnte, da sie eine viel dunklere, fast rötliche Farbe besaßen.
Für einen Moment glaubte Gero sich im Paradies, als er beim Einlaufen des Schiffs in den befestigten Hafen in die Sonne blinzelte. Das tiefblaue Meer, der warme Wind und eine Abgeschiedenheit, die auf ihre Weise erlösend wirkte. Solange er sich nicht nach rückwärts wandte, wo sich in Sichtweite die Küste des Heiligen Landes erstreckte. Dort, wo die Heiden bereits auf sie zu lauern schienen.
Die schwere Kette, die normalerweise das Hafenbecken gegen ungebetene Besucher schützte, war heruntergelassen worden, und langsam glitt „Die Rose von Aragon“ der Kaimauer entgegen. Am Ufer warteten bereits hilfreiche Hände darauf, das vergleichsweise riesige Schiff an einem passenden Verladeplatz zu vertäuen. Am anderen Ende des Hafens lagen zwei kampfbereite Kriegsgaleeren, mit denen die Templer vorbeifahrenden Mameluken sämtliche Schätze zu rauben vermochten, wie Le Puy seinen staunenden Passagieren beiläufig erklärte.
Eines Boten bedurfte es nicht, der ihre Ankunft ankündigte. Von den Festungsmauern konnten die wachhabenden Brüder die gesamte Insel überschauen, deren Ausmaße tausendfünfhundert Fuß Breite und zweitausend Fuß Länge nicht überschritten.
Gero ließ seinen Blick über die Festung und das vorgelagerte Fischerdorf streifen. Kleine Hütten und weiß getünchte Häuser, die mit ihren bunten Türen nicht den Eindruck erweckten, zu einem Räubernest zu gehören. Ein friedfertiger Ort, dessen Bewohner sich im Schatten der gewaltigen Ordensburg anscheinend in Sicherheit wiegten. Am Hafen saßen ein paar Männer und flickten ihre Netze. Nackte Kinder spielten auf den Steinen, und Frauen in schwarzen Gewändern trugen Körbe und Amphoren auf dem Kopf.
Von der Festung herunter hallte Baulärm, der die Ruhe dieser friedlichen Kulisse ebenso empfindlich störte wie dessen Verursacher. Gewaltige Flaschenzüge und Esel in riesigen, hölzernen Rädern, die sie vorantrieben und zentnerschwere Steine und Mörtel nach oben auf die Festungsmauern beförderten, passten so gar nicht in diese Idylle. Auf dem westlichen Teil der Insel weideten ein paar Ziegen und Kühe auf kargen Feldern. Auf der dahinterliegenden Nordostspitze erhob sich ein alter Aussichtsturm, der schon lange vor Erscheinen des Ordens erbaut worden war.
„Willkommen zu Hause“, begrüßte de Chinsi seine neue Verstärkung, nachdem „Die Rose von Aragon“ angelegt hatte und das Bugtor geöffnet worden war, um Pferde und Ausrüstung an Land zu bringen. Bepackt bis an die Zähne, führten Gero und seine Kameraden die Pferde zur Festung, gefolgt von einem Pulk einfacher Ordensleute, unter denen sich nun auch Warda befand, und einigen braun gewandeten Brüdern der Verwaltung, denen man ansehen konnte, dass sie sich unter all den schwergerüsteten Kriegern vollkommen fehl am Platze fühlten. De Chinsi empfahl den fünfzig neuen Streitern Christi, sich bei einem der wachhabenden Ordens-Kommandeure zu melden, deren Zuständigkeit in zwei Schichten wechselte. Zurzeit versahen vier Kommandeur-Leutnante ihren Dienst auf der Festung, die je ein Bataillon von dreißig Ordensrittern unter sich hatten, wie de Chinsi ihnen noch auf Zypern erklärt hatte. Hinzu kamen einhundertfünfzig syrische Bogenschützen oder auch Turkopolen, wie sie wegen ihrer orientalischen Herkunft genannt wurden, aber auch sie waren ausnahmslos Christen.
„So sieht man sich wieder“, bemerkte Hugo d’Empures, als er Gero und seine Kameraden beim Empfang des Ordensmarschalls mitten im Burghof erblickte, auf dem es zuging wie auf einem gut besuchten Basar. Männer und Frauen jedweder Herkunft liefen durcheinander, und vom Schmied über den Bäcker bis zum Barbier schien alles vorhanden zu sein, was ein zivilisiertes Leben von nahezu neunhundert Menschen garantierte. Fanfaren ertönten, die normalerweise zur Warnung eingesetzt wurden, so laut, dass auch der Letzte im Keller die Rückkehr des Oberhauptes der Templerfestung von Antarados gewahrte. Im Nu traten Bogenschützen, Ritter und Sergeanten in Reih und Glied an, um Bartholomäus de Chinsi die Ehre zu erweisen. Ein beeindruckendes Schauspiel, das Gero und seine Kameraden in Begleitung ihres neuen und alten Vorgesetzten bestaunten.
„Abtreten!“, donnerte de Chinsi über den Hof, nachdem er die Männer mit einer kurzen Ansprache begrüßt hatte. Während sich die Masse an Menschen wieder ihren eigentlichen Aufgaben widmete, wandte
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