Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Aussage ihres Mittelsmannes, der unerkannt unter der hiesigen Bevölkerung lebte, hatten ihre Gegner dort ein umfangreiches Waffenlager angelegt, das es zu erbeuten galt.
„Keine Überlebenden!“, lautete die Parole, die Ordensmarschall de Chinsi bei der morgendlichen Besprechung ausgegeben hatte. Worauf die Ritter im Chor mit dem üblichen „De par Dieu!“ – „Im Namen Gottes!“ geantwortet hatten. Ebenso gut hätte de Chinsi „Erschlagt sie alle!“ rufen können. Womit auch Bedienstete der Heiden gemeint waren, die in der Regel nichts mit dem eigentlichen Kampf zu tun hatten. Jedoch hatte man in der Vergangenheit zunehmend schlechte Erfahrungen gemacht, wenn man bei solchen Überfällen Diener und Sklaven verschonte. Nicht selten holten sie Hilfe herbei oder verrieten Strategie und Ausrüstung des Gegners an die Obrigkeit, wie man aus den Berichten von Spionen wusste.
Also machte Gero sich innerlich auf ein Blutbad gefasst, wie er es in letzter Zeit öfter erlebt hatte. Deshalb war er beinahe dankbar dafür, dass sie bei Nacht angriffen, damit er nicht das ganze Ausmaß des Elends mit ansehen musste. Außerdem blieb zu hoffen, dass die Mameluken schliefen und die Sache schon allein deshalb möglichst schnell erledigt war.
Als sie beinahe geräuschlos den Hügel hinaufschlichen, hinter dem sich das Lager verbarg, schlug sein Herz wie üblich härter als normal. Neben ihm ritt Nicolas, dem es inzwischen als selbstverständlich erschien, dass Gero die Rolle seines Schutzengels übernahm.
Im Schein der Feuerkörbe, deren Licht aus der Senke heraufloderte, war Hugos Arm, den er zum Zeichen des unmittelbar bevorstehenden Angriffs erhob, gut zu erkennen. Mit einer schnellen Bewegung ließ er ihn herabsausen und gab damit das Signal zum Lospreschen, und schon schossen sie mit ihren Gäulen, ohne einen Laut von sich zu geben, über die Hügelkuppe. Doch als sie die Senke erreichten und ihre Schwerter in die ersten schlafenden Leiber stießen, mussten sie zu ihrer Verblüffung feststellen, dass sich unter den Zelten und Decken keinerlei Leben verbarg.
„Eine Falle!“, zischte Struan, noch bevor Gero zu Bewusstsein kam, dass etwas nicht stimmte.
Verwirrt schaute er sich um und vernahm im gleichen Moment ein surrendes Geräusch, das sich zwischen ihm und Nicolas seinen Weg in die Nacht bahnte. Nicolas stierte immer noch dem rasch davonfliegenden, kleinen Feuerball hinterher, dem nun ein regelrechter Feuerregen folgte.
„Schilde!“, brüllte Hugo d’Empures, und Gero riss seinen schwarzweiß bemalten Holzschild in die Höhe, wobei er nicht nur seinen Körper, sondern auch Hals und Kopf von David zu schützen versuchte. Sein Arm zitterte unter den einschlagenden Pfeilen, und es grenzte an Zauberei, dass das Pferd nicht getroffen worden war. Von irgendwoher hörte er ein Aufstöhnen. Rasch überzeugte er sich von Nicolas’ Unversehrtheit, der noch immer wie eine Kröte unter seinem Schild kauerte. Entschlossen packte er den Zügel von dessen Hengst und gab seinem eigenen Pferd die Sporen. Im gleichen Moment brüllte Hugo d’Empures die Anweisung, sie sollten sich an den Rand des Kessels verteilen, bis weitere Befehle folgten.
Gero überlegte nicht lange und preschte mit Nicolas im Gefolge zu einem grob zusammengezimmerten, hölzernen Unterstand. Eine gute Entscheidung, denn nun strömten von überall Angreifer über die Kämme der umliegenden Hügel. Mit einem lauten „Allahu Akbar“, wie es bei den Heiden üblich war, stürzten sie sich auf die verblüfften Christen.
„Heilige Jungfrau“, stotterte Nicolas mit seiner weibischen Stimme, „was machen wir nun?“
„Kämpfen!“, grunzte Gero. „Bleib immer bei mir, dann wird dir nichts geschehen.“ Entweder sterbe ich zuerst, dachte er grimmig, oder du bleibst auf jeden Fall am Leben.
„Wir warten, bis die Heiden im Kessel angekommen sind“, riet er Nicolas. „Sie werden ja wohl kaum ihre eigenen Leute von oben mit brennenden Pfeilen beschießen.“
Nicolas nickte im Schein eines Feuerkorbes, und Gero konnte sehen, wie seinem franzischen Kameraden vor Furcht die Lippen bebten. Als die ersten Mameluken herangestürmt kamen, überließ Gero seinem nervösen David die Zügel und preschte ihnen entgegen. Unzweifelhaft war es ein Vorteil, dass sowohl er als auch das Pferd vollkommen schwarz waren. Nur die metallische Panzerung des Tieres und sein schwarzweißer Schild verrieten sie im flackernden Feuer. Trotzdem reichte das Überraschungsmoment
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