Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
bemerkte Le Puy lachend. „Ihr habt wohl zu heftig Abschied gefeiert, was?“
Gero nickte mit einem gequälten Lächeln, und anstatt zu antworten, gab er nur ein Grunzen von sich.
„Schön zu sehen, dass ihr es alle bis zur Weihe geschafft habt“, versuchte Le Puy ihn zu trösten. „Versprecht mir, schon möglichst bald sämtliche Heiden das Fürchten zu lehren.“
„Versprochen“, murmelte Gero, kaum fähig zu reden, und schaute sich nach seinen Kameraden um, die wie er draußen am Kai auf den Befehl zum Ablegen warteten. Neben den Ordensrittern tummelten sich noch etliche Knappen und weitere Bedienstete des Ordens an der Verladerampe, die auch nach Antarados verlegt wurden. Hier und da munkelte man schon, die Felsenfestung im Meer solle früher oder später zum Hauptsitz des Ordens erklärt werden. Beinahe wären Gero in all dem Gewusel die fünf Frauen in langen schwarzen Gewändern, die mit ihren Taschen auf einem Eselskarren in Richtung Schiff holperten, gar nicht aufgefallen.
Erst als sich eine von ihnen vergeblich abmühte, ihr schweres Gepäck vom Karren zu wuchten, und kein anderer half, überwand Gero seinen elenden Zustand und ging zu ihr hin, um ihr beizustehen. Als sie zu ihm aufblickte und ihr schwarzes Kopftuch verrutschte, hätte er vor Schreck beinahe die Tasche fallen lassen.
„Warda?“
„Maria“, verbesserte sie ihn. „Mein Name ist Maria. Schon vergessen?“
„Was in Gottes Namen tust du hier?“, stieß er mühsam hervor. „Waschen“, antwortete sie und setzte ein lakonisches Lächeln auf.
„Waschen?“, krächzte er ungläubig.
„Nicht jetzt und nicht hier, sondern auf Antarados. In der Festung. Ich habe mich vom Orden als Wäscherin anwerben lassen.“
Gero sah sich hastig um, was in seinem Kopf einen Schwindel verursachte. Trotz seiner Pein wollte er sichergehen, dass er nicht beobachtet wurde. Es war nicht schicklich, als Ordensritter in aller Öffentlichkeit eine längere Unterhaltung mit einer fremden Frau zu führen.
„Wer hat dir das erlaubt?“, fragte er und bemerkte zugleich, wie die Wut in ihm hochkochte. Was bildete sie sich eigentlich ein, sich in eine solche Gefahr zu bringen, nur um ihm zu folgen?
„Ich wüsste nicht, dass es dazu irgendeiner Erlaubnis bedarf. Schon gar nicht von dir“, erwiderte sie. „Schließlich bin ich nicht verheiratet, und offenbar hatte der Orden gegen meine Einstellung nichts einzuwenden.“
„Das kannst du nicht tun“, erklärte er unbeeindruckt. „Was ist, wenn sie im Orden herausfinden, dass du in der Taverne der Engel gearbeitet hast?“
„Wer außer dir könnte das wissen?“, fragte sie mit einem lasziven Augenaufschlag.
„Hugo zum Beispiel. Er versieht seinen Dienst auf Antarados ebenso wie Robert. Was ist, wenn sie dich wiedererkennen?“
„Beide können wohl schlecht zugeben, woher sie mich kennen. Außerdem will ich dort ein neues, keusches Leben beginnen. Das steht mir ebenso zu wie Hugo oder wem auch immer.“ Mit verbissener Miene drängte sie ihn zur Seite und nahm ihm die schwere Tasche ab. „Und jetzt lass mich durch, ich muss an Bord gehen.“
Ungeachtet irgendwelcher Beobachter folgte er ihr und riss ihr die Tasche aus den Händen. „Wenn du denkst, du könntest mir auf Antarados nachstellen, muss ich dich leider enttäuschen. Wir werden die meiste Zeit auf dem gegenüberliegenden Festland verbringen und gegen die Heiden kämpfen.“
„Keine Sorge“, erwiderte sie mit blitzenden Augen. „Ich hab mich erkundigt. Außer den einhundertzwanzig Ordensrittern befinden sich noch über hundert syrische Bogenschützen auf der Insel. Hinzu kommen mindestens dreihundert Ruderknechte und sonstige Bedienstete des Ordens. An Männern, die mich in Versuchung bringen könnten, mangelt es also nicht.“
Darauf wusste Gero nichts zu erwidern. Entrüstet trug er ihr die Tasche an Bord und stellte sie auf ihr Geheiß vor der Luke ab, die in den Bauch des Schiffes führte, wo sich ihr Quartier für die Überfahrt befand.
Ohne ein Wort des Dankes stieg sie, gefolgt von ihrer jungen Begleiterin, die Treppe hinab. Auch wenn die Ordensritter ihre Unterkunft genau auf der anderen Seite hatten, ahnte Gero bereits, dass sein Leben in Wardas Gegenwart nicht eben einfacher werden würde.
„Habe ich gerade eine Fata Morgana gesehen, oder war das unsere Tänzerin von gestern Abend?“, fragte Fabius, der dicht hinter ihm stand, mit verhaltener Stimme. „Das ist doch die geheimnisvolle Schöne aus der Taverne der
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